Zwölf Autor*innen aus zwölf Ländern präsentieren ihre Debütromane im Literaturhaus Schleswig-Holstein
Es dauerte nicht lange, bis sich die Stuhlreihen mit Literaturenthusiast*innen füllen. Erwartungsvolles Getuschel herrschte am 23. Mai im Literaturhaus Schleswig-Holstein, denn schon bald sollten der Innensaal und das Außenzelt von den verschiedenen Sprachen der zwölf europäischen Autor*innen erfüllt werden. An diesem Abend fand das Lesefest im Rahmen des Festivals des Debütromans, veranstaltet vom Literaturhaus und dem Centre Culturel Français de Kiel (CCFK), zum 22. Mal statt. Die Autor*innen stellten an diesem Abend Auszüge ihrer Debütromane vor, die sowohl in ihrer Originalsprache als auch in einer deutschen Probeübersetzung vorgelesen wurden.
Ein Fest der Kulturen, Sprachen und Literatur
Bevor die Zuhörer*innen jedoch auf diese faszinierende literarische Reise durch Europa aufbrachen, wurden sie von Literaturhausleiterin Britta Lange, Staatssekretär Guido Wendt und der Leiterin des CCFK Charlotte Bousquet mit Ansprachen begrüßt. Diese betonten die Bedeutung des Festivals für den transnationalen Austausch und die Förderung der Literatur.
Die präsentierten Werke boten eine faszinierende Vielfalt an Themen und Stilen, die von essayistischen Erkundungen der Identitätsfindung bis hin zur Kapitalismuskritik aus der Sicht einer Kassiererin reichten. Ein herausragendes Beispiel war Jonas Eriksson aus Dänemark, der nicht nur als Türsteher und professioneller Mixed-Martial-Arts-Kämpfer bekannt ist, sondern auch als Autor glänzt. Sein Werk „Der Weg nach Hause„, ursprünglich als Jugendbuch über Piraten angedacht, entführt die Leser*innen in die Kolonialzeit Dänemarks und eine ungewollte Neuorientierung im Leben.
Ein weiteres Highlight dazu war das humorvoll-aufklärende Werk „tieftiefblau“ der niederländischen Autorin Nikki Dekker. Mit ihrer stilistischen Mischung aus Erzählung, Naturbuch und Essay zieht sie auf eine ehrliche und nachempfindbare Weise Parallelen zwischen der Unterwasserwelt und der identitätssuchenden Protagonistin, die das Publikum oft zum Schmunzeln brachte.
Sprachmelodien ziehen in ihren Bann
Während der Lesungen äußerten die Teilnehmer*innen ihre Begeisterung über die Vielfalt der Sprachen und Kulturen, die an diesem Abend präsentiert wurden. Gleichzeitig lauschten sie gebannt den unterschiedlichen Sprachmelodien, die selbst dann fesselnd waren, wenn die Sprache nicht verstanden wurde.
So freute sich eine Zuhörerin auf einen finnischen Text in Originalsprache. Dass sie Finnisch nicht beherrsche, mache ihr nichts aus, denn allein der Klang der Sprache sei faszinierend genug. Eine weitere begeisterte Teilnehmerin schwärmte davon, endlich mal so viele verschiedene Sprachen wieder am Stück hören zu können, da diese in den Medien meistens direkt unter der deutschen Synchronisation untergingen. Durch die Vielfalt der Sprachmelodien tauchte das Publikum in unterschiedlichste Welten ein. Die im Anschluss vorgelesenen deutschen Übersetzungen boten dazu alternative, mindestens genauso spannende Interpretationen der Texte.
Grenzenlose Begeisterung: Literatur im Austausch
Das Lesefest war nicht nur eine Gelegenheit, literarische Werke zu entdecken, sondern auch ein Fest der Kulturen, Sprachen und Literatur. Auch nach den Lesungen wurden die Gespräche in den Pausen fortgeführt, voller Neugier und Interesse an der Vielfalt der Literatur, Kulturen und Sprachen Europas. Es war ein Abend des interkulturellen Austauschs und der europäischen Vielfalt, der die Grenzen der Sprache und Literatur überschritt und noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Magdalena ist 19 Jahre alt und studiert Kunstgeschichte und Französisch im Profil Fachergänzung. Sie ist seit Beginn des Wintersemesters 2023 beim Albrecht dabei.