Ein Einblick in die Queercastlandschaft

Bin ich queer? Möchte und kann ich mich mit dem dazugehörigen Label identifizieren? Und falls ja, bin ich überhaupt queer genug? Diesen und noch viel mehr Fragen stellen sich die Hosts Melanie Büttner und Sven Stockrahm des Zeit-Podcasts Ist das Normal? gemeinsam mit Gäst*in Janis Renner in ihrer am 15. August 2022 erschienen Folge: Ob queer oder nicht – du bist genug!. Die dazugehörigen Antworten können sich absolut hören lassen – definitiv eine Hörempfehlung! 

Melanie Büttner, Sexualtherapeutin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, und Sven Stockrahm, Ressortleiter von Zeit Wissen, gehen seit knapp sieben Jahren Fragen zu Sexualität, Identität und Beziehungen auf den Grund. Sie bringen ans Tageslicht, was von einem Großteil der Menschen – unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Normalität – in Jahrzehnten einer patriarchal-heteronormativ strukturierten Gesellschaft feinsäuberlich in den dunkelsten aller Schubladen vergraben und zu vergessen versucht wurde. Das Podcastduo begegnet dadurch der allgemeingesellschaftlichen Scham, schafft Sichtbarkeit und kommuniziert auf eine sensible und mitfühlende Art Themen, die vielen Personen Angst bereiten und Auslöser für eine Vielzahl an Vermeidungsmustern sind.  

Janis ist Psycholog*in, tätig am Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, und forscht zu E-Health-Lösungen in der Gesundheitsversorgung von Transpersonen. 

Die Podcastfolge startet mit einer fundamentalen Frage: „Was ist eigentlich queer?“, die jede*r auf ganz individuelle Weise für sich beantworten wird. Für Janis Renner bedeutet queer: „Eine Utopie, in der wir alle sein können, wie wir sind und wer wir sind; […] jede*r akzeptiert wird, alles normal ist.“ Gemein kann queer als Sammelbegriff gesehen werden, der nicht-heterosexuelle oder nicht cis-gender Personen vereinigt. 

Wenn mensch mal ganz ehrlich ist, wirkt durch diese Betrachtungsweise die vermeintliche Minderheit gar nicht mal mehr so minder. Denn wer queer in Form von ‚queering’, also als Durchbrechen von Konventionen versteht und auf Geschlecht, sexuelle Identität oder Beziehung bezieht, erkennt, dass dann vermutlich nicht mehr so viele Personen übrigbleiben, die nach cis-heteronormativen Werten ihr Leben verleben; zumindest in jüngeren Generationen.  

Dem Hochstapler*innen- oder Imposter-Syndrom, also dem in Selbstzweifeln begründeten Gefühl, nicht genug zu sein, treten die Hosts und Gäst*in klar entgegen. Die Botschaft: Ob zum Beispiel lesbisch, schwul, bi-, pan- oder asexuell auf sexueller Ebene; beispielsweise non-binär, gender expansive, fluid, intergeschlechtlich oder trans auf Ebene des Geschlechts oder durch polyamore, offene Beziehungen oder Freundschaft+ auf Ebene der Beziehungsmodelle oder auch ganz ohne Label – unabhängig davon: Du bist immer queer genug, wenn du dich als queer identifizierst! 

Beispiele für Personen, bei denen eventuell das Imposter-Syndrom reinkickt, findet Janis viele. Die Person, die sich in einer Findungsphase befindet oder auch Personen, die pan- oder bisexuell sind und aktuell in einer von außen heterosexuell erscheinenden Beziehung leben. Sie alle können Probleme damit haben, sich queer zu erleben, weil sie äußerlich nicht als solches wahrgenommen werden. 

Wie unsinnig es ist, dass wir versuchen, anhand des Äußeren einer Person auf ihre potentielle Queerness zu schließen, und warum wir alle – ob queer, oder nicht – unter den Erwartungen unserer cis-heteronormativen Welt leiden, erfahrt ihr in der Folge (überall, wo es Podcasts gibt).  

Weitere queere Podcastempfehlungen:  

  • Queer Collective Podcast: beispielsweise die Folge vom 18. Januar 2024 „The ENTIRE History Of Trans People” 
  • Queer Movie Podcast: beispielsweise die Folge vom 08. Februar 2024 „Saltburn (Queer Erotic Thriller)“ 
  • Queer as Fact 
  • Queerkram 
  • The Queer Family Podcast 
  • Queerbeet: ein queerer Popkultur Podcast 
  • Queer Revier – der LGBTQ+ Podcast 

Chiara studiert seit dem Wintersemester 23/24 Psychologie im Master. Seit dem Sommersemester 2024 ist sie Teil der Albrecht-Redaktion und des Social Media Teams.

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