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Der Escape-Room Sanctuary of Stillness an der CAU sammelt spielerisch Daten 

Zeitdruck, Diskussionen und viel Durcheinander: Wer schon mal einen Escape-Room gespielt hat, weiß wie hektisch es werden kann und wie viele Ansätze es für diese eine kleine Aufgabe gibt, an der alle seit zehn Minuten verzweifeln. Doch am Ende findet sich die Lösung trotzdem noch, die Tür öffnet sich und das Spiel nimmt seinen Lauf. 

Doch nicht nur für die Spielenden ist ein Escape-Room ein Heidenspaß. Von außen lässt sich viel beobachten: Wie reagieren Menschen auf verschiedene Sinnesreize? Welche Unterschiede gibt es hierbei? Wie trägt dies zum Lösen der verschiedenen Rätsel bei? Und warum zählt die Gruppe nicht eins und eins zusammen und löst mit dem Hinweis, der schon mehrere Male über den Lautsprecher wiederholt wurde, endlich mal das Rätsel? Diese Fragen versucht eine Gruppe Forschender mit dem Escape Room zu beantworten.  

Rätselraum im Blick der Wissenschaft 

Das Ganze lässt sich auch wissenschaftlich aufziehen und auswerten. Dafür gibt es seit Herbst letzten Jahres einen Escape-Room an der Uni. Seit Oktober hat der in einem Bürogebäude im hinteren Teil des Wissenschaftsparks befindliche Raum wieder geöffnet. Unter dem Namen Sanctuary of Stillness – also einem Heiligtum der Stille – werden Unterschiede in der Wahrnehmung von Sinnesreizen und (audio-)sensorischen Fähigkeiten getestet.  

Erhoben werden die Daten nicht aus Jux und Tollerei. Der Escape-Room basiert auf wissenschaftlichen Konzepten und Modellen und ist Teil eines Forschungsprojektes am Lehrstuhl für Personal und Organisation des Instituts für Betriebswirtschaftslehre. Momentan schreiben zwei Studierende ihre Masterarbeit dazu. Mehr wissenschaftliche Veröffentlichungen sind geplant, auch weitere Abschlussarbeiten sollen in Zukunft folgen. 

Das Sanctuary of Stillness ist der zweite Escape-Room, den es an der Uni gibt. Mit dem ersten wurde 2022 zu einem ähnlichen Thema geforscht. Allerdings war dieser erste Escape-Room nicht optimal für die Beantwortung der Forschungsfragen konzipiert, sodass ein neuer Raum entwickelt wurde. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, einer der größten Einrichtungen zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland. Zusammen mit zahlreichen Akteuren der Uni, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, und einem niederländischen Unternehmen, welches sich auf den Bau von Escape-Rooms spezialisiert hat, wurde das Sanctuary of Stillness errichtet. 

Die Forschung mithilfe eines Escape-Rooms ist in Deutschland neu und bisher kaum genutzt. Ein »Alleinstellungsmerkmal«, nennt Christoph Reinert, Doktorand, der das Projekt mitbetreut, die Forschung mit dem Raum. Menschen verhalten sich in einem Escape-Room natürlicher, berichtet er. Die Teilnehmenden seien es aus normalen, nicht-wissenschaftlichen Escape-Rooms gewöhnt, dass sich Kameras um sie herum befinden.  

Im Anschluss an die Forschung soll der Raum weiter genutzt werden. Er sei zu aufwändig und kostspielig gewesen, um einfach zu verstauben, ergänzt Reinert. Dann sollen Unternehmen die Möglichkeiten bekommen, Teams zum Thema effektivere Zusammenarbeit spielerisch zu trainieren. Das Training richtet sich an bestehende Teams von Unternehmen aus der Region und der Uni selbst. 

Cleaner Industrielook im Wissenschaftspark 

Was Spieler*innen in dem Raum erwartet, was die Aufgaben und was die Lösungen sind, dürfen wir hier nicht verraten. Explizit wird darauf hingewiesen nicht über den Inhalt des Escape-Rooms zu sprechen, wenn man ihn weiterempfiehlt. Zu viel Vorwissen würde das Spielerlebnis beeinflussen und die Studienergebnisse verfälschen. Wir selbst haben ihn auch getestet und waren positiv überrascht. Was sich anfangs wie ein trockener Testraum angehört hat, entpuppte sich als spaßiger und informativer Ausbruch. Noch bis Juli können Gruppen von vier bis zwölf Menschen den Escape-Room spielen. 

Mehr Infos über Lage, Hintergründe und Anmeldung finden sich auf der Webseite des ›Kiel Experimental Economic Laboratory‹

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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