Neuauflage des Campusfestivals
Es ist 17 Uhr und es regnet in Strömen. Die Besucher*innen gehen langsam in die Mensa I oder stellen sich unter die Ausschankwagen. Das Campusfestival 2024 läuft da schon drei Stunden. Bis dahin war das Wetter angenehm, die Sonne kam ab und zu heraus und die Workshops wurden sehr gut angenommen. Jedoch fehlten bisher die Besucher*innen. Sonderlich viele waren bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekommen.
Das Festival wird organisiert und finanziert vom AStA. Weitere Gelder kommen von der Stadt Kiel, einem Programm des Bundesbildungsministeriums und verschiedenen Sponsoren. Die Universität stellt lediglich die Infrastruktur.
Zwei Tage vorher treffe ich mich mit Dennis und Toni aus dem Orga-Team des Festivals vor dem Audimax. Gerade surrt eine Drohne im Testflug über den Christian-Albrechts-Platz. Wir sind verabredet, um über Erwartungen, Wünsche und organisatorische Hintergründe zu reden, aber auch um mögliche Schwierigkeiten soll es gehen.
Im Januar hat ein 20-köpfiges Orga-Team mit der Planung begonnen. Während des Festivals werden noch circa 100 Freiwillige dazustoßen, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten sollen. Dabei ist das Ganze geplant als Auftakt für weitere Veranstaltungen. Vor der Coronapandemie gab es deutlich mehr kulturelle Events auf dem Campus. Eine Neuauflage des Campusfestivals war eines der Antrittsversprechen des AStA-Vorstandes. Der Christian-Albrechts-Platz soll wieder belebt werden.
Soweit sieht die Planung aus. Doch es gibt natürlich auch jede Menge Faktoren, auf die die Veranstalter*innen wenig oder gar keinen Einfluss haben. Wie kommt das Festival an? Wie wird das Wetter sein? Und am wichtigsten: Wie viele Besucher*innen werden kommen? Dennis und Toni erklären, sie haben alles in ihrer Macht Stehende getan, um ein erfolgreiches Festival zu ermöglichen. Intern haben sie ein Ziel von 2500 Besucher*innen ausgegeben, das wären circa 10 Prozent der Studierendenschaft. Für mich klingt das nach einem ziemlich hochgesteckten Ziel.
Grell rockt das Campusfestival
Der Regen wird etwas weniger. In der Mensa I frage ich die Menschen, was sie bisher von dem Festival halten und insgesamt ist die Stimmung gut. Das Programm wird als abwechslungsreich bewertet, die Getränkepreise werden gelobt – das Bier kostet 2,50 Euro – und auch der Instagram-Auftritt findet Anklang. Um 18 Uhr geht es auf der Hauptbühne weiter mit der Band Grell. Von dieser erhoffen sich die Veranstalter, dass sie nochmal mehr Besucher*innen anziehen wird.
Die Alternative Rock Band Grell stammt aus Neumünster und erfreut sich steigender Beliebtheit. Auf der Kieler Woche werden sie zweimal auftreten. Musikalisch verbinden sie harte Riffs mit Rap und melodischen Refrains. Schon der Soundcheck bläst einen fast weg. Die Stimmung der Lieder wird durch die Performance der Band hervorragend rübergebracht. Schnell bildet sich ein Moshpit. Durch die Intensität des Auftritts vergesse ich den noch andauernden Regen. Sollte Grell ihr Potenzial vernünftig ausnutzen, wird der Band eine große Zukunft bevorstehen.
Nach dem Auftritt füllt sich das Campusfestival immer weiter und auf der Wohnzimmerbühne, der zweiten Bühne, spielt das Waldgeist Kartell. Auch dort ist die Stimmung super und viele Besucher*innen tanzen zu deren gesellschaftskritischer Musik. Ein als Wikinger verkleideter Mann ruft mit seinem Horn zur Schatzsuche auf. Zudem hört es auf zu regnen. Das Festival scheint auf seinem Höhepunkt angekommen zu sein.
Vielfältiges Programm
Später treffe ich Toni wieder, als sie Müll vom Rasen aufsammelt. Ich frage sie nach einem vorzeitigen Fazit. „Trotz des Wetters sind viele gekommen. Außerdem sind die Bühnen in Betrieb geblieben.“ Den Stress für das Orga-Team schätzt sie als ‚normal’ ein. Sie haben nur gutes Feedback von den Besucher*innen bekommen, die insbesondere die Organisation und das vielfältige Programm hervorhoben.
Mittlerweile rappt auf der Hauptbühne das Coastside Collective. Sie sind der bisher schwächste Auftritt des Festivals. Acht Männer hüpfen zu belanglosen Texten, die mit zu viel Autotune performt werden über die Bühne. Also gehe ich zur Wohnzimmerbühne, auf der es nach und nach viele interessante Künstler*innen zu entdecken gibt.
Wird das Festival erneut stattfinden?
Kurz vor dem Auftritt des Headliners Layla aus Berlin begegne ich Dennis. Im Hintergrund leuchten die Fenster des Unihochhauses atmosphärisch in verschiedenen Farben auf. Er beschreibt das Festival als großen Erfolg, wobei ihn das diverse Publikum mit vielen Kindern und älteren Leuten gefreut hat. Außerdem lobt er die Freiwilligen und meint, er wird sich für eine Neuauflage einsetzen.
Mit einer spektakulären Feuershow endet das Campusfestival 2024. Insgesamt waren geschätzt 1 300 Gäste da. Gleichzeitig haben 600 Menschen den Vorplatz des Audimax besucht. Das Festival hat Lust auf mehr gemacht und hatte viele tolle Acts zu bieten. Sollte es jedes Jahr stattfinden, könnte so eine feste Institution des Unilebens etabliert werden.
Tore studiert Politikwissenschaft und Philosophie an der CAU. Er ist seit dem April 2024 beim ALBRECHT.