A21-Ausbau sorgt auf der Straße und im Stadtrat für Diskussionen
Rund 300 Menschen demonstrierten am 16. März gegen den Ausbau der B404 zur A21 und der Zerstörung des Grüngürtels im Kieler Süden. Zu der Fahrraddemo hatte das Grüngürtelbündnis, zu dem unteranderem FridaysforFuture, StudentsForFuture, Greenpeace, BUND, NABU, TKKG, VDC und ADFC gehören, aufgerufen. Der Demozug legte auf seinem Weg vielerorts den Verkehr lahm und sorgte, obwohl es ein Sonntag war, für viel Rückstau. Den Schlusspunkt der Demo setzte eine legale Abseilaktion zweier Aktivist*innen von der Brücke im Krusenrotter Weg.
Straßenbahn statt Autobahn

In der Kritik steht das Autobahnprojekt A21. Bisher noch im Kieler Süden beginnend als B404, soll ebendiese zu einer Autobahn ausgebaut werden. Das Grüngürtelbündnis positioniert sich klar dagegen. Aus ihrer Sicht ist der Plan nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus stadtplanerischer Perspektive falsch. Viel mehr fordert das Bündnis eine Erweiterung des ÖPNV-Angebots in Kiel und das Festhalten an sowie den schnellen Bau der Stadtbahn. Ziel ist es, Kiel in eine ruhigere, lebenswertere Stadt mit weniger Unfällen und Verkehrstoten, weniger Schadstoffemissionen und gesünderen Umgebung zu wandeln, schreibt das Bündnis.
Das Gebiet rund um die B404 im Kieler Süden ist geprägt von Kleingärten und dem Grüngürtel mit dem Viehburger Gehölz. Bei einem Ausbau müssten etliche Gärten abgerissen oder verkleinert werden und es gäbe einen bedeutsamen Einschnitt in den Grüngürtel. »Das ist die grüne Lunge des Kieler Südens. Wir werden den Straßenbau hier verhindern. Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten«, sagte ein*e Aktivist*in bei der Demo. Dazu müsste eine Nebenstrecke gebaut werden – so sieht es das Gesetz vor. Jede Autobahn braucht eine Ausweichstraße. Die ist an der Brücke über die Bahnstrecke in Kiel-Kronsburg angedacht. Entlang der vorhandenen Bahnstrecke soll sie über die Straße Tonberg Anschluss an den Theodor-Heuss-Ring finden. Quer durch ein Gebiet, welches von Kleingärten geprägt ist. Zudem verläuft dort momentan noch der Hörn-Eidertal-Wanderweg entlang.
Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten
»Diese Autobahn soll in Kiel enden, die Autos rasen in die Stadt und dann? Parkplatzmangel, verstopfte Straßen, schlechte Luft. Wie kann es sein, dass Politiker*innen weiterhin in solche zukunftsunfähigen Projekte investieren und dafür unsere Grünflächen, Kleingärten und Sportplätze abreißen?!«, sagt die Aktivist*in Emma. Kritisch wird auch die Verteilung des potenziellen erhöhten Verkehrsaufkommens in Kiel gesehen. Die A21 würde am Barkauer Kreuz enden. Der Verkehr müsste entweder auf dem Theodor-Heuss-Ring weiterfahren, der chronisch überlastet ist und gerade zur Rush Hour eher einem Parkplatz als einer Bundesstraße gleicht, oder stadteinwärts fahren. Viel Platz für das zusätzliche Aufkommen an Fahrzeugen gäbe es nicht. Wie die Stadt Kiel selbst schreibt, rollen täglich um die 100 000 Autos über den Theodor-Heuss-Ring. Dabei ist die Straße nur für 80 000 ausgelegt.

Wenn Bund und DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) in Vergangenheit über die Zukunft der A21/B404 berichtet haben, war auch immer von einer Südspange die Rede. Geplant ist sie zur Entlastung des Barkauer Kreuzes. Sie soll den Knoten Karlsburg, wo die Neue Hamburger Landstraße und B404 aufeinandertreffen, und den Theodor-Heuss-Ring in Höhe der Segeberger Landstraße verbinden. Notwendig wäre ein Ausbau zu einem Autobahnkreuz. Dem würden viele der Kleingärten, Wege und Grüngebiete zum Opfer fallen. Von der Planung der Südspange wurde jedoch in einem Gutachten der DEGES, aufgrund gestiegener Kosten, erstmal abgesehen. Als Absage ist dies jedoch nicht zu verstehen.
Kiel kann nicht selbst entscheiden
Ob die B404 ausgebaut wird, liegt am Ende nicht in den Händen der Kieler Ratsversammlung. Bund und Land haben beim Ausbau der deutschen Fernstraßen die Oberhand und brauchen nicht die Genehmigungen einzelner Städte. Sie scheinen sich schon auf den Ausbau festgelegt zu haben. Trotz dessen regt sich Widerstand im Rat. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hat beim Ministerium in Berlin angemerkt, dass der grün-rote Rat Kiels sowie der SSW gegen den A21-Bau sind. Sie fordern einen Ausbau der B404 zu einer vierspurigen Bundesstraße. Dadurch müsse keine Nebenstrecke gebaut werden, die den Kieler Grüngürtel verkleinern würde. Das Problem aus Kieler Sicht: Anders als beim Autobahnausbau müsste die Stadt Kiel die Kosten des B404-Ausbaus selbst tragen.
Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.