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Von Fake News, KI und dem Einfluss von Medien auf die US-Wahl 

Etwas mehr als zwei Monate ist es her, seitdem feststeht, dass Donald Trump am 20. Januar zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt wird und wieder in das Weiße Haus einzieht. Der diesjährige Wahlkampf war unter anderem geprägt von rapiden Kandidat*innenwechseln, provokativen Schlagabtäuschen und vor allem einem großen Informationskampf, hauptsächlich über die sozialen Medien. 

Wird der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten immer radikaler? 

Was sich schon seit den frühen 2000ern erkennen lässt, ist nun auf den Höhepunkt gekommen. Die politische Polarisierung, vor allem nach Rechts, lässt Menschen immer radikaler denken. In solchen Zeiten ist es leichter für die Gegenseite, Unterschiede zu verstärken und mithilfe der Medien weiter zu polarisieren. Anstatt des ›Wir-Denkens‹ kann es so leicht zum ›Wir-gegen-die-Denken‹ kommen. 

Dass Medien einen sehr großen Einfluss auf Menschen haben, ist für die meisten nichts Neues. Die ›Wahlkampfbühne Social Media‹ ist jedoch vor allem bei den letzten Wahlen prägnant in den Vordergrund gerückt. Knapp ein Drittel der Wahlkampfgelder floss in den Posten Social Media, vor allem um jüngere Wähler zu erreichen, Diskussionen anzuregen und Präsenz zu zeigen. Viele Politiker*innen heutzutage haben eigene TikTok-, Instagram- oder X-Accounts, womit sie direkt ihre Zielgruppe ansprechen und eine noch größere Reichweite erlangen können. Dadurch und durch Anzeigen hat sich Social Media zu einem Fokus im Wahlkampf entwickelt.   

Ein zweischneidiges Schwert im Wahlkampf  

Plattformen wie X, TikTok oder bis zur letzten Wahl auch Facebook können mit ihrer immensen Reichweite und Algorithmen große Menschenmengen erreichen und werden deshalb gezielt beim Wahlkampf eingesetzt. Doch es können Probleme entstehen, wenn die Plattformen selbst nicht mehr unabhängig agieren. So unterstützte Elon Musk, X-Inhaber und zukünftiger Leiter der Regierungseffizienzbehörde unter Trump, ihn massiv beim Wahlkampf. Er repostete Verschwörungstheorien und Falschinformationen, die vorteilhaft für Trump sind, verstieß somit gegen seine eigenen Richtlinien, verbreitete gezielt republikanische Inhalte häufiger auf seiner Plattform und erreichte damit fast eine Milliarde Menschen. Als viele bedeutende Demokrat*innen daraufhin X verließen, wurde die Plattform homogen politisch rechts, welches ein weiteres Risiko der politischen Spaltung und des Feindesdenkens darstellt. 

Fake News, KI und der Wahlkampf 

Wenn wissentlich verbreitete ›Fake News‹ auf algorithmusförderliche Bots treffen, durch diese weiterverbreitet und am besten noch mit einem von einer KI erstellten Bild untermauert werden, wird es schwierig, sich im Dschungel der (Falsch-)Informationen zurechtzufinden. Genau darauf bauten jedoch einige Anzeigen und Posts auf X. Da Social Media durch Algorithmen bestimmte ›Blasen‹ entstehen lässt, in denen eine ungleiche Informationsverteilung besteht, kann es schwierig werden, die Fälschung von der Realität zu unterscheiden – gerade dann, wenn die KI gute Arbeit geleistet hat. 

Und die Rolle der Zeitungen? 

Durch die ganzen offenen Meinungsplattformen und deren Reichweite haben vor allem die Zeitungen derzeitig stark zu kämpfen. Viele Amerikaner*innen wissen weder, welche Informationen im Internet vertrauenswürdig sind, noch vertrauen sie den öffentlichen Zeitungen. Und nun, auf Entscheidung des Eigentümers und Amazon-Inhabers Jeff Bezos, musste die Washington Post die bereits geschriebene demokratische Wahlempfehlung, welches eine langwierige Tradition ist, nur Tage vor der Wahl in den Papierkorb verschieben. Doch obwohl die Begründung, unparteiischer werden zu wollen, den Zahn der Zeit trifft, lässt der Zeitpunkt der Entscheidung schon fast auf eine mutmaßliche Absicht schließen. Wie bei Elon Musk und X bleibt nun die Frage, ob der Journalismus unabhängig sein kann, wenn solche Entscheidungen von einer Person getroffen werden können. 

Lisa ist seit dem Winter 2024 Redakteurin beim Albrecht und schreibt seitdem für das Kultur- und Gesellschaftressort.

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