Vergebliches Warten auf eine Antwort des Hochschulgruppenkoordinators

Wer sich neben dem Studium ehrenamtlich engagieren möchte, hat an der CAU die Möglichkeit dazu. Verschiedenste Hochschulgruppen zu gefühlt jedem erdenklichen Thema gibt es hier. Dir liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen? Es gibt eine Hochschulgruppe für dich. Du spielst gerne Dungeons and Dragons oder Magic the Gathering? Es gibt eine Hochschulgruppe für dich. Du bist großer Quidditch Fan und wolltest schon immer mal selbst spielen? Natürlich. Es gibt eine Hochschulgruppe für dich. 

Und wenn dich keine anspricht und du deswegen eine eigene Hochschulgruppe gründen willst, geht das selbstverständlich auch. Du brauchst kein Geld oder weitere Ressourcen dafür, sondern mindestens sieben Student*innen und musst dich nach erfolgreichem Gründungsplenum lediglich bei dem Hochschulgruppenkoordinator melden, der euch dann bestätigt. Gesagt, getan. Jetzt müsst ihr nur noch auf die Bestätigung warten. Manchmal sehr geduldig. Denn diese Bestätigung kommt selten. Auch sonst antwortet Lars Schäfer, der Hochschulgruppenkoordinator, eher sporadisch auf Mails.  

Als laufende Hochschulgruppe ist der Kontakt zu Lars Schäfer erstmal gering. Einmal pro Semester musst du dich als Hochschulgruppe rückmelden, dass es dich noch gibt. Eine Bestätigungsmail kommt da eher selten, was fairnesshalber auch bei der hohen Anzahl an Gruppen verständlich ist. Sobald aber eine Antwort nötig ist, gibt es Probleme. Eine eigene Mailadresse für die Hochschulgruppe? Macht das Rechenzentrum nur, wenn Lars Schäfer den Antrag dazu unterschreibt. In einer anderen HSG haben sich schon mehrere Menschen die Zähne an dem Versuch ausgebissen, die Unterschrift zu bekommen. Diesbezüglich warte ich auch noch auf eine Antwort. Die Mail wurde Ende 2022 geschrieben (…Lars Schäfer, falls du das liest: Bitte antworte mir mal!). 

Silent Treatment 

Aber eine fehlende Unterschrift für eine eigene Mailadresse ist noch verkraftbar. Blöd wird es nur, wenn es schon an der Gründung scheitert, weil niemand auf die Mails antwortet. Fünf Monate lang. Nur über Umwege und Hilfe von Dozent*innen, die die Idee unterstützten, und den/die Diversitätsbeauftragte*n Eddi Steinfeldt-Mehrtens, gab es eine Antwort. Eine Entschuldigung blieb leider aus. Zwei weitere, sich mittlerweile gegründeten Gruppen fragten die HSG nach Hilfe.  

Allerdings fühlen sich nicht alle so schlecht behandelt. In den Rückmeldungen der Hochschulgruppen über Lars Schäfer gab es auch eine, die sich durchweg positiv und zufrieden gezeigt hat. „Schnell erreichbar und immer bereit, sich unserer Probleme anzunehmen”, so die HSG.  

Phantom der Uni Kiel 

Eigentlich wäre hier ein Ausschnitt aus meinem Interview mit Lars Schäfer gekommen. Seine Sichtweise und seine Antworten auf die Probleme, über die Hochschulgruppen klagen. Aber nur eigentlich, denn dieser Artikel war auch für den Anfang des Semesters geplant. Bei der ersten Interviewanfrage bot er aufgrund von Krankheitsfällen einen Termin für einen Monat später an und schrieb, dass er sich nicht schriftlich äußern möchte, da das falsch verstanden werden könne. Legitim, aber seitdem herrscht Funkstille. Mehrere neue Anfragen verliefen im Sand und so muss dieser Artikel leider ohne Gegendarstellung bleiben. 

Wir haben versucht, das Phantom der Uni bildlich darzustellen. Vielleicht hat jemensch ihn schonmal gesehen. © Michelle Bande

Bedauerlicherweise ist die Thematik auch nicht neu. Das Thema fliegt schon lange durch die Redaktion und wenn Menschen auf Lars Schäfer angesprochen werden, kommt meist scherzhaft die Frage zurück, ob es Lars Schäfer überhaupt gäbe. Vor ein paar Jahren gab es den Versuch eines offenen Briefes seitens der Hochschulgruppe Südschleswig an die Uni. „Für viele Leute ist er ein Phantom”, so Mark von der Hochschulgruppe Südschleswig. Niemand kenne den Menschen und wer sein Büro besucht, werde enttäuscht auf einen leeren Stuhl blicken. Ein Grund dafür kann sein, dass Lars Schäfer Teil des Präsidiums ist und die Hochschulgruppenkoordination nicht seine einzige Aufgabe ist. Dazu gehört laut Uni die Bearbeitung der Postein- und ausgänge, Schriftgutablage, Anfertigung der Türschilder im Unihochhaus, das Anfertigen von Fotokopien und auch Scannen. Die Aufgaben, welche auch unter Büroarbeit abgetan werden könnten, sind nicht nur bei ihm so detailliert aufgeschrieben. Bei den meisten Menschen, die in der Stabstelle Präsidialbereich aufgelistet sind, werden die Aufgaben so komisch aufgeschrieben. Irgendwie unnötig, aber die Vorstellung, dass nur bestimmte Personen drucken können beziehungsweise Dürfen, ist schon lustig. Aber er hat neben der Büroarbeit auch viel zu tun, wenn es um das Thema Sitzungen vom Senat oder Wahlausschüssen geht, wie andere Menschen, die mehr in der Hochschulpolitik engagiert sind, berichten. Die Koordination der Hochschulgruppen scheint eher noch extra dazu gekommen zu sein und seitdem Frau Prof. Dr. med. Simone Fulda zurückgetreten ist, werden es nicht weniger Aufgaben geworden sein. Wenn dann theoretisch noch alle 86 Hochschulgruppen eine Mail schreiben, kann das nicht einfach nebenbei abgearbeitet werden. Überlastung und Unwille etwas zu ändern? Das Thema ist nicht neu und die Uni will gefühlt nichts daran ändern. Lars Schäfer ist in dem Fall nur das Gesicht nach außen, was stellvertretend für das Problem steht. Vielleicht wurde in den letzten Jahren auch an den falschen Stellen Geld eingespart, um dem Traum der Exzellenzuni alles unterzuordnen. Erfolgreich war das bisher nicht.  

Interessiert sich wer für Hochschulgruppen?

Wie wichtig der Uni ihre Hochschulgruppen sind, lässt sich zudem an der dazugehörigen Internetseite erkennen. Eine lange Liste der Hochschulgruppen, so als wären sie schnell aus Word rauskopiert worden. Wie aktuell diese Liste ist, ist fraglich. Bei einem Blick auf deren Internetseiten oder Social-Media-Kanäle sehen tendenziell einige davon inaktiv aus. Auch die Darstellung lädt nicht ein. Leblose Namen, meist ohne eine Verlinkung oder Erklärung, was sie sind.  

Dabei lebt eine Uni von ehrenamtlichem Engagement und bietet die Möglichkeit, sich für die eigenen Herzensthemen stark zu machen. Aber bisher wird das an der CAU nicht gelebt. Es gibt (noch) nicht, wie an anderen Unis, eine Studierendenhaus, in dem sich für ein Plenum getroffen werden kann. Eigene Räume als Zwischenlagerungsmöglichkeit für Aktionen oder zum selbst Einrichten und Gestalten sind kaum vorhanden und für die Sichtbarkeit von Hochschulgruppen wird wenig getan. Ja – es gibt eine Ersti-Messe, wo sich auch Hochschulgruppen vorstellen können, aber die ist nur einmal im Jahr. Wer da nicht kann, keine Lust hat oder es einfach verpasst hat, hat Pech gehabt und darf sich mühselig selbst über die Angebote informieren. Das ist ein Problem, für das Lars Schäfer nicht verantwortlich ist und selbst auch nicht viel daran ändern kann. Das ist ein Problem, das die Uni lösen müsste, es aber anscheinend nicht will. 

Autor*in
Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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