Wie Donald Trump mit neuen Medien eine junge Zielgruppe mobilisierte
Donald Trump tauchte während des Wahlkampfs immer wieder in Podcasts, Streams und Shows auf, die sich überwiegend an junge, konservative Männer richten. Was steckt dahinter und inwieweit verhalf ihm dies zu seinem Wahlsieg?
Ende Oktober 2024, also rund eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl, traf sich Donald Trump mit Joe Rogan, einem der bekanntesten Podcaster der Welt, um sich mit ihm in einem dreistündigen Podcast über seine Kandidatur, Außerirdische, die Ultimate Fighting Championship und vieles mehr zu unterhalten. Dieser Auftritt war Teil einer Serie von Trump-Gastauftritten in unterschiedlichsten Shows. Dazu zählen Besuche bei Theo Von, den Nelk Boys, Impaulsive und Adin Ross.
Alle diese Formate haben eines gemeinsam: sie bieten konservativen und auch kontroversen Meinungen eine Bühne und richten sich vor allem an eine junge Zielgruppe, die oft politisch unentschlossen oder eher traditionell orientiert ist. Die Zahlen sprechen dabei für sich: Joe Rogans Podcast mit Donald Trump erzielte allein auf YouTube innerhalb von zwei Tagen über 33 Millionen Aufrufe.
Auch die anderen Shows erfreuen sich großer Beliebtheit. So wurde etwa das YouTube-Video mit Trump von den Nelk Boys, die normalerweise eine Mischung aus Party-Vlogs, Pranks und Lifestyle Videos hochladen, über sieben Millionen Mal aufgerufen. Und dies sind allein die Aufrufzahlen auf YouTube – zusätzlich werden einzelne Ausschnitte dieser Videos auf Plattformen wie TikTok und anderen sozialen Medien verbreitet, wo sie erneut Millionen von Aufrufen generieren.
Dabei ging es in keiner der Shows um eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Fragestellungen, sondern vielmehr darum, Donald Trump eine Bühne zur Selbstdarstellung zu bieten. Angesichts des Ausbleibens kritischer Nachfragen oder deutlicher Anzeichen von Nervosität, wie im Falle der Nelk Boys, stellt sich die Frage, inwieweit journalistische Standards bei diesen Interviews eine Rolle gespielt haben.
Ein Stück weit lässt damit auch die Themenwahl erklären: Meistens ging es in den Interviews um alles andere als Wahlkampf, auch wenn Donald Trump es doch immer wieder schaffte, Wahlkampfrhetorik einzubauen. So schaffte er es beispielsweise bei Theo Von in zwei Sätzen von den UFC Champions auf Migrant*innen zu kommen, die seiner Meinung nach illegal in die USA gekommen seien.
Die Podcasts, die Kamala Harris besuchte, hatten dagegen allesamt eine deutlich geringere Reichweite. Sie war unter anderem bei Call Her Daddy zu hören, ein Podcast, der sich hauptsächlich an junge Frauen richtet. Ihr Auftritt dauerte 45 Minuten und das YouTube-Video wurde insgesamt 880.000 Mal aufgerufen.
Angesichts des Wahlergebnisses ist es keine allzu steile These, dass der Einsatz moderner Medien im Wahlkampf wohl eine entscheidende Rolle gespielt haben wird. Trumps gezielte Präsenz in populären Formaten war der Schlüssel, mit dem es ihm gelang, seine Botschaften einer jungen, bisher wenig angesprochenen Zielgruppe zu vermitteln und diese entsprechend zu mobilisieren.
Doch wie wirkte sich das auf das Image der Politiker aus?
Trump gelang es, sich als ›Bro‹ und die republikanische Partei als Vertreter der einfachen Leute zu inszenieren. Ein ähnlicher Ansatz der Demokraten, sich durch die Nominierung von Tim Walz als Vizepräsidentschaftskandidat als besonders volksnah zu präsentieren, schlug dagegen fehl: Wahlforscher*innen zufolge sahen viele Wähler*innen in den Demokraten weiterhin die Partei der liberalen Eliten.
Die Analyse der Wahlergebnisse zeigt, dass 54% der 18–29-Jährigen bei der Wahl am 6. November 2024 für Trump gestimmt haben. Außerdem gab es einen signifikanten Unterschied beim Wahlverhalten zwischen den Geschlechtern: 55 Prozent der Männer stimmten für Trump und 53 Prozent der Frauen für Harris.
Dieser Gender-Gap hatte sich bereits in den Wahlprognosen gegen Ende hin immer deutlicher abgezeichnet und könnte sich in zukünftigen Wahlen noch verstärken – auch beeinflusst durch den Wahlkampf in Podcasts und Streams.
Bjarne studiert Sozio-Ökonomik an der CAU und ist seit dem Oktober 2024 beim ALBRECHT.