Der Tag bricht an von Bestseller-Autorin Suzanne Collins
Jugendliche, die in einer dystopischen Zukunft von einem totalitären Regime gezwungen werden, vor laufender Kamera bei sogenannten ›Hungerspielen‹ gegeneinander zu kämpfen. Davon handelt Suzanne Collins‘ neuer Roman Der Tag bricht an, eine Vorgeschichte der Bestsellerreihe Die Tribute von Panem. Im Fokus steht Haymitch, der in der Original-Trilogie Katniss‘ Mentor während der 74. Hungerspiele ist. Die Hungerspiele sollen die Bürger*innen der zwölf Panem-Distrikte nach einer zerschlagenen Rebellion daran erinnern, dass sie dem Kapitol unterworfen sind. Anlässlich der 50. Hungerspiele wird Haymitchs größte Angst wahr: Er wird als Tribut ausgewählt und muss seine Familie und große Liebe verlassen.
Der Hype auf Social Media ist groß, jahrelang wurde auf das Prequel hingefiebert. Fans der Buchreihe erhoffen sich einen tieferen Einblick in Haymitchs Vergangenheit, der sich vom übel gelaunten, alkoholkranken Mentor zu einem der beliebtesten Charaktere entwickelt. Trotz seiner schroffen, zynischen Art wächst er den Leser*innen ans Herz, weil er loyal gegenüber Katniss ist und sich mit der Zeit immer verletzlicher zeigt. Haymitchs tragische Vergangenheit wird im Laufe der Trilogie bereits angeschnitten. In einem Interview mit ihrem Verlag Scholastic erzählte Collins, dass es etwas Neues für sie war, ein Buch zu schreiben, von dem Leser*innen der Original-Trilogie das Ende bereits kennen. Trotzdem wüsste niemand außer ihr, was Haymitch damals passiert ist und wie es dazu gekommen ist.
Gefühlsachterbahn bis zum Schluss
Mit jedem Hype geht die Angst einher, dass ein Buch den Erwartungen nicht gerecht wird. In diesem Fall ist die Sorge unbegründet: Der Tag bricht an ist eine emotionale Vorgeschichte, die aufgrund der Inhaltswarnungen für manche Menschen zu viel sein könnte. Ein erschütterndes Ereignis jagt das nächste, bis der Atem stockt und Tränen fließen. Manchmal fällt es schwer, das Buch wieder in die Hand zu nehmen mit dem Wissen, wie die Story ausgehen wird. Das macht den Reiz einer Vorgeschichte aus: Angezogen wie Motten vom Licht fliegen Leser*innen dem Ende entgegen, können nicht ausweichen oder weggucken.
Besonders berührend sind die Freundschaften zwischen Haymitch und Maysilee, Wyatt und Louella, die anderen Tribute aus Distrikt 12. Dieses Jahr treten bei den Hungerspielen 48 Jugendliche an, wegen des Jubiläums sind es doppelt so viele wie sonst. Sie wissen, dass es nur einen Überlebenden geben darf und einige von ihnen zu Mörder*innen werden müssen. Eine Extremsituation, in der sich manche verbünden, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, und andere zu Feind*innen werden. Auch weitere bereits aus früheren Büchern bekannte Charaktere tauchen in der Geschichte auf. So schafft es das Buch bis zum Schluss, immer wieder zu schockieren und zu berühren.
Die Macht der Inszenierung
Der Tag bricht an trifft den Nerv der Zeit. Wie Medien die Geschichtsschreibung und Gesellschaft beeinflussen, zeigt sich nicht nur in Büchern, sondern auch in der realen Welt. Propaganda-Aufnahmen über die Hungerspiele, gedreht von Menschen aus dem Kapitol, haben eine besondere Bedeutung im Buch. In Panem werden alle dazu gezwungen, sich die Hungerspiele wie eine Reality-Show live anzuschauen. Gegenüber Scholastic sagte Collins dazu, dass die Hungerspiele die beste Propaganda für das Kapitol sind. Die Bürger*innen des Kapitols sehen das, was sie sehen sollen und wollen.
Unschuldige Jugendliche werden als brutale, unzivilisierte Monster dargestellt. So rechtfertigt das Kapitol unter Präsident Snow seine autoritäre Regierung. Unterlegene Menschen müssen zu ihrer eigenen Sicherheit vom reichen Kapitol bevormundet werden. Das Leiden der einen unterhält die anderen: Die Hungerspiele sind für die Kapitol-Einwohner*innen eine Gelegenheit, sich zu betrinken und zu amüsieren. So spalten die Spiele die Gesellschaft, weil sich die Kinder der zwölf Distrikte gegenseitig umbringen. Dadurch wird es schwieriger, eine erneute flächendeckende Rebellion anzuzetteln. Haymitch zeigt deutlich, dass ihn das Verhalten der Menschen im Kapitol anwidert, und versucht, zu rebellieren. Er weiß, wie sehr Distrikt 12 leidet, und hofft darauf, dass irgendwann eine neue Zeit anbricht.
Der neue Roman ist ein Must-Read für alle Tribute von Panem Fans und für Menschen, die gerne packende Dystopien lesen. Auch auf die Filmadaption müssen Fans nicht mehr lange warten. Diese wurde von Lionsgate für den 20. November 2026 angekündigt.
11 von 12 Distriktpunkte.
Annika studiert Deutsch und Englisch im Master. Seit dem Sommersemester 2024 ist sie beim ALBRECHT. Außerdem ist sie Teil des Social Media Teams und unterstützt das Lektoratsteam.