Unabhängige Hochschulzeitung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Jetzt anmelden! Unser neuer
Newsletter

Neue Selbstbedienungskassen in Mensa I

In der Mensa I hat sich etwas verändert, als ich sie zum Beginn des neuen Semesters wieder aufsuche. Gerichte, die es schon seit Ewigkeiten im Angebot gibt wie Burger oder Chicken Nuggets, heißen auf einmal ›Street Food‹. Ein Hauch von New York weht so durch das in die Jahre gekommene Gebäude. Noch in Gedanken an die überraschende Umbenennung von ganz normalem Mensaessen erblicke ich die nächste Neuerung. Dort, wo letztes Semester noch Mitarbeitende des Studentenwerkes saßen und verlässlich die hungrigen Studierenden abkassierten, stehen auf einmal Selbstbedienungskassen, die so aussehen, als wären sie aus einer Folge Black Mirror direkt in die Mensa geflogen. 

Unsicher nähere ich mich dem unvertrauten Gerät. Das Tablett mit der veganen Bratwurst, dem Sauerkraut und einem Haufen Kartoffelbrei lege ich vorsichtig vor die Kasse. Innerhalb von Sekunden erkennt eine KI mit Hilfe einer Kamera, was ich mir zum Mittag zwischen die Kiemen schieben werde. Einen üppigen Haufen Ketchup habe ich mir auch noch auf den Teller gedrückt. Erkennt diese allwissende Maschine den roten Fleck als Ketchup oder bekomme ich ein kleines kostenloses Extra geschenkt? Keine Chance. Sofort leuchtet auf dem Touchbildschirm die Portion Ketchup auf. Anders als bei der Hauptspeise muss ich die Portion Ketchup extra dazu wählen. Meckert die Maschine, wenn ich das nicht mache? Gewissenhaft wähle ich das Extra dazu und bezahle. Wenigstens wartet hinter den Kassen keine Schranke auf mich, wo der QR-Code-Scanner nur richtig funktioniert, wenn der Mond richtig steht.

Aus Neugierde an den Reaktionen der anderen Studierenden setze ich mich nicht weit von den Kassen weg. Beim Essen beobachte ich: Viele nähern sich langsam den KI-Kassen, üben sich in der Bedienung. Oft höre ich einen Signalton, das Zeichen dafür, dass der Bezahlvorgang nicht korrekt durchgeführt wurde. Andere wiederum gehen schon sehr routiniert mit der Maschine um, stellen ihr Tablett hin und halten ihre Karte ran. Das klassische Bezahlen wird wohl bald die Ausnahme sein. 

Supermarkt-Feeling in allen Mensen 

Werden somit die alten Kassen überflüssig und bald ersetzt? Um Platz für die neuen Geräte zu machen, wurden bereits reguläre Kassen abgebaut. Das Studentenwerk SH kündigt an, dass auch in Mensa II ab dem 14. November eine KI-Kasse ihren Betrieb aufnehmen wird. Eine zweite folgt zwei Wochen später. Jedoch soll es weiterhin die Möglichkeit geben, die regulären Kassen zu benutzen. Wie viele der alten Kassen letztendlich übrigbleiben, schreibt das Studentenwerk nicht. 

In Zeiten des Fachkräftemangels in den Mensen könnte davon ausgegangen werden, dass dies eine Maßnahme ist, um Personal einzusparen. Dies verneint das Studentenwerk. Durch die KI-Kassen sollen die Mitarbeitenden entlastet werden, sodass sie an anderer Stelle eingesetzt werden können. Folglich wird die Arbeitskraft also zumindest verlagert. 

Für uns Studierende sollen durch die KI-Kassen die Warteschlangen zu Stoßzeiten reduziert werden. »Der gesamte Bezahlvorgang hat sich durch die neuen Kassen deutlich beschleunigt«, erklärt das Studentenwerk. Ob es aber wirklich schneller ist, selbst die Ware zu scannen und zu bezahlen, darf bezweifelt werden. Vielmehr lag die Schlangenbildung eher daran, dass häufig lediglich zwei oder drei Kassen besetzt waren. 

Tore studiert Politikwissenschaft und Philosophie an der CAU. Er ist seit dem April 2024 beim ALBRECHT.

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

Share.
Leave A Reply

Neue Selbstbedienungskassen in Mensa I

In der Mensa I hat sich etwas verändert, als ich sie zum Beginn des neuen Semesters wieder aufsuche. Gerichte, die es schon seit Ewigkeiten im Angebot gibt wie Burger oder Chicken Nuggets, heißen auf einmal ›Street Food‹. Ein Hauch von New York weht so durch das in die Jahre gekommene Gebäude. Noch in Gedanken an die überraschende Umbenennung von ganz normalem Mensaessen erblicke ich die nächste Neuerung. Dort, wo letztes Semester noch Mitarbeitende des Studentenwerkes saßen und verlässlich die hungrigen Studierenden abkassierten, stehen auf einmal Selbstbedienungskassen, die so aussehen, als wären sie aus einer Folge Black Mirror direkt in die Mensa geflogen. 

Unsicher nähere ich mich dem unvertrauten Gerät. Das Tablett mit der veganen Bratwurst, dem Sauerkraut und einem Haufen Kartoffelbrei lege ich vorsichtig vor die Kasse. Innerhalb von Sekunden erkennt eine KI mit Hilfe einer Kamera, was ich mir zum Mittag zwischen die Kiemen schieben werde. Einen üppigen Haufen Ketchup habe ich mir auch noch auf den Teller gedrückt. Erkennt diese allwissende Maschine den roten Fleck als Ketchup oder bekomme ich ein kleines kostenloses Extra geschenkt? Keine Chance. Sofort leuchtet auf dem Touchbildschirm die Portion Ketchup auf. Anders als bei der Hauptspeise muss ich die Portion Ketchup extra dazu wählen. Meckert die Maschine, wenn ich das nicht mache? Gewissenhaft wähle ich das Extra dazu und bezahle. Wenigstens wartet hinter den Kassen keine Schranke auf mich, wo der QR-Code-Scanner nur richtig funktioniert, wenn der Mond richtig steht.

Aus Neugierde an den Reaktionen der anderen Studierenden setze ich mich nicht weit von den Kassen weg. Beim Essen beobachte ich: Viele nähern sich langsam den KI-Kassen, üben sich in der Bedienung. Oft höre ich einen Signalton, das Zeichen dafür, dass der Bezahlvorgang nicht korrekt durchgeführt wurde. Andere wiederum gehen schon sehr routiniert mit der Maschine um, stellen ihr Tablett hin und halten ihre Karte ran. Das klassische Bezahlen wird wohl bald die Ausnahme sein. 

Supermarkt-Feeling in allen Mensen 

Werden somit die alten Kassen überflüssig und bald ersetzt? Um Platz für die neuen Geräte zu machen, wurden bereits reguläre Kassen abgebaut. Das Studentenwerk SH kündigt an, dass auch in Mensa II ab dem 14. November eine KI-Kasse ihren Betrieb aufnehmen wird. Eine zweite folgt zwei Wochen später. Jedoch soll es weiterhin die Möglichkeit geben, die regulären Kassen zu benutzen. Wie viele der alten Kassen letztendlich übrigbleiben, schreibt das Studentenwerk nicht. 

In Zeiten des Fachkräftemangels in den Mensen könnte davon ausgegangen werden, dass dies eine Maßnahme ist, um Personal einzusparen. Dies verneint das Studentenwerk. Durch die KI-Kassen sollen die Mitarbeitenden entlastet werden, sodass sie an anderer Stelle eingesetzt werden können. Folglich wird die Arbeitskraft also zumindest verlagert. 

Für uns Studierende sollen durch die KI-Kassen die Warteschlangen zu Stoßzeiten reduziert werden. »Der gesamte Bezahlvorgang hat sich durch die neuen Kassen deutlich beschleunigt«, erklärt das Studentenwerk. Ob es aber wirklich schneller ist, selbst die Ware zu scannen und zu bezahlen, darf bezweifelt werden. Vielmehr lag die Schlangenbildung eher daran, dass häufig lediglich zwei oder drei Kassen besetzt waren. 

Tore studiert Politikwissenschaft und Philosophie an der CAU. Er ist seit dem April 2024 beim ALBRECHT.

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.