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Mehr Raum für die FLINTA*-Skategruppe

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht »Sport für alle« als ein Ziel, welches noch nicht erreicht ist. Das spiegelt sich auch in der Skate-Szene wider. Ein sehr männerdominierter Sport, der für FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-Binäre-, Trans- und Agender-Personen) nur schwer erreichbar scheint; viele schrecken wegen ihres Geschlechts vor dem Eintritt in die Szene zurück. 

Eine FLINTA*-Skategruppe in Kiel möchte dies ändern. Mit regelmäßigen gemeinsamen Ausfahrten wollen die Mitglieder die Szene stärken und das Selbstbewusstsein von FLINTA*-Personen fördern. Helena, eine der Initiatorinnen der Gruppe, hat zusammen mit einer weiteren Person das FLINTA*-Skate-Festival ins Leben gerufen, das seit mehreren Jahren erfolgreich am MFG-5-Gelände stattfindet.  

»Es ist schade, dass unser Angebot, gemeinsam zu skaten, mal mehr und mal weniger genutzt wird«, sagt Helena. Sie wünscht sich mehr Teilnahme und weiß, dass viele ein Training oder Workshops für Anfänger*innen schätzen würden. Doch da das gesamte Projekt ehrenamtlich organisiert ist, fehlen aktuell die Kapazitäten für ein erweitertes Angebot. 

Der Wunsch ist groß, die Community zu vergrößern und mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Es sollen mehr Veranstaltungen mit der gesamten Szene stattfinden, besonders die Jugendarbeit liegt der Gruppe am Herzen. Die Kids sollen schon im jungen Alter lernen, dass sie, egal zu welchem Geschlecht sie sich zählen, selbstverständlich einen Platz im Skatepark haben. 

Ladies first

Der Trend »Women in Male Fields« sorgt derzeit auf Social-Media für Aufmerksamkeit und thematisiert Genderungerechtigkeit durch kreative Perspektivwechsel. Problematisches Verhalten stereotypischer Männer wird in humorvollen Anekdoten umgedreht und als eigenes Verhalten dargestellt. Dieses Umdenken soll nicht nur Missstände aufzeigen, sondern auch Diskussionen anregen. Der Perspektivwechsel zeigt, wie man sich als FLINTA*Person zum Beispiel auf dem Skateplatz fühlt.  

Für viele FLINTA*-Personen bedeutet alleiniger Aufenthalt in einem Skatepark eine Herausforderung – insbesondere für Anfängerinnen oder solche, die noch nicht sozial in die Szene integriert sind. Auch wenn die Kieler Skateszene von Helena als entspannt und respektvoll beschrieben wird, bleibt das Gefühl der Unsicherheit für viele präsent. 

Selbst vermeintlich freundliche Gesten, wie der Satz »Ladies first«, können Druck erzeugen. Die gute Absicht dahinter, Rücksichtnahme, gerät oft ins Gegenteil, indem sie die Aufmerksamkeit auf das Geschlecht lenkt. Plötzlich stehen alle Augen auf der Person und das Gefühl, sich beweisen zu müssen, wächst. Dabei sollte es im Skatepark nicht um solche Zuschreibungen gehen. Stattdessen sollte eine Atmosphäre herrschen, in der Geschlecht keine Rolle spielt und gegenseitiger Respekt im Vordergrund steht. Hier setzt die FLINTA*-Skategruppe an: Sie bietet einen Raum, in dem Gleichgesinnte sich wohlfühlen können. Skaten ist zwar ein Einzelsport, doch der Jubel der Gruppe den man erhält, wenn ein Trick nach unzähligen Versuchen endlich klappt, sorgt für zusätzliche Motivation und Gemeinschaftsgefühl. Unter dem Motto »Gemeinsam sind wir stark« wird das Skaten zu einer Erfahrung, bei der jede*r willkommen ist – egal, ob Anfänger*in oder Profi. 

Die Gruppe schafft zudem ein Umfeld, in dem sich niemand gezwungen fühlen muss, schnell Platz für die »Besseren« zu machen. Kommunikation ist hier der Schlüssel: Jede*r ist mal dran, und gegenseitige Rücksichtnahme gehört zum Alltag. Diese entspannte Haltung lässt die meisten Drucksituationen verschwinden, denn für fast alle Skater*innen ist das Hobby vor allem eines: eine Freizeitaktivität, die Spaß machen soll. 

Zu diesen Themen kommt leider auch die Raumfrage hinzu: Kiel bietet der Skateszene nur begrenzte Möglichkeiten. Besonders angesichts des oft unbeständigen Wetters wird es schnell eng. Der einzige überdachte Spot ist das MFG-5-Gelände, das kürzlich von der Szene in Eigenregie renoviert wurde.  

MFG-5: Ein zentraler Ort für Kiels Skateszene


Das MFG-5-Gelände in Kiel-Holtenau zählt für die Skate-Szene zu einem sehr wichtigen Ort. Zuletzt
war die Anlage jedoch baufällig und der Wunsch, diese zu erneuern, wuchs. Mit Unterstützung der
Stadt, die die Materialkosten übernahm, konnte das Bauvorhaben schließlich realisiert werden. Die
Initiative wurde vor allem von Niklas und einem befreundeten Handwerker vorangetrieben, der seine
Expertise und Geräte einbrachte. Die eigentlichen Bauarbeiten wurden von Mitgliedern der
Skateszene selbst durchgeführt. Jeder war eingeladen mitzuhelfen, doch die tägliche Arbeit, oft neben Beruf, Ausbildung oder Studium, wurde vor allem von einer kleinen Gruppe getragen.

Das Projekt war ein Erfolg. Der Skateplatz ist seitdem wieder nutzbar und sichert damit einen bedeutenden Spot für die Kieler Skateszene. Doch wie lange dieser Ort noch bestehen bleibt, ist ungewiss. Es gibt Pläne, dass das Gelände für andere Zwecke bebaut werden wird. Da es noch keinen Zeitplan dafür gibt, wurde auch noch keinen alternativen Ort als Ausweichmöglichkeit ins Gespräch gebracht.

Dieses Engagement setzte ein starkes Zeichen: Es zeigt, wie wichtig der Ort und der Sport für die Szene sind. Die Skaterinnen hoffen auf weitere Projekte, die von der Stadt unterstützt werden. Der
derzeit größte Wunsch: eine Skatehalle für Kiel. Momentan fahren viele Skaterinnen nach Dänemark oder in andere deutsche Städte um in einer Halle skaten zu können. Wäre das nicht auch eine tolle Bereicherung für das Kieler Stadtbild?

Wenn du Lust hast, Teil der FLINTA-Skategruppe zu werden, schau doch bei @laceskate auf
Instagram vorbei und melde dich dort!

 

Isabella studiert seit dem Wintersemester 23/24 Sportwissenschaft im Master. Seit dem Sommersemester 2024 ist sie beim ALBRECHT.

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Mehr Raum für die FLINTA*-Skategruppe

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht »Sport für alle« als ein Ziel, welches noch nicht erreicht ist. Das spiegelt sich auch in der Skate-Szene wider. Ein sehr männerdominierter Sport, der für FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-Binäre-, Trans- und Agender-Personen) nur schwer erreichbar scheint; viele schrecken wegen ihres Geschlechts vor dem Eintritt in die Szene zurück. 

Eine FLINTA*-Skategruppe in Kiel möchte dies ändern. Mit regelmäßigen gemeinsamen Ausfahrten wollen die Mitglieder die Szene stärken und das Selbstbewusstsein von FLINTA*-Personen fördern. Helena, eine der Initiatorinnen der Gruppe, hat zusammen mit einer weiteren Person das FLINTA*-Skate-Festival ins Leben gerufen, das seit mehreren Jahren erfolgreich am MFG-5-Gelände stattfindet.  

»Es ist schade, dass unser Angebot, gemeinsam zu skaten, mal mehr und mal weniger genutzt wird«, sagt Helena. Sie wünscht sich mehr Teilnahme und weiß, dass viele ein Training oder Workshops für Anfänger*innen schätzen würden. Doch da das gesamte Projekt ehrenamtlich organisiert ist, fehlen aktuell die Kapazitäten für ein erweitertes Angebot. 

Der Wunsch ist groß, die Community zu vergrößern und mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Es sollen mehr Veranstaltungen mit der gesamten Szene stattfinden, besonders die Jugendarbeit liegt der Gruppe am Herzen. Die Kids sollen schon im jungen Alter lernen, dass sie, egal zu welchem Geschlecht sie sich zählen, selbstverständlich einen Platz im Skatepark haben. 

Ladies first

Der Trend »Women in Male Fields« sorgt derzeit auf Social-Media für Aufmerksamkeit und thematisiert Genderungerechtigkeit durch kreative Perspektivwechsel. Problematisches Verhalten stereotypischer Männer wird in humorvollen Anekdoten umgedreht und als eigenes Verhalten dargestellt. Dieses Umdenken soll nicht nur Missstände aufzeigen, sondern auch Diskussionen anregen. Der Perspektivwechsel zeigt, wie man sich als FLINTA*Person zum Beispiel auf dem Skateplatz fühlt.  

Für viele FLINTA*-Personen bedeutet alleiniger Aufenthalt in einem Skatepark eine Herausforderung – insbesondere für Anfängerinnen oder solche, die noch nicht sozial in die Szene integriert sind. Auch wenn die Kieler Skateszene von Helena als entspannt und respektvoll beschrieben wird, bleibt das Gefühl der Unsicherheit für viele präsent. 

Selbst vermeintlich freundliche Gesten, wie der Satz »Ladies first«, können Druck erzeugen. Die gute Absicht dahinter, Rücksichtnahme, gerät oft ins Gegenteil, indem sie die Aufmerksamkeit auf das Geschlecht lenkt. Plötzlich stehen alle Augen auf der Person und das Gefühl, sich beweisen zu müssen, wächst. Dabei sollte es im Skatepark nicht um solche Zuschreibungen gehen. Stattdessen sollte eine Atmosphäre herrschen, in der Geschlecht keine Rolle spielt und gegenseitiger Respekt im Vordergrund steht. Hier setzt die FLINTA*-Skategruppe an: Sie bietet einen Raum, in dem Gleichgesinnte sich wohlfühlen können. Skaten ist zwar ein Einzelsport, doch der Jubel der Gruppe den man erhält, wenn ein Trick nach unzähligen Versuchen endlich klappt, sorgt für zusätzliche Motivation und Gemeinschaftsgefühl. Unter dem Motto »Gemeinsam sind wir stark« wird das Skaten zu einer Erfahrung, bei der jede*r willkommen ist – egal, ob Anfänger*in oder Profi. 

Die Gruppe schafft zudem ein Umfeld, in dem sich niemand gezwungen fühlen muss, schnell Platz für die »Besseren« zu machen. Kommunikation ist hier der Schlüssel: Jede*r ist mal dran, und gegenseitige Rücksichtnahme gehört zum Alltag. Diese entspannte Haltung lässt die meisten Drucksituationen verschwinden, denn für fast alle Skater*innen ist das Hobby vor allem eines: eine Freizeitaktivität, die Spaß machen soll. 

Zu diesen Themen kommt leider auch die Raumfrage hinzu: Kiel bietet der Skateszene nur begrenzte Möglichkeiten. Besonders angesichts des oft unbeständigen Wetters wird es schnell eng. Der einzige überdachte Spot ist das MFG-5-Gelände, das kürzlich von der Szene in Eigenregie renoviert wurde.  

MFG-5: Ein zentraler Ort für Kiels Skateszene


Das MFG-5-Gelände in Kiel-Holtenau zählt für die Skate-Szene zu einem sehr wichtigen Ort. Zuletzt
war die Anlage jedoch baufällig und der Wunsch, diese zu erneuern, wuchs. Mit Unterstützung der
Stadt, die die Materialkosten übernahm, konnte das Bauvorhaben schließlich realisiert werden. Die
Initiative wurde vor allem von Niklas und einem befreundeten Handwerker vorangetrieben, der seine
Expertise und Geräte einbrachte. Die eigentlichen Bauarbeiten wurden von Mitgliedern der
Skateszene selbst durchgeführt. Jeder war eingeladen mitzuhelfen, doch die tägliche Arbeit, oft neben Beruf, Ausbildung oder Studium, wurde vor allem von einer kleinen Gruppe getragen.

Das Projekt war ein Erfolg. Der Skateplatz ist seitdem wieder nutzbar und sichert damit einen bedeutenden Spot für die Kieler Skateszene. Doch wie lange dieser Ort noch bestehen bleibt, ist ungewiss. Es gibt Pläne, dass das Gelände für andere Zwecke bebaut werden wird. Da es noch keinen Zeitplan dafür gibt, wurde auch noch keinen alternativen Ort als Ausweichmöglichkeit ins Gespräch gebracht.

Dieses Engagement setzte ein starkes Zeichen: Es zeigt, wie wichtig der Ort und der Sport für die Szene sind. Die Skaterinnen hoffen auf weitere Projekte, die von der Stadt unterstützt werden. Der
derzeit größte Wunsch: eine Skatehalle für Kiel. Momentan fahren viele Skaterinnen nach Dänemark oder in andere deutsche Städte um in einer Halle skaten zu können. Wäre das nicht auch eine tolle Bereicherung für das Kieler Stadtbild?

Wenn du Lust hast, Teil der FLINTA-Skategruppe zu werden, schau doch bei @laceskate auf
Instagram vorbei und melde dich dort!

 

Isabella studiert seit dem Wintersemester 23/24 Sportwissenschaft im Master. Seit dem Sommersemester 2024 ist sie beim ALBRECHT.