Unabhängige Hochschulzeitung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Jetzt anmelden! Unser neuer
Newsletter

Printdinosaurier im Onlinezeitalter

Die gedruckte Zeitung ist ein Auslaufmodell. Da lässt sich nichts dran schönreden. Tageszeitungen links und rechts kämpfen mit sinkenden Auflagen. Die taz stellt dieses Jahr ihre Tageszeitung ein und produziert nur noch die wochentaz. Bei lokalen Tageszeitungen sieht es nicht besser aus. Ein kleiner Stamm an weit über 60-Jährigen sind die letzten treuen Fans des aussterbenden Printprodukts. Und zahlen auch ordentlich dafür. Wie in der Ökonomie gelehrt, wird die Zeitung also bis zum letzten Tropfen ausgemolken.

Der neue Markt ist das Internet. Immer schneller, immer aktueller und am besten schon die Pushmeldung, während noch getippt wird. Da kann keine Printausgabe mithalten. Mittels search engine optimization (SEO) werden Artikel noch bis ins letzte Detail herausgeputzt. Schon mal über sperrige Formulierungen gestolpert? SEO hat zugeschlagen. Denn Google wertet alle Beiträge, Forendiskussionen und Artikel nach dem Übereintreffen mit der eigenen Suchanfrage. Und dafür muss diese bestenfalls im exakten Wortlaut auch im Artikel vorkommen. Mehrmals. Die Lesbarkeit leidet in einigen Fällen, das Hackstückwerk wirkt sich aber positiv auf die Klicks aus.

Falls der optimierte Artikel nicht ausreicht, um das Interesse der Leser*innen zu wecken, bleibt ein Griff in die Trickkiste. »Das erfahren Sie in diese Artikel«, »Die schönsten …«, »Diese 8 Tipps empfiehlt …«. Aufmerksamkeitsheischende Einleitungen in den Artikel, die einen auf die Seite locken und bis zur Abobox lesen lassen.

Print stirbt – wir nicht

Die heutigen Onlinemedien überschlagen sich in Echtzeit. Printmedien dagegen brauchen Zeit: zum Denken, zum Schreiben, zum Gestalten – und schließlich auch zum Lesen. DER ALBRECHT ist ein solcher Ort für gedruckte Gedanken. Seit Jahrzehnten schreiben hier Studierende für Studierende – mit Leidenschaft, Neugier, Humor und Haltung. Und das kostenlos. Wir sind nicht gewinnorientiert, wir haben keine Investor*innen, keine Verkaufszahlen, an denen unsere Existenz hängt. Und das ist eine Stärke: Wir dürfen ausprobieren, scheitern, lernen und wachsen – frei von ökonomischem Druck, aber getragen von dem Anspruch, relevante Themen sichtbar zu machen und Studierenden – also euch! – eine Stimme zu geben.

Diese Freiheit ist selten geworden. Sie erlaubt es uns, Themen aufzugreifen, die in anderen Medien zu kurz kommen. Sie gibt Raum für Experimente, für Meinungen, für Reibung. Und obwohl auch wir auch mit Herausforderungen kämpfen – mit knappen Ressourcen, weniger Zeit, gelegentlich schwindender Aufmerksamkeit – halten wir an unserem Printformat fest. Nicht aus Nostalgie, sondern aus Überzeugung.

Denn eine gedruckte Zeitung verlangt, dass man ihr Zeit schenkt. Dass man sie aufschlägt, durchblättert, hängenbleibt. Sie liegt nicht nur im Vorbeiscrollen auf dem Bildschirm, sondern auf dem Tisch in der Mensa, auf der Fensterbank im Seminarraum, im WG-Flur – sichtbar, greifbar, präsent. Sie ist kein flüchtiger Klick, sondern eine Einladung zum Innehalten.

Wir glauben, dass es diese Form des Journalismus auch morgen noch geben sollte. Dass Universitäten nicht nur Orte des Lernens, sondern auch des Meinungsaustauschs und der kritischen Auseinandersetzung sind – und dass eine unabhängige Hochschulzeitung dabei eine unverzichtbare Rolle spielt.

Chefredakteur

Finn ist seit Februar 2024 Chefredakteur des ALBRECHTs. Zuvor hat er ein Jahr lang das Kulturressort geleitet. Für unser Blatt sitzt er häufig in der Oper, im Theater oder im Konzertsaal. Er studiert Englisch und Geographie auf Lehramt und ist seit dem WiSe 22/23 Teil der Redaktion.

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

Share.
Leave A Reply