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Der arktische Ozean. Ruhiges, blaues Meer, soweit das Auge blicken kann. Ab und an gleitet
eine schneeweiße Eisscholle durch das Bild. Wahrscheinlich ist schon wieder ein Stück aus
einem Eisberg gebrochen. Mittendrin eine unauffällige Insel. Vegetationslos, grau, ohne
Rohstoffe und gerade mal 1,3 Quadratkilometer groß. Sie war Schauplatz für den ›Whisky-
War‹.

Genau in der Mitte der Nares-Straße zwischen der kanadischen Ellesmere Insel und
Grönland, welches als autonome Region zu Dänemark gehört, liegt besagter Felsen: die
Hans-Insel. Ausgang für diesen Konflikt war das Jahr 1973. Beim Versuch, eine Grenze in
der Nares-Straße zu ziehen, konnten sich Dänemark und Kanada nicht einigen, wem die
Insel gehört. Beide Nationen beanspruchten die Insel für sich und nach internationalem
Seerecht hatten auch beide Anspruch auf sie. Der Felsen liegt genau 18 Kilometer entfernt in
der Mitte der Wasserstraße. Dänemark beanspruchte sie für sich, da sie integral für die
Fischerei der Inuit Bevölkerung auf Grönland sei. Kanada wiederum argumentierte, dass die
Insel Teil des Landes der Hudson Bay Company gewesen sei, welche sie 1880 gekauft
haben.

Ein Hin und Her zwischen den beiden Nationen

Sie vertagten und ließen die Sache ruhen, bis elf Jahre später Kanada das Thema wieder
hervorzauberte. 1984 landeten kanadische Soldatinnen auf dem kargen Felsen und stellten ihre Flagge auf. Darunter vergruben sie eine Flasche kanadischen Whisky. Das konnten die Däninnen nicht auf sich sitzen lassen und setzen alsbald selbst hinüber auf die Hans-Insel.
Nachdem sie die kanadische Flagge durch ihre eigene ausgetauscht hatten, hinterließen sie
eine Flasche Kopenhagener Schnaps mit einer Nachricht: »Welcome to Danish Island«.
Das war der Startschuss für den Whisky-War oder auch Liquor-War genannt. Ab dann ging
es hin und her auf dem kleinen Fleck im Nirgendwo. Flaggen wurden ausgetauscht und
Alkohol zollfrei ins andere Land geschmuggelt. Nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2005,
einigten sich beide Länder darauf, dass sie vielleicht doch mal die Grenzen in der Arktis
klären sollten. 13 Jahre später gründeten sie eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Thematik
beschäftigte, und vier Jahre später gab es eine Lösung.
Anhand einer natürlichen Kerbe in der Insel wurde eine Grenze gezogen. Die eine Seite
gehört Kanada und die andere Grönland. Ungeachtet der Grenze kann die Inuit Bevölkerung
die Insel weiter zum Fischen benutzen.

Eine simple Lösung für ein Problem, welches fast 50 Jahre andauerte und dutzende von
Außenministerinnen beider Seiten beschäftige. Bei einer Zeremonie zur Feier des Vertrages erzählte die kanadische Außenministerien Mélanie Joly, dass sich rund 26 Diplomatinnen
seit 1973 mit dem Thema auseinandersetzen mussten. Nach der Unterzeichnung tauschten
sie, wie es die Tradition will, zwei Flaschen Schnaps aus.

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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