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Ein Kommentar zu den Forderungen nach Studiengebühren 

Seit 2014 gibt es in Deutschland keine festen Studiengebühren mehr. Das Studium ist seitdem trotzdem nicht kostenlos. Hohe Semesterbeiträge, Kosten für Zweit- oder Langzeitstudium und Verwaltungsgebühren machen vielen Studierenden weiterhin zu schaffen. Dazu kommen hohe Mietpreise und teure Lebenshaltungskosten.  

Die neue Forderung der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm wird dabei bei vielen Studis auf wenig Gegenliebe stoßen. Sie fordert, dass die Studiengebühren an deutschen Hochschulen wieder eingeführt werden. Mit dem gesparten Geld könne man mehr in die frühkindliche Bildung und Grundschulen investieren. Die unionsnahe Hochschulgruppe Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) begrüßt eine solche Forderung. Anders als Grimm wünscht sich der RCDS, dass die frei gewordenen Mittel auch den Hochschulen zugutekommen sollen. Zudem fordern sie eine nachgelagerte Studiengebühr, die nach dem Studium abhängig vom Gehalt bezahlt werden soll. 

Eine bekannte Lösung zur Verteilung öffentlicher Güter 

Die Forderungen von Grimm bezüglich einer Studiengebühr, um frühkindliche Bildung und Grundschulen zu finanzieren, ist eine Frechheit. Mal wieder werden Interessen gegeneinander ausgespielt. Eine bessere Finanzierung der Bildung für die nachkommenden Generationen? Dagegen kann ja eigentlich niemand was haben. Da können die Studis auch einmal ein bisschen mehr Geld abgeben. Oder sind Studis so egoistisch und herzlos?  

Dass bei der Suche nach den Geldgeber*innen für bessere Bildung die Entscheidung auf die Studis fällt, ist offensichtlich, wenn mensch im Aufsichtsrat von Siemens Energy sitzt und gleichzeitig eine der fünf Wirtschaftsweisen Deutschlands ist, sich gegen Übergewinnsteuern und gegen Vermögenssteuern stellt. Denn Steuern sind die beste Möglichkeit, um frühkindliche Bildung sowie Grundschulen besser zu finanzieren und gleichzeitig auch noch Studierende nicht extra finanziell zu belasten. Stellt mensch sich das mal vor! Vielleicht bleibt am Ende ja noch Geld übrig, um die Hochschulfinanzierung zu verbessern, damit die maroden Unigebäude saniert werden können und eine Uni wie die CAU nicht weiter auf den Rang der Exzellenzuni drängen muss, damit sie genug Geld bekommt, weil sie sonst noch mehr Geldprobleme bekommt. 

Eine gezielte Steuererhöhung würde auch die nachgelagerte Studiengebühr obsolet machen. Denn jegliche Erhöhung der Semesterbeiträge führt schlussendlich zu einer sinkenden Attraktivität eines Studiums für Menschen aus schlechter ökonomischer Ausgangslage – egal ob nachgelagert oder nicht. Zu der Bafög-Abzahlung soll dann noch eine weitere Gebühr kommen. Wer nicht schon vorher abgeschreckt war, wird es spätestens dann sein. Weniger Studis heißt aber auch gleich weniger Geld durch Studiengebühren. Einzige Lösung: Studiengebühren erhöhen! Zurück bliebe eine Hochschullandschaft mit bröckelnden Mauerfassaden, hinter denen die Menschen sitzen, die sich das Studium leisten können. Oftmals nicht aus eigener Tasche, sondern weil sie Glück hatten, reiche Eltern zu haben.  

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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