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(K)eine neue Präsidentin, Verfahrensfehler und Rückendeckung aus Frankfurt

Als im November letzten Jahres Prof. Dr. Insa Theesfeld vom Senat zur neuen Präsidentin der CAU gewählt wurde, wirkte es wie das Ende der turbulenten Zeit rund um die Spitzenstelle an der Uni. Nur noch den neuen Vertrag verhandeln und der Fokus hätte sich wieder auf der Exzellenzstrategie und der Diskussion um die geplante Verwaltungsgebühr liegen können. Mit der überraschenden Konkurrentenklage des ehemaligen Präsidenten der CAU, Lutz Kipp, wurde die Idylle jedoch zerstört. Er habe Zweifel an der Rechtskonformität des Verfahrens, weswegen er diesen Schritt gehe, sagte Kipp Anfang Dezember in den Kieler Nachrichten. Den Amtsantritt Theesfelds als Präsidentin verzögert die Klage erstmal bis auf Weiteres. Und dann kommt aus Frankfurt auf einmal die Meldung, dass die ehemalige Präsidentin Prof. Dr. Simone Fulda doch nicht betrogen haben sollte. 

Spieglein, Spieglein an der Wand…  

Erstmals am 7. Februar 2024 berichteten die Kieler Nachrichten, dass Simone Fulda in früheren wissenschaftlichen Publikationen Daten manipuliert haben solle. Dabei habe sie in den Arbeiten Abbildungen gespiegelt. Überraschend schnell trat Simone Fulda drei Tage nach dem KN-Artikel darüber zurück. Überraschend, denn die Vorwürfe waren laut Spiegel keineswegs bestätigt und kamen auch von keiner unumstrittenen Person. Der ukrainische Molekularbiologe Leonid Schneider erhob auf dem Portal „For better Science“ die Vorwürfe der Manipulation. Er äußerte sich in der Vergangenheit mehrmals herablassend über Simone Fulda und ihren Kollegen Klaus-Michael Debatin, mit dem sie auch zusammen veröffentlichte, und photoshoppte Clownsnasen auf ein Bild der beiden, wie der Spiegel berichtet. 

Am 10. Januar 2025 hat die Goethe-Uni Frankfurt am Main nun in einer Pressemitteilung mitgeteilt, dass sie das Verfahren gegen Simone Fulda einstellen werden. Dieses wurde nach den Anschuldigungen gegen sie eröffnet. Die Goethe-Uni, deren Vizepräsidentin Fulda vor ihrer Wahl in Kiel war, hat daraufhin alle Veröffentlichungen der letzten 15 Jahre an der Uni von ihr überprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Vorwürfe haltlos sind.  

Das Präsidentinnenamt in Kiel bekommt Simone Fulda damit nicht wieder, aber zumindest etwas wissenschaftliche Reputation. Dass sie so schnell aus ihrem Job zurücktreten musste, lag maßgeblich auch daran, dass sie wenig Rückhalt in der Uni hatte. Das Scheitern der Anträge für den Status als Exzellenz-Uni untergrub anscheinend das Vertrauen in sie. Die acht Dekane der Fakultäten sprachen ihr das Misstrauen aus und auch aus der Politik bekam sie keinen Rückhalt. Wie groß der Fokus auf die Exzellenzstrategie ist, zeigt sich auch in der Suche der Nachbesetzung, war sie doch ein fester Bestandteil der Kriterien der Findungskommission und sozusagen nicht verhandelbar. Das Geld, welches eine Exzellenz-Uni jährlich bekommt, kann die Uni aufgrund der drohenden Haushaltskürzungen gut gebrauchen – im Zeitraum von 2019 bis 2025 waren das 10 bis 15 Millionen Euro 

… wer landet im CAU-Präsident*innenamt? 

Die CAU in der Zukunft zur Exzellenz-Uni zu machen, sollte eigentlich Prof. Dr. Insa Theesfeld übernehmen. Doch der ehemalige CAU-Präsident Lutz Kipp gab in den Kieler Nachrichten Anfang Dezember bekannt, dass er Konkurrentenklage eingereicht habe. Kipp, der von 2014 bis 2020 selbst Präsident war, hatte sich auch auf den freien Posten beworben und wurde nicht von der Findungskommission zur Wahl vorgeschlagen. Insgesamt nur zwei Kandidat*innen schlug die Kommission vor. Von den beiden externen Kandidat*innen sagte einer kurzfristig ab, weshalb am 17. November nur Theesfeld sich vorstellte und gewählt wurde. Dass am Ende nur eine Person zur Auswahl stand, störe ihn, sagte Kipp in den Kieler Nachrichten. Dadurch sei der Uni eine öffentliche Diskussion über Wege in die Zukunft verloren gegangen, sagt er weiter. Sein Vergleich mit den Präsidentschaftswahlen in Russland wirkte dennoch sehr unpassend und wurde aus der Politik kritisiert. Kipp war nicht der einzige interne Bewerber. Neben ihm soll es zwei weitere interne Bewerbungen gegeben haben, die allesamt über ausreichend Führungserfahrung verfügen sollen. Warum sie nicht in die nähere Auswahl kamen, soll jetzt auch durch die Klage geklärt werden. 

Im nächsten Schritt muss erstmal das Ergebnis der Klage abgewartet werden. Der juristische Prozess kann einige Monate in Anspruch nehmen. Sollte die Klage erfolgreich sein, könnte das für die Uni bedeuten, dass je nach Ergebnis die Findungskommission dem Senat eine neue Shortlist vorlegen muss oder die ganze Ausschreibung von vorne beginnen muss. Unabhängig vom Ausgang der Klage wird die CAU in turbulenten Zeiten erstmal weiterhin ohne Präsident*in auskommen müssen. 

Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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