Serien-Review – Fate: The Winx Saga (Staffel 2)
Nachdem im Januar 2021 die erste Staffel der Realfilm-Adaption vom Winx Club erschienen ist, hat Netflix nun im September mit der zweiten Staffel von Fate: The Winx Saga nachgelegt. Der Trailer verspricht wieder actiongeladene Szenen mit effektvoller Magie. Viel spannender ist allerdings die Frage, ob die Produzent:innen auch dieses Mal wieder in dieselben Diversitäts-Fettnäpfchen treten werden. Letztes Jahr wurde ihnen enormes Whitewashing vorgeworfen. Drücken wir also auf Play, sprechen eine Spoilerwarnung für beide Staffeln aus und schauen uns an, was Bloom und ihre Freund:innen dieses Mal erwartet.
Alles ist anders in der Anderswelt
Staffel Zwei knüpft direkt an die Ereignisse im letzten Staffelfinale an und die Clique um Bloom sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Feenschule Alfea ist nicht mehr dieselbe: Durch die Befreiung Rosalinds ist diese nun Schulleiterin und sie leitet nicht, sie führt ein strenges Regime. Den Schüler:innen ist das Verlassen des Campus nicht mehr gestattet, Professor Dowling ist verschwunden und Silva sitzt im Gefängnis. Blooms Suche nach Antworten zu ihrer Herkunft hat sie an die Front der Ereignisse getrieben und plötzlich ist sie nicht mehr nur eine Schülerin. Es gibt eine neue Bedrohung und nur in Bloom findet sich die Waffe, um sie zu besiegen: die legendäre Drachenflamme, die tausend Jahre verschwunden war.
Mysteriöse Bluthexen setzen gruselige Kreaturen ein, um den Feen ihre Magie zu stehlen, doch im Kampf gegen sie ist Magie wirkungslos. Deswegen erhalten die Spezialist:innen zum ersten Mal ihre Daseinsberechtigung, da sie als nichtmagische Soldat:innen mit irdischen Waffen wie Pfeil und Bogen ihren Feinden entgegentreten. Auch die persönlichen Probleme der Charaktere stehen wieder im Vordergrund. Bloom kämpft mit ihren Schuldgefühlen, Sky mit der Beziehung zu seinem Vater, Stella um die Anerkennung ihrer Mutter. Musa überschätzt sich mit ihrer Magie und tritt mit ihr über Grenzen, während Terra immer noch mit ihrem Selbstbewusstsein hadert.
Außerdem erscheint jemand Neues auf der Bildfläche: Nachdem Kritik am Cast laut wurde, hat sich Netflix das anscheinend zu Herzen genommen und eine in der ersten Staffel sehnlichst vermisste Fee dazu geholt: Flora! Endlich ist sie dabei, sogar ohne Besetzungs-Fauxpas, und ihr Charakter ist tatsächlich sehr an das Original angelehnt, mit ihrer sympathischen und aufopfernden Art.
Mehr Highschool-Drama als Fantasy-Epos?
Doch genau wie schon in der ersten Staffel kann das Genre der Serie nicht genau bestimmt werden, denn für ein spannendes Fantasy-Abenteuer fehlen auch dieses Mal Spannung, Fantasie und Abenteuer. Stattdessen sehen wir Partys, Alkohol und ganz viel Liebesdrama. Neben Rosalind scheint Bloom die einzige zu sein, die den Ernst der Lage erkannt hat. Personen verschwinden und tauchen schwer verletzt wieder auf? Kein Grund zuhause zu bleiben!
Sich im Pub zu betrinken, ist schon in Ordnung. Genau wie sich allein in den Wäldern aufzuhalten, um sich mit dem heißen Love Interest zu treffen. Wie im Original sind Outfits und Dates wichtiger als das Erlernen neuer magischer Beschwörungen oder der Kampf gegen die bösen Hexen. Die Sprüche werden cooler, die Witze schlechter und das Wort ‘cringe’ wird inflationär benutzt. Sehr cringe. Der Eindruck entsteht, dass die Serie cooler wirken soll, als sie eigentlich ist. Durch all das ist es schwer, richtig in die Geschichte einzutauchen.
Zum Glück ändert sich das in der zweiten Hälfte der Staffel. Wir bekommen mehr Kämpfe und Magie geboten, die einzelnen lockeren Handlungsstränge verflechten sich langsam und die Lage spitzt sich ereignisreicher zu, als anfangs erwartet. Dranbleiben kann sich also lohnen.
Nicht originell, aber dafür mehr Original
Die Wendungen sind zwar meist vorhersehbar, das wird aber durch die Unklarheit wettgemacht, wer eigentlich gut und wer böse ist. Feinde werden zu Verbündeten und Freunde – naja, das wollen wir hier noch nicht verraten. Fest steht auf jeden Fall, dass das Finale überraschend fesselnd ist und Lust auf Staffel Drei macht, die hoffentlich bald von Netflix offiziell angekündigt wird. Wir bekommen wieder filmreife und schöne Effekte mit einem tollen Soundtrack geboten.
Nur nach Logik darf weiterhin nicht gesucht werden; wir müssen die unnachvollziehbaren Gedanken und Handlungen einfach hinnehmen. Wer aber Fan des Originals ist, kann sich freuen, denn es wird sich mehr daran orientiert – auch wenn die glitzernde Transformationsmagie so gar nicht zu der düsteren Grundstimmung passt. Das Kind in uns freut sich trotzdem über die Sequenzen, in denen sich die Feen in die Luft erheben und verwandeln. Auch die Tatsache, dass Flora dieses Mal dabei ist, trägt nicht nur zu der Freude bei, sondern zeigt auch, dass Netflix aus seinen Fehlern lernen kann. Oder ist es ein Nachgeben, ohne sich wirklich mit dem echten Problem auseinanderzusetzen? Das müsst ihr am Ende selbst bewerten.
Fest steht jedoch, dass diese Staffel wieder zu einem absoluten Publikumsliebling geworden ist und auch, dass die nächste Staffel noch mehr Überraschungen in Form neuer Charaktere für uns bereithalten wird. Es wurde angedeutet, dass Icy und Darcy doch noch eine Rolle in dieser Serie spielen werden. Insgesamt kann Fate also nicht schlecht bewertet werden, denn trotz des ganzen Unsinns, der passiert und aller Fehler – die sieben Folgen können an einem Stück durchgeguckt werden und der Binge-Faktor war schon immer eines der größten Komplimente an eine Serie.
Wenn ihr wissen wollt, wie wir die erste Staffel fanden – hier geht’s zur Review:
Eileen studiert Soziologie/Philosophie und war von Januar 2022 bis Anfang 2024 Chefredakteurin. Sie leitete von Februar 2019 bis Anfang 2020 das Ressort für Gesellschaft. Danach war sie stellvertretende Chefredakteurin. Außerdem werden viele der Illustrationen im Albrecht von ihr gezeichnet.