Marius ist Ende dreißig und hat wirklich sehr gerne und oft Sexualverkehr. Dies mag bedingt sein durch sein unterdurchschnittlich großes Glied oder eine schwere Kindheit. So oder so macht Lucas Fassnacht in seinem Debütroman Es geht immer nur um Sex die überaktive Libido seines Helden Marius zum Thema. Der Roman beginnt damit, dass Marius sich als sein Bruder ausgibt, um dessen Praktikantin in spe zum Oralverkehr zu nötigen. Dabei wollte er doch eigentlich nur eine kurze Partie Fünf gegen Willy spielen. In seinem Leben hat er nicht viele Interessen, er ist Fotograf in Anstellung bei seinem Bruder, außer der Interessen, die ihm sein bestes Stück vermittelt.

Es ist zum Teil lustig, ihm dabei zuzugucken, teils erschrickt einen aber, wie ungehemmt Marius einfach weiter macht und keine Grenzen sieht. Als er nach einem Auslandstrip mit Verdacht auf Leukämie ins Krankenhaus kommt, verschwendet er keine zwei Seiten an den Gedanken, dass sein Zimmernachbar bald sterben wird und er mit dem Schrecken davon kommt – zu wichtig ist der nächste Samenerguss schon. Auch der nächste Schicksalsschlag, der Tod seiner Mutter, hält ihn nicht lange auf. Ob Fassnacht hier versuchte, in Roche-Manier, psychische Probleme eines erwachsenen Menschen mit erschreckenden Bildern einer schwierigen Kindheit zu erklären, lässt sich nicht sagen – zu mager sind hier die Textbelege. Vielleicht ergibt der Roman mehr Sinn, wenn man sich die Liste der Sexualpartner, die Marius durchdekliniert, vor Augen führt. Zuerst ist da Semra, die spätere Praktikantin von Marius‘ Bruder und Brötchengeber, der Fellatio aufoktroyiert wird. Sie rächt sich nachher, dank ihrer wachsend wichtigen Position in der Firma, an ihm. Danach kommt Ann oder Natascha, sie ist anders als Marius Münchnerin – er wohnt in Nürnberg. Auf den fast 200 Seiten, die sie Marius begleitet, ist er sich nie sicher, wie sie denn wirklich heißt – bis sie sich schließlich verlobt und somit Marius seines Notankers beraubt. Auf den Bayrischen Meisterschaften im Kickboxen lässt sich Marius dann mit der Schwester der Frau eines Gegners ein, sie tritt ihm in der Umkleidekabine zwischen die Beine. Diese Frau zieht sich bis fast zum Ende des Romans, wo die gute Dame, ihres Zeichens Schauspielerin, mit Marius‘ Sohn Kevin im Bett landet – wer hätte gedacht, dass das Schwert zwei Schneiden hat? Der Sohn entstammt übrigens einer Samenspende. Doch mit der Schauspielerin nicht genug, Marius‘ Gegner im Ring hat ja auch noch eine Frau. Nachdem deren Mann von Marius vom Ring in die Notaufnahme geprügelt wird, will auch sie sein Glied in sich spüren – wer könnte einer Frau diesen Wunsch schon verwehren? Dass Marius für eine Flugbekanntschaft – hier ist Handbetrieb zwischen ihren Schenkeln das Stichwort – nicht auch noch eine Kerbe in den Bettpfosten macht, liegt einzig und allein an ihren überdimensionierten inneren Schamlippen – ein wahrer Gentleman.

Als nun die Polizei wegen des Kampfes und dessen Folgen mit ihm reden will, Natascha nicht mehr zu haben und seine Schauspielerin, Sophie, gerade von seinem Sohn beglückt worden ist, reißen bei Marius alle Stricke. Nachdem er Sophie fast tot prügelt, beschließt er, sich selbst umzubringen. Eine einfache SMS seines besten Freundes Bene reicht aus, um sein Vorhaben, im Reichstag Amok zu laufen, zu vereiteln – selbst Hollywood ist sich für so platte Plots zu schade.

Zum Abschluss seien die Zeilen zitiert, nach deren Lektüre ich mich angehalten sah, zu googeln, wie man aus einem Taschenbuch Klopapier macht. „Sie werde mir eine unvergessliche Nacht bescheren, hauchte sie. Ich kotzte ihr auf die Brüste.“

Autor: Lucas Fassnacht
Titel: Es geht immer nur um Sex
Verlag: periplaneta
Preis: 13,00 Euro (Taschenbuch)

Foto: http://www.periplaneta.com/

Paul war seit Ende 2012 Teil der Redaktion. Neben der Gestaltung des Layouts schrieb Paul gerne Kommentare und ließ die Weltöffentlichkeit an seiner Meinung teilhaben. In seiner Freizeit studierte Paul Deutsch und Anglistik an der CAU.

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