Abgesagte Konzerte, Festivals, Theaterstücke, Urlaubsreisen: 2020 macht es uns allen, die wir Veranstaltungen lieben, mehr als schwer unserer Leidenschaft nachzugehen. Auch in meiner Schreibtischschublade liegt ein Stapel Tickets für Veranstaltungen und Flüge, die wohl entweder nie oder erst im nächsten Jahr eingerissen werden.
Doch es gibt einen hellen Streifen am Horizont, einen Hoffnungsschimmer für alle von uns, deren Leben zurzeit doch recht trüb und grau scheint: Das Internet.
Zugegeben, YouTube, Netflix und Co. sind uns allen nicht neu und heutzutage schon integraler Bestandteil unseres Alltags, doch war ihr Wert nie so spürbar wie in den letzten Monaten. Eine Welle an neuem Content überflutet gerade alle Kanäle und dabei noch den Überblick zu behalten, ist nicht immer leicht. Meine persönlichen Highlights gegen den Frust des Veranstaltungsbannes habe ich hier einmal zusammengefasst.
Ob Geisterkonzert der Kölner Philharmonie oder Elbphilharmonie Sessions – klassische Musik lässt sich auch in Zeiten wie diesen genießen. Diesmal eben nicht in ohnehin ungemütlichen Konzertsaalsesseln, sondern von der heimischen Couch. Zuhause kostet das Glas Sekt dann auch nicht acht Euro.
Zwar fallen Festivals dieses Jahr flach, allerdings bedeutet dies nicht, dass sie komplett gestrichen werden müssen. Wem es hauptsächlich um die Vielfalt an Musik geht und wer dabei auf Dixi-Klos, Schlammschlachten und Campinggrills verzichten kann, kann sich glücklich schätzen! Einen wilden Mix aus Musiker*innen inklusive Rita Ora, Billie Eilish zusammen mit ihrem Bruder Finneas, Elton John, The Rolling Stones und vielen anderen Weltstars bietet das Together At Home Wohltätigkeitskonzert, organisiert von Lady Gaga und Global Citizen. Der Stream ist über acht Stunden lang und zeigt die Musiker*innen in ungewohnter Umgebung: ihren eigenen Wohnzimmern. Sind acht Stunden plus Bonus Clips nicht lang genug für richtiges Festival-Feeling, dann sollte das PlayOn Fest mit seinem dreitägigen Stream von unter anderem Ed Sheeran, Korn, Bruno Mars, Coldplay und Green Day’s besten Live Shows aushelfen können.
Doch nicht nur YouTube bietet zurzeit mehr als gewöhnlich, auch Apps wie TikTok und Instagram sind voller Schätze. Für einen Boy-Band-Fan wie mich ist zurzeit die Instagram-Seite von Gary Barlow (TakeThat) einer meiner liebsten Plätze. Dort postet der Sänger regelmäßige Videochats von ihm und seinen durchaus bekannten Freunden wie zum Beispiel Paloma Faith, Brian May oder James Bay. In diesen TheCroonSessions getauften Videos entstehen dann einmalige Cover von bekannten Hits. Ein anderer Boybandler, Niall Horan (One Direction), geht noch einen Schritt weiter und startet regelmäßig Instagram Live Sessions, in denen er Songvorschläge annimmt und den Zuschauer*innen einen Einblick in seinen Songwriting-Prozess gewährt.
Zwar regionaler, jedoch nichtsdestotrotz genauso einmalig und spannend ist der Digitale Spielplan des Theaters Kiel. Ob Der kleine Ritter Sigismund, ein Küstenkidskonzert für die ganze Familie am 10. Mai, oder die Oper Tosca von Puccini am 23. Mai, das Kieler Theater bietet auf seinem YouTube-Kanal einige spannende Angebote.
Auch Netflix, Disney+ oder Amazon Prime helfen in Tagen wie diesen dabei, Veranstaltungsjunkies wie mir den nötigen Kick zu geben. Stand-Up-Shows, wie die von James Acaster, Chris Ramsey oder Daniel Sloss lassen wenigstens kurz vergessen, dass ich gerade auf meinem Lieblingssessel sitze und nicht etwa im Apollo Theatre in London. Und fällt es mir dann doch wieder ein, und das Fernweh beginnt sich breit zu machen, bietet das Internet auch dafür zumindest ein Trostpflaster. Jack Whitehall’s Unterwegs mit meinem Vater, Streetfood, oder, wenn es etwas abenteuerlicher sein soll, Dark Tourist (alle zu finden auf Netflix), helfen dabei, zumindest den Geist auf Weltreise zu schicken.
Janne ist seit 2019 Teil der Albrecht-Redaktion, zunächst als Leitung des Kulturresorts und Social Media, dann bis Anfang 2024 für ein Jahr als stellvertretende Chefredaktion.