„Das ist Art Attack, das ist Art Attack, jetzt kommt Art Attack.“ So fing damals meine absolute Lieblingsshow als Kind an. Ich saß jedes Mal gespannt vor dem Fernseher und habe 20 Minuten voller Begeisterung Beni Weber, dem Moderator, bei seinen Kunstwerken zugeschaut. Aber sind wir mal ehrlich: Wenn man was nachmachen wollte, sah es nie so aus, wie es gezeigt wurde, oder? Das war für mich als Fünfjährige sehr frustrierend und ich brauchte immer Hilfe von meinen Eltern. Die Vorstellung, dass Kinder schon so malen oder zeichnen können, ist wohl etwas sehr optimistisch. 

Kindliche Klebehände 

„Hallo und herzlich willkommen zu Art Attack, eurer großen Kunst- und Bastelshow. Wie immer könnt ihr alles, was ich euch heute zeige, ganz leicht auch selber machen.“ Mit diesem Spruch hat Beni den Anfang der Show eingeläutet, während er durch sein Studio mit überdimensionalen Zeichen- und Bastelutensilien lief. Doch er hat es mit ‚leicht‘ wohl etwas zu gut gemeint. Denn das waren die meisten Dinge, die gezeigt wurden, nie – vor allem nicht die Zeichnungen. 

Meistens wurde immer zuerst etwas aus Pappmaché gebastelt. Dafür benötigte man ein Fundament aus Pappe oder Papier, was man zuerst mit einigen Streifen Tesafilm zusammenkleben musste. Das klebte aber nicht wirklich gut, also nahm man einfach mehrere Rollen davon. Wenn das dann nach mehrmaligem Umwickeln fest war, kamen Zeitungspapier oder Klopapier und jede Menge weißer Bastelkleber zum Einsatz, um das Ganze zu stabilisieren. Und falls irgendjemand diesen geheimnisvollen Ort kennt, wo man weißen Bastelkleber herbekommt: Klärt mich auf! Ich weiß bis heute nicht, wo man dieses Zeug findet und benutzte selbst immer Tapetenkleister, der richtig schön schlotzig war, aber es war nie das Gleiche. Als es zu dem Teil kam, in dem man die Skulptur anmalen sollte, wurde immer nur gezeigt, wie Beni mit schön viel Farbe über eine Stelle gegangen ist. Aber das Endergebnis war dann noch mit Schatten- und Lichteffekten realistischer gemacht worden und sowas kriegt man nun wirklich nicht mit fünf oder sechs Jahren hin. Das frustrierte mich. 

„Hallo, ich bin’s wieder, euer Schlaukopf.“ 

Nachdem die Skulptur, das Bild oder andere Basteleien fertig waren, wurde die Anleitung nochmal vom Schlaukopf erklärt. Diese Büstenhandpuppe stand auf einem Podest in einer Museumsszene und schaute an einigen Stellen immer etwas blöd drein. Wenn er selbst mal den Pinsel oder Stift in die Hand genommen und etwas nachgemacht hat, hat er es oft vermasselt und sich als zu dumm bezeichnet. Das sollte natürlich amüsant sein, aber sowas sollten Kinder sich nun wirklich nicht abgucken. Diesen Kopf fand ich damals schon sehr merkwürdig und heute finde ich ihn ziemlich cringe. 

Nun zeichnen wir ein Stillleben 

„Tolle Bilder kann man aus allem Möglichen machen. Und einer, der kann das ganz besonders gut – Neil unser großer Künstler. Er nimmt ganz alltägliche Dinge und macht aus ihnen ein Art Attack Riesenbild.“ Dann kam das Ratespiel. Es gab immer ein oder zwei Objekte, die Neil in seinem Bild verarbeitet hat und wir sollten herausfinden, was sie im Gesamtbild darstellen. Ich sah immer ganz gespannt auf meinen Fernseher, um diesen Moment ja nicht zu verpassen und das Rätsel lösen zu können. Heute weiß ich, dass Neil sogar der Erfinder dieser Sendung ist, die ursprünglich in England spielt.  

Neils und auch Benis handwerkliches Schaffen wird mit instrumentaler Musik – mal mehr, mal weniger harmonisch – untermalt, so wie man es aus Teleshoppingsendungen oder anderen kennt, die nach Mitternacht laufen. Neil muss dabei aber kein einziges Wort sagen, dafür schwingt Beni die Pädagogenkeule. 

Die letzten beiden Sachen waren entweder Zeichnungen oder etwas Gebasteltes aus Pappe oder Papier. Dabei fragte Beni das Publikum dann, ob es auch schonmal das Problem hatte, nicht zu wissen, wo man Licht und Schatten in ein Bild malt. Nein! Mit fünf war ich froh, mit dem Pinsel oder Stift das Papier getroffen zu haben und dabei nicht mich selbst zu bemalen – außer das war mein Plan. 

Wieder Kind sein 

Nichtsdestotrotz macht es mir auch heute noch Spaß, diese Show zu gucken und bereitet mir Lust, auch mal wieder zu Stift und Papier zu greifen oder etwas aus Pappmaché zu basteln. Und wer weiß, vielleicht würde ich heute sogar dichter an das Ergebnis von Beni kommen. Obwohl das gar nicht entscheidend ist. Wichtig ist doch, dass man Spaß am Basteln, Kleben und Malen hat, auch wenn das Endergebnis nicht seinem Perfektionismus entspricht. Aber einfach mal wieder Kind sein, tut uns allen gut. „Und jetzt seid ihr dran: Holt eure Mal- und Bastelsachen raus und legt los!”. 

Lisa ist 26 Jahre alt und studiert seit dem Wintersemester 20/21 Deutsch und empirische Sprachwissenschaft auf Fachergänzung. Seit November 2021 ist sie Teil der Redaktion und des Lektoratsteams und hat im Januar 2022 die Leitung des Lektorats übernommen.

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