Aber immerhin produktiver als Katzenvideos

In den letzten Tagen brachte uns unser Social Media Feed zur Verzweiflung. Nah-Ost-Konflikt, Sylt-Videos und Co entfachen in uns immer mehr den Drang, die Welt hinter uns zu lassen. Und das geht: Mit Handarbeit! Speziell bei uns mit stricken und häkeln.  

Nicht nur für uns dient die Arbeit mit dem Garn als Eskapismus. Besonders in und nach der Coronazeit griffen viele zur Nadel – im positiven Sinne. Betroffen von dieser Handarbeitspandemie sind nicht nur, wie man meinen könnte, die älteren Generationen. Auch in unserem Alter grassiert das Häkel- und Strickfieber. Dabei hat dieses Fieber gesundheitsfördernde Folgen für alle Betroffenen.  

Durch die Arbeit mit dem Garn wird vor allem die Feinmotorik trainiert. Das kleine Workout bewegt die Gelenke und schützt vor Gelenkschäden wie beispielsweise Arthrose. Für Anfänger*innen sicher verwirrend: Die monotonen Wiederholungen des immer gleichen Bewegungsablaufs wirken entspannend. Sie können Puls und Blutdruck senken. Eine Entspannungstechnik, wie beispielsweise das Stricken oder Häkeln, kann damit auch bei Angststörungen helfen. Suchtkranke können ebenfalls durch die Beschäftigung mit Nadel und Garn eine Reduktion des Suchtdrangs erwirken. Wer die Hände mit Garn umwickelt, hat keine Zeit mal eben durch Social Media zu scrollen. Ebenfalls lässt sich eine langweilige Vorlesung mit Handarbeit sehr viel leichter ertragen als ohne.  Und wenn wir bei einer Seminardiskussion zum Thema „Taylor Swift – ist das noch Musik“ auf 180 kommen, können wir durch einen beherzten Stich in die Handarbeit aktiv Aggressionen abbauen. Wenn am Ende einer solchen Diskussion in der Regel meist nur erhitzte Gemüter zurückbleiben, haben wir durch Handarbeit am Ende eventuell eine Socke oder einen Topflappen. Ein Gewinn für alle! 

Wichtig ist: Stricken und Häkeln verbindet. Ob alt oder jung, studiert oder nicht. Alle können es lernen und sind willkommen. Auch die nicht strickende Bevölkerung können wir durch Stricken und Häkeln beglücken. Mit Amigurumis – das sind kleine Häkelpuppen – oder einem Schal in der Lieblingsfarbe. Stress kommt bei uns eigentlich immer nur vor großen Feiern wie Weihnachten auf, wenn alle noch einen Pullover oder eine Mütze bestellen. Dabei werden wir Handarbeitenden in unserem Organisationstalent geschult, denn ein Cardigan strickt oder häkelt sich nicht an einem Tag. Das muss geplant werden.  

Kurzum: Stricken und Häkeln haben nur positive Aspekte. Durch unser Hobby können wir für ein paar Stunden abschalten. Schlechte Nachrichten können uns nicht erreichen, solange das Garn durch die Finger gleitet. Und selbst wenn die Welt um uns herum untergeht, haben wir unseren Spaß mit dem Garn. Und nichts ist praktischer als ein warmer Pullover am Tag des Weltuntergangs. 

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