Das Kieler Stadtmuseum präsentiert euch eine Ausstellung, die sowohl zu hysterischem Lachen als auch zum ernsten Grübeln anregt.
Die Rede ist hier von einem der wichtigsten und vielseitigsten deutschen Satire-Künstler der 60er Jahre, Friedrich Karl Wächter (03. November 1937 – 16. September 2005), der vor allem durch seine komischen Cartoons und Kritzeleien in der satirischen Monatsschrift „Pardon“ und als eines der Gründungsmitglieder des Satiremagazins „Titanic“ an Popularität gewann.
Bereits zu Schulzeiten erntete er durch seine skurril-witzigen Strichmännchen, die er in die Hefte anderer Mitschüler zu kritzeln pflegte, erste Lacher.
„Ich schreibe und zeichne für alle, die mal fünf waren, noch Erinnerungen daran haben und gern 99 werden wollen!“ So charakterisierte Wächter selbst seine Sprach- und Zeichenkunst, die sich als eine der bedeutendsten Satiren im deutschen Komikwesen etablieren sollte. Grund dafür ist seine geniale Art und Weise, durch sowohl simpelste Kritzeleien als auch durch farbenfrohe malerische Kunstwerke eine Situationskomik zu schaffen, bei der einem das Lachen förmlich im Halse stecken bleibt. Denn die oft bissig-böse Gesellschaftskritik ist geschickt in den auf den ersten Blick simplen Kritzeleien versteckt und fällt einem oft erst beim zweiten Hinschauen auf.
Was ihn so besonders macht? Immerhin ist genau das die Intention einer gelungenen Karikatur. Doch im Gegensatz zu anderen Karikaturisten seiner Zeit, behandelte Wächter in seinen Satiren nicht nur politisch und gesellschaftlich angehauchte Themen, sondern veräppelte gerne auch den Menschen an sich, mit all seinen verrückten Trieben und Verhaltenszügen. Das macht seine Werke auch jetzt nach knapp 40 Jahren so schön modern und verständlich. Werkzeug sind für ihn nicht selten genug Tiere, die er in seinen Zeichnungen verwendet, um das absurde Verhalten des Menschen zu unterstreichen.
Eines seiner berühmtesten Beispiele ist hier die Zeichnung mit dem Namen „Schwanzvergleich“, in welcher eine Gruppe Hunde, im Kreise stehend, ihre Schwänze vergleichen. Eine nähere Erläuterung bezüglich seiner metaphorische Intention ist hier, denke ich, nicht nötig.
Mit seinen sowohl bösen als auch banal witzigen Satiren nahm er nicht nur Autoritäten jeder Art in die Mangel, sondern entstaubte und revolutionierte vor allem das prüde und vorsichtige Komikwesen Deutschlands in den 50er und 60er Jahren. Denn Wächter nahm kein Blatt vor den Mund, er scheute nicht, sich mit Themen zu befassen, die andere lieber mieden. So arbeitete er mit seinen Satiren stetig am Limit und gewann neben einem großen Club an Bewunderern natürlich auch zunehmend an Feinden.
Nach einiger Zeit, in welcher Friedrich Karl Wächter für die „Pardon“ und die später gegründete „Titanic“ schrieb und zeichnete, beschloss er, sich den Grenzen der Satiremagazine zu entziehen und machte sich selbstständig. So entstand 1970 sein erster kommerzieller Erfolg, der „Anti-Schruwwelpeter“, eine antiautoritäre Parodie, basierend auf dem „Schruwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann. Weitere Bücher folgten und er schrieb sogar Theaterinszenierungen, die alle auf seinen grandios-bösen, provokanten und banal-witzigen Satiren beruhten.
Mit mehr als 160 Zeichnungen schafft das Kieler Stadtmuseum nun einen Einblick in die Welt des ewigen Satirikers und „elegantesten Zeichner von allen“, so Michael Sowa. „Das Schönste für mich ist zu hören, wie unsere Besucher laut loslachen!“, sagt Kerstin Dronske, welche im Kieler Stadtmuseum für die Führungen der Wächter-Ausstellung verantwortlich ist. Lacher sind definitiv garantiert und bei einem Eintrittspreis von einem Euro für Studenten und drei Euro für alle anderen, sollte ein Besuch in unserem Stadttheater nicht mehr fern sein.
Bis zum 19. Februar 2012 können die Friedrich Karl Wächter-Zeichnungen noch bewundert und belacht werden.
Marie war bis zum Sommersemester 2013 die Chefredakteurin des Albrechts.