Der Albtraum vieler Radfahrende aus Gaarden: Knapp dran sein und dann nicht über die Hörnbrücke düsen können. Obwohl von Düsen nie die Rede ist. Absteigen und Schieben ist angesagt, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, angemeckert oder vom Ordnungsamt abgefangen zu werden. Kommentare wie „Hallo! Absteigen! Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!“ sind noch die harmlosen. Besonders nervig finde ich das, wenn ich noch gar nicht in der Nähe des schmalen Behelfsstegs bin. Denn wer die Schilder versteht, weiß, dass nur auf diesem geschoben werden muss. Tja, das würde ich gerne kontern, traue ich mich aber nie. Meistens schiebe ich brav. Vorbei an nervigen Touris, die mit ihren Bilderaktionen alles blockieren oder Menschen, die scheinbar alle Zeit der Welt haben. Mein Highlight aber ist, wenn ich auf die Brücke zufahre und sehe: Da stehen auffällig viele. Nun muss blitzschnell eine Entscheidung getroffen werden. Lohnt es sich noch, außen herum zu fahren oder warte ich, bis der Behelfssteg in Zeitlupe wieder ausgefahren ist? Tummeln sich dort bereits viele Menschen, sollte man sich dazugesellen. Geht dann die Schranke hoch, fühle ich mich ins Mittelalter versetzt. Wie bei einem Turnier stürmen beide Seiten aufeinander zu. Ein Zusammenprall scheint vorprogrammiert… Strample ich jedoch um die Hörn herum, gibt es nichts Schlimmeres, als aus der Ferne Zeugin des Spektakels zu werden. Der Umweg hat sich nicht gelohnt. Umso schöner ist das Glücksgefühl, wenn ich vor Schrankenöffnung auf die andere Seite gelangt bin. Aber an seltenen Tagen, wenn ich mal nicht zu spät dran bin und vor der für Schiffe geöffneten Hörnbrücke stehe und mir die Sonne ins Gesicht scheint, denke ich: Herrlich, diese Entschleunigung des Alltags. 

Autor*in

Franzi studiert Psychologie, Pädagogik und Soziologie und schreibt seit Beginn des Wintersemesters 22/23 für den ALBRECHT.

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