Singende Möbel, tanzende Teekannen, ein grimmiges Biest und eine Prinzessin in einem strahlend gelben Kleid – wenn von dem Märchen Die Schöne und das Biest die Rede ist, haben viele zunächst das Bild des Disney-Klassikers im Kopf. Anders der Ballettdirektor Yaroslav Ivanenko: Für ihn bietet sein neues Handlungsballett Die Schöne und das Biest die Möglichkeit, nach seinen letzten sehr dramatischen Stücken nun einen etwas optimistischeren Stoff auf die Bühne zu bringen.
Die Tänzer:innen machen mit den Zuschauer:innen eine Reise in das fantastische Universum der Märchen. Mit seiner Adaption orientiert sich Ivanenko an der französischen Variante La Belle et la Bête sowie dem russischen Volksmärchen Die purpurrote Blume. Im Fokus steht dabei das Biest. Es handelt sich hierbei eigentlich um den Prinzen, der jedoch von der Zauberin aufgrund seines arroganten und selbstverliebten Verhaltens in eine unansehnliche Gestalt verwandelt wird. Gefangen in seinem neuen Körper lebt das Biest abgeschottet im Schloss, bis sich ein Vater dreier Töchter dorthin verirrt. Für seine jüngste Tochter stiehlt er eine Blume aus dem Schlossgarten, woraufhin das Biest diese als Ausgleich fordert. Die Schöne zieht zum Biest auf das Schloss und ist, entgegen der Erwartungen, nicht von dessen Gestalt abgeschreckt. Jedoch bekommt sie Heimweh und fährt wieder zurück zu ihrer Familie. Dort wird ihr klar, dass sie sich mit dem Biest verbunden fühlt und wieder zu diesem zurückkehren möchte. Doch findet die Schöne dort plötzlich jemand anderen vor.
Die Frage, welche Rolle das Äußere eines Menschen spielt, stellt nicht nur den Kern des Märchens dar, sondern hat auch heute noch Aktualität. Ivanenkos Version von Die Schöne und das Biest behandelt die literarische Vorlage relativ frei. So werden Teile der Rahmenhandlung gestrichen, die Figur der Zauberin spielt eine wichtigere Rolle und der Ausgang der Geschichte wurde abgewandelt, sodass dem Ende eine modernere Sicht verliehen wurde.
Das Biest und seine Kreaturen // Bild: Olaf Struck Die Schöne und das Biest tanzen // Bild: Olaf Struck Die Schöne und die Zauberin // Bild: Olaf Struck
Eine weitere Besonderheit ist das Bühnenbild, welches eng an die Zauberin angelehnt ist. Mittels zahlreicher Video-Projektionen und dem Einsatz der Drehbühne kommen verstärkter als in den bisherigen Balletten verschiedene technische Möglichkeiten zum Einsatz, welche dem Stück mehr Dynamik verleihen.
Bei dem Ballett Die Schöne und das Biest nach Ivanenko handelt es sich um eine gelungene Adaption, wobei vor allem die tänzerische Verwandlung von Amilcar Moret Gonzalez als Biest zurück in einen Prinzen lobend hervorzuheben ist.
Der nächste Spieltermin ist am 10. Dezember. Weitere folgen 2022.
Johanna studiert seit dem Wintersemester 2016/17 Deutsch und Soziologie an der CAU. Sie ist seit Oktober 2016 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Von Juli 2017 bis Januar 2019 war sie als Ressortleiterin für die Kultur verantwortlich. Sie war von Februar 2019 bis Januar 2022 Chefredakteurin des ALBRECHT.