Wer hofft, in Kiel riesige Museen wie das Deutsch-Historische Museum in Berlin oder die Capitolinischen Museen Roms zu finden, ist an der falschen Adresse. Aber bedeutet klein automatisch gleich uninteressant? Der Verbund Museen am Meer, bestehend aus acht Museen, wirbt mit maritimem Flair und bedeutenden Ausstellungsstücken. Doch gibt es wirklich maritime Schätze zu entdecken oder lohnt es sich für Student nicht, den Sonntag einmal im Museum zu verbringen anstatt zuhause vor Netflix? Anregungen geben folgende Rezensionen ausgewählter Museen:

Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung


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Hier steht alles im Zeichen des Universitätsjubiläums der CAU: 350 Jahre Forschung in Kiel. Dass Kieler Professoren durchaus eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Medizin einnehmen, zeigen diverse Informationstafeln zu den Lebensläufen und Forschungsresultaten der einzelnen Professoren. Ergänzend findet sich hier und da ein interaktives Element, wie etwa ein Laparoskopie-Trainer passend zu Kurt Semm, der entscheidende Instrumente zur minimal-invasive Chirurgie entwickelte. Ein Highlight bietet der Bereich der Pathologie, in dem Präparate von krankheitsbefallenen Organen ausgestellt werden. Die Sammlung ist zwar sehr klein und kann sicher nicht mit der Charité Berlin mithalten, aber es macht Spaß, zu versuchen, die Präparate mit dem Erläuterungsheft abzugleichen. Im zweiten Stock findet sich noch eine sehr kleine Ausstellung alter Apothekeneinrichtungen, die optisch durchaus etwas hermacht. Alles in allem ist die Sammlung relativ interessant, bietet allerdings leider nur wenig Ausstellungsobjekte und mehr Erklärungstafeln. Der Eintritt kostet dafür für Studenten nur einen Euro, ein Besuch lohnt sich also allemal.

Stadtmuseum Warleberger Hof

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Beworben wird das Kieler Stadtmuseum mit dem Slogan, „auf den Spuren der Kieler Stadtgeschichte“. Wer nun allerdings Artefakte, Urkunden, jahrhundertealte Überbleibsel oder ähnliches erwartet, ist weit gefehlt. Denn außer einer handvoll historischer Ausstellungsstücke im Keller des Hauses besteht die Dauerausstellung ausschließlich aus schwarz-weißen Fotografien verschiedener Epochen Kiels. Wer sich nun nicht übermäßig für historische Fotografien interessiert, wird also enttäuscht sein. Dazu gibt es noch eine wechselnde Ausstellung im Erdgeschoss, die momentan unter dem Titel Der Zug der Zeit gerahmte Plakate der Deutschen Bundesbahn aus der Nachkriegszeit darstellt. Einige Plakate lassen schmunzeln, so etwa die Abbildung einer Bahn bei Schnee, versehen mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht. Fahr lieber mit der Bundesbahn“, die in Bezug auf gegenwärtige Bahnausfälle fast ironisch anmutet. Allerdings besteht die Ausstellung auch ‚nur‘ aus etwa 100 Plakaten, was für Graphikdesigner unheimlich spannend ist, für den Laien oder geschichtsinteressierten Studenten nach ein paar Plakaten aber auch etwas eintönig wird.

Kunsthalle zu Kiel

Quelle: WikiCommons
Quelle: WikiCommons

Muss man eigentlich Kunstgeschichte studieren, um sich in der Kunsthalle wohlzufühlen oder kann man dort auch als Laie Spaß an Kunst haben? Ganz klar Letzteres. Das relativ große Gebäude der Kunsthalle lädt zum Schlendern durch eine ständige Sammlung mit zeitgenössischen Künstlern ein, die teilweise sogar aus Norddeutschland kommen. Dabei ist von einer riesigen Leinwand voller bunter Farbkleckse des Künstlers Daniel Richter, betitelt als 20th Century Girl bis zu einem Gemälde einzig bestehend aus verwischtem Schwarzgrau, das vom Künstler Armando als Waldrand betitelt wurde, motivtechnisch alles dabei. Als momentane Sonderausstellung bis Ende Juli werden Werke von Miriam Cahn unter dem Titel AUF AUGENHÖHE gezeigt, die beispielsweise persönliche Erlebnisse wie einen Autounfall, politische Themen, Krieg und die Rolle von Geschlechtern in ihren Werken verarbeitet. Dabei ist von schwarz-weißen Kreidezeichnungen, Videoinstallationen und grellen Ölgemälden für jeden etwas dabei.

Antikensammlung in der Kunsthalle zu Kiel


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Klein aber fein ist auch die Antikensammlung in der Kunsthalle, die gern übersehen wird. Ein Abstecher lohnt sich aber, denn neben einer einzigartigen Sammlung kleiner Tongefäße aus dem sechsten bis vierten Jahrhundert v.Chr. gibt es auch Gipsabdrücke von Köpfen diverser bekannter Philosophen. Der gigantische Kopf Caesars darf in der Sammlung natürlich auch nicht fehlen. Außerdem gibt es eine Reihe von großen Gipsabgüssen, die von Stücken aus der Sammlung des bekannten Pergamonmuseums Berlin gemacht wurden, was einen Besuch zwar nicht ersetzt, aber doch Geschmack auf mehr antike Kunst macht. Weitere Highlights sind der abgebildete Laokoon mit Söhnen sowie der Augustus von Prima Porta. Ein Plus ist natürlich auch der freie Eintritt für Jedermann.

Schifffahrtsmuseum Fischhalle

Quelle: WikiCommons
Quelle: WikiCommons

Die Fischhalle ist zwar sehr klein, bietet dafür aber genau das, was man sich unter maritimer Geschichte Kiels vorstellt: Ausstellungsstücke zu 200 Jahren Geschichte der Kieler Schifffahrt. Dabei gibt es von Marinegemälden über Navigationsgeräte aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu Modellen früherer Schiffe und U-Boote viele kleine Schätze zu entdecken, ergänzt durch vereinzelte interaktive Bildschirme. Highlights sind dabei das kleine U-Boot-Wrack eines Seehunds, das am Ende des zweiten Weltkrieges in der Förde versank und das große Modell eines 12 Tonnen schweren Deutsche-Werke-Schiffsmotoren, das ebenfalls aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammt. Ein Besuch der Fischhalle lohnt sich vor allem für Studenten, denn diese zahlen nur einen Euro Eintritt. Dabei haben Studenten des Historischen, Kunsthistorischen und Volkskundlichen Seminars der CAU sogar kostenlosen Zutritt.

Autor*in

Lena war von 2014 bis Februar 2017 Teil der Redaktion. Von Juni 2014 bis Februar 2017 war sie die stellvertretende Chefredakteurin des ALBRECHT und somit zuständig für Finanzen und Anzeigen.

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