Studierende entwickeln Lern-App für Elementarkurs an der CAU
Studieren ist heute längst im digitalen Zeitalter angekommen. Gerade durch die Corona-Pandemie gab es einen gehörigen Schub innerhalb der digitalen Lehre. Ganze Semester fanden online statt und die Kommunikation verlagerte sich fast ausschließlich auf Zoom und OpenOLAT. Auch Lernapps für das Smartphone oder Tablet kennen die meisten, beispielsweise vom Sprachenlernen. Doch es gibt auch andere thematische Schwerpunkte, die gut durch Apps aufgearbeitet und vermittelt werden können.
Die Dreiklangsbestimmung stellt einen wesentlichen Teil der Aufgaben im Elementarkurs des Musikwissenschaftlichen Instituts dar. Studierende müssen spätestens am Ende des ersten Fachsemesters in der Lage sein, aus Notationsbildern die korrekten Dreiklänge abzulesen und zu benennen. Beim Training könnte den Studierenden eine Lernapp helfen – doch die war 2020 noch nicht auf dem Markt. So kam Matthias Kirsch, Dozent am Musikwissenschaftlichen Institut, nach der Ausschreibung des Digitalfonds im Wintersemester 2020/21 auf die Idee, eine App speziell für den Elementarkurs entwickeln zu wollen.
Startschuss
Nachdem 2021 die Förderung des Vorhabens durch den DigiFonds 2020, dem Digitalisierungsfond der CAU als Mittel zur Verbesserung der digitalen Lehre in Kiel, bewilligt wurde, startete noch im Wintersemester 2021/22 ein Projektseminar, welches sich über zwei Semester erstrecken sollte. Die zugrundeliegende Idee war weiterhin, dass Studierende eine App für ihre Kommiliton*innen entwickeln und dabei fundierte Einblicke in die Softwareentwicklung erlangen. Federführend bei der Ideenfindung auf Seiten des Musikwissenschaftlichen Instituts waren Prof. Dr. Siegfried Oechsle und der Projektkoordinator Matthias Kirsch. Mit ins Boot holte Kirsch die Firma Dataport AöR, welche hauptsächlich für Dienstleistungen und Entwicklungen im Bereich der Landesverwaltung und Behörden tätig ist. Gemeinsam mit Niels Cederström von Dataport leitete Kirsch das Seminar, welches im Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) als eigenes Modul angesiedelt und somit für die breite Studierendenschaft geöffnet war. Dadurch waren nicht nur Studierende der Musikwissenschaften beteiligt, sondern auch Studierende der Informatik.
Zieleinlauf
Nach dem Wintersemester war es so weit: Das Grundgerüst für Tonfall stand, der Feinschliff sollte im Sommersemester folgen. Viele weitere Arbeitsstunden flossen in das Projekt, Designfragen wurden geklärt und etliche Zeilen Code geschrieben. Doch die Zeit war am Ende einfach zu knapp. Nach Ende des Sommersemesters 2022 ging aus dem Seminar die AG Ausbau digitale Lernressourcen hervor, um auch nach Abschluss des Projektseminars die Arbeit an der App fortführen und diese fertigstellen zu können. Dieses Unterfangen konnte letztlich mit Mitteln des Lehr- und Innovationsfonds 2022 der CAU tatsächlich finanziert werden. Alexander Hofmann, Natalie Kaufhold, Hannah Metz, Ansgar von Velsen und Esther Zwanger brachten Tonfall schließlich bis in den App- und Playstore. Dort kann die App nun seit Mitte März auf jedes Endgerät heruntergeladen werden.
Matthias Kirsch ist sichtlich begeistert: „Ich betrachte das Projekt als äußerst gelungen, denn es konnten eigentlich alle Ziele erreicht werden und sogar noch etwas mehr: An der CAU gibt es jetzt mit Tonfall im Bereich Lern-Apps die erste Eigenentwicklung, die von Studierenden geschaffen wurde und ganz konkret auf einen Kurs des hiesigen Modulkatalogs zugeschnitten ist“. Zu den kurzen zeit- und ortsunabhängigen Einheiten der App-Nutzung im Alltag seien von nahezu allen Studierenden ausschließlich positive Rückmeldungen zu vernehmen gewesen. Noch steht die offizielle Vorstellung der App aus und wurde zunächst einem kleinen Kreis potenzieller Nutzer*innen vorgestellt. Außerdem soll nach Abschluss der institutsinternen Testphase noch eine Evaluation der App-Nutzung vollzogen werden. Begleitet wird die Evaluationsphase durch das Institut für pädagogisch-psychologische Lehr- und Lernforschung (IPL), vertreten durch Prof. Friederike Zimmermann, unter deren Betreuung sich eine Bachelor- und eine Masterarbeit mit der Evaluation von Tonfall im Lehrbetrieb am Musikwissenschaftlichen Institut beschäftigen. Auch nach der Veröffentlichung soll weiter an der App gearbeitet werden. So ist etwa eine Funktion zur Intervallbestimmung, welche ebenfalls Teil des Elementarkurses ist, in Planung.
Finn ist seit Februar 2024 Chefredakteur des ALBRECHTs. Zuvor hat er ein Jahr lang das Kulturressort geleitet. Für unser Blatt sitzt er häufig in der Oper, im Theater oder im Konzertsaal. Er studiert Englisch und Geographie auf Lehramt und ist seit dem WiSe 22/23 Teil der Redaktion.