Das Wichtigste der verbalen Podiumsschlacht im Überblick

Liebe Studierende, wart Ihr am 6. Juni live vor Ort, um euch die Podiumsdiskussion zwischen den Hochschulgruppen anzuschauen? Alles richtig gemacht. Wem es nicht möglich war, den Wahlkampf vor Ort zu erleben, dem biete ich hier und jetzt einen kleinen Einblick auf den verbalen Kampf der einzelnen Parteien um die Wähler*innenstimmen. 

Zur Diskussion angemeldet haben sich die Jusos, die CampusGrünen, der RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten), die Liberalen, die UDP (unabhängige Hochschulgruppe für Digitalisierung und Pragmatismus) und die Hochschulgruppe Südschleswig, die aus gesundheitlichen Gründen kein*e Vertreter*in hinschicken konnte. Der versierte Moderator Marsel Beutel hat die Gesprächsrunde professionell geleitet und stellte nicht nur interessante, sondern auch kritische Fragen an die Teilnehmenden. Die Positionen zu den verschiedenen Uni-Themen, die im Podium angeregt diskutiert wurden, haben wir euch hier aufgelistet:

Zusammenarbeit mit dem AStA

Die Jusos sind zufrieden mit der Arbeit mit dem AStA, da dieser schnell arbeitet und einfach kontaktierbar ist. 

Die Grünen sind der Ansicht, dass der AStA sehr wichtig ist, weil er wichtige Aufgaben übernimmt und verschiedenste Veranstaltungen organisiert. 

Die RCDS sind grundsätzlich zufrieden mit dem AStA, da dieser seine Arbeit kompetent ausführt.

Die Liberalen sind zufrieden mit dem AStA, sehen jedoch Verbesserungspotential beim Verkünden und Verbreiten der Neuigkeiten über Ihre beschlossenen Handlungen und Entscheidungen. 

Die UDP sind generell zufrieden, äußern jedoch Kritik an der Kommunikation. So kann es passieren, dass man auf eine Frage drei verschiedene Antworten erhält. Zudem sind sie der Meinung, Werbung für Veranstaltungen müsste weitläufiger stattfinden, nicht nur per Mail. 

Studentenwerk: Was läuft richtig und was läuft falsch?

Laut den Jusos ist die Kommunikation gut, das Studentenwerk ist leider aber stark unterfinanziert. Es braucht zudem mehr und günstigere Wohnräume, die nicht auf nur sechs Semester am Stück beantragt werden. Mensen sollten ebenfalls gesünder und günstiger werden. 

Gemäß den Grünen kann die Mensa etwas zu teuer sein und sollten länger offen sein. Der Wohnraumausbau hängt hier dann auch mehr von der Stadt selbst ab. Das Studentenwerk benötigt bessere Finanzierungen. 

Die RCDS sagt, die Mensen sind zu teuer und die Portionen zu klein, sowie Wohnräume zu teuer und zu wenig. 

Laut den Liberalen muss mindestens eine der Mensen längere Öffnungszeiten haben. Zudem sollte man Essen vom Mittag, welches Abends noch verkauft wird, günstiger anbieten. 

Nach Meinung der UDP ist die Mensa und das Essen gut, es gibt vegane und vegetarische Optionen. Der SH-Teller müsse auf jeden Fall bleiben, da es die kostengünstigste Alternative zum Kochen ist. Forderungen an das Land oder den Bund zu stellen, ist zu schwer zu realisieren, es ist deswegen ratsamer, sich auf Uni-nahes zu beschränken. 

Sollte der erweiterte Senat abgeschafft werden? 

Kurz vorweg: Der erweiterte Senat beinhaltet alle Mitgliedergruppen der Uni, hat aber andere Stimmenverhältnisse als der reguläre Senat, da er zu einem Drittel aus Professoren, einem Drittel Studenten und einem Drittel Beschäftigten aus Verwaltung und Technik sowie dem Wissenschaftlichem Dienst besteht. Er befasst sich mit Themen wie der Wahl vom Beauftragen für  Diversität, Entscheidungen über Würden und Ehrungen oder der Wahl des Gleichstellungsbeauftragten. 

Die Jusos sagen, der erweiterte Senat soll auf jeden Fall bleiben, er braucht jedoch mehr Leute aus der Studierendenschaft.

Laut den Grünen ist der erweiterte Senat eine gute Ergänzung zu den anderen Instanzen. 

Nach dem RCDS soll der erweiterte Senat bleiben, da dieser wichtige Themen wie das Deutschlandstipendium bespricht. 

Die Liberalen sind gegen die Abschaffung, da er zu wichtig ist für die Repräsentation der Studierendenschaft. 

Die UDP ist der Meinung der erweiterte Senat könnte erst entfernt werden, wenn der reguläre Senat besser besetzt ist. 

Wie kann lässt sich studentische Beteiligung an Hochschulpolitik fördern? 

Laut den Jusos muss man Student*innen so früh wie möglich für Politik begeistern, am besten schon im ersten Semester, in den ersten paar Wochen. Auch sollte den Hochschulgruppen mehr Budget für bessere Werbeoptionen bereitgestellt werden. 

Nach den Grünen muss Politik am Campus sichtbarer werden und attraktiver gestaltet werden. 

Nach Meinung des RCDS sollte nicht nur per Social Media geworben werden, zum Beispiel ließe sich eine Art Wahl-O-Mat aufstellen, um Interesse zu wecken. 

Laut den Liberalen muss Hochschulpolitik mehr seitens der Universität beworben werden als auch der Hochschulgruppen. 

Die UDP ist der Meinung, dass das Studium nicht viel Zeit lässt für intensives politisches Engagement. 

Meinung zur Debattenkultur an der Hochschule

Die Jusos finden, dass die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulgruppen ein sehr angenehmes Klima hat. Ein Gut, welches unbedingt erhalten werden sollte. 

Die Grünen äußern, dass offene Diskussionen sehr wichtig sind, aber stets ein respektvoller Umgang und gegenseitige Offenheit an den Tag gelegt werden sollte. 

Nach dem RCDS sind haltlose Beschuldigungen und ähnliches zu vermeiden. Persönlicher Dialog ist wichtig, nicht nur Diskurs im Internet. 

Die Liberalen sind der Meinung, dass inhaltlich harte Debatten wichtig sind, solange diese zivil bleiben und sich im Rahmen des Grundgesetzes halten. 

Die UDP findet, dass unsere Debattenkultur im nationalem Vergleich noch gut ist. Es ist wichtig, dass man demonstrieren, Aktivismus betreiben und sich frei äußern kann. Ein hohes Gut, welches hart erkämpft wurde. Solange sich an das Grundgesetz gehalten wird, kann vieles gesagt und muss vieles ertragen werden.

Standpunkt zu Demonstrationen zum Nahostkonflikt an der Uni

Die Jusos sind für friedliche Demonstrationen nach demokratischen Grundsätzen, da trotz Meinungsverschiedenheiten, der Weg des zivilen Diskurses gegangen werden muss. Aussagen mit einem strafrechtlichem Inhalt gehören jedoch strafrechtlich verfolgt. 

Die Grünen schließen sich der Meinung der Jusos an und verdeutlichen, dass Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist. 

Nach RCDS ist Extremismus am Campus nicht zu dulden. Studenten sollten einen sicheren Studienverlauf haben und sich auf dem Campus sicher fühlen. 

Die Liberalen sagen, Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist wichtig und dass die Hochschule ein politischer Ort ist und bleiben soll. 

Laut UDP darf Extremismus nicht geduldet werden, die Uni sei ein progressiver und politischer Ort. 

Sollten sich extremistisch äußernde Studierende exmatrikuliert werden dürfen?

Die Jusos sagen, aktuell gäbe es keine leicht verfügbaren Mittel für solche Exmatrikulationen. Einen pauschalen Erlass für die Uni zur Exmatrikulation sollte es auf gar keinen Fall geben, von Fall zu Fall müsse gründlich geprüft werden.

Laut den Grünen sollte so eine Regelung nur als letzte Instanz mit hohen Hürden möglich sein. Zudem sollte es nicht nur auf politische Äußerungen, sondern auch auf Delikte wie Sexualstraftaten bezogen werden können. 

Nach dem RCDS sollte es nur als letztes Mittel dienen, da es nicht passieren darf, dass Leute auf dem Campus sich unsicher fühlen. 

Die Liberalen schließen sich der Meinung an, dass die Exmatrikulation nur als letztes Mittel anzuwenden sei. 

Die UDP findet, es sollte nur als letzte Option eingesetzt werden und darf in keinster Weise Leute davor abschrecken, legitime Meinungen zu äußern. 

Meinung zum BAföG-Satz und elternunabhängigem BAföG

Die Jusos sind der Meinung, dass das Studium komplett finanziert geboten sein sollte. 

Laut den Grünen sollte der BAföG-Satz höher sein, da BAföG aktuell unter dem Existenzminimum liegt. Zudem sollte es generell komplett elternunabhängig werden. Die Bürokratie müsste auch abgebaut werden. 

Die Meinung vom RCDS ist, dass das Studium nicht kostenfrei werden kann, wegen den staatlichen Finanzen. Wir seien aber ohnehin schon sehr weit vorne bei dem Thema Studienfinanzierung. Elternunabhängiges Bafög muss dennoch geboten werden, da innerfamiliäre Beziehungen schwer zu beurteilen sind. 

Die Liberalen äußern sich, dass es mehr Freibeträge für das BAföG braucht und es komplett elternunabhängig werden muss, um eine komplette Chancengleichheit bieten zu können. 

Gemäß der UDP ist elternunabhängiges BAföG gewünscht. Die Bearbeitung vom BAföG muss jedoch schneller werden. Zudem sollten bei zu langer Bearbeitungszeit Strafzahlungen geltend gemacht werden können. 

Abschlussstatements

Die Hochschulgruppen waren sich in vielen der Punkte einig und doch haben sie ihre eigenen Prioritäten und Ansichten, für welche sie sich einsetzen wollen. Zum Abschluss der Veranstaltung haben die Vertreter sich noch die Zeit genommen, um die Ansichten und Ideale ihrer Hochschulgruppen zusammenzufassen in Form von Abschlussstatements. 

Die Jusos wollen sich für einen Campus für alle einsetzen. Für besseren Wohnraum und bessere Chancen für Erstakademiker*innen. Einen Campus, in dem jede*r sich willkommen fühlen und beteiligen kann. Eine Uni, auf die man stolz sein kann. 

Die CampusGrünen sehen die Zukunft der Uni mehr im Bereich des Klimaschutzes, der Nachhaltigkeit sowie der Gleichstellung. Sei es durch ein elternunabhängiges Bafög, bessere Wohnraumsituation oder einer einheitlichen Nachteilsausgleichsregelung.

Der RCDS will eine ideologiefreie Uni und ist gegen Extremismus jeglicher Art. Man wünscht sich einen guten, stabilen und schönen Verlauf des Studiums auf einer Universität mit Exzellenzstatus.

Die Liberale Hochschulgruppe setzt sich für ein modernes und freies Studium ein. Hierbei spielt auch die Digitalisierung und Vereinfachung der Verwaltung eine große Rolle. Die Stadt Kiel, derer zentraler Bestandteil die CAU ist, soll moderner und lebenswerter gestaltet werden.   

Die Pragmatiker der UDP stehen keiner Partei nah und wollen eine Alternative sein für alle, die sich nicht durch die großen Hochschulgruppen vertreten fühlen. Sie wollen den Campus schöner machen, für besseres Wohnen und stärkeres BAföG sorgen sowie viele weitere Dinge, die das Leben an der Uni schöner machen.  

Somit kommen wir zum Schluss der spannenden und aufschlussreichen Podiumsdiskussion. Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in das Programm der antretenden Hochschulgruppen bieten, sodass ihr guten Gewissens wählen gehen könnt. Egal, ob ihr euch für die ‚Campus für Alle‘-Jusos, das Campus Grüne Herz der Uni, die ideologiefreie Uni der RCDS, die Stadt und Uni modernisierenden, digitalen Liberalen oder auch die UDP Informatiker, die pragmatisch sympathischen Rebellen unter den Hochschulgruppen, entscheidet. 

Verschwendet nicht eure Stimme, sondern gestaltet die Uni eurer Zukunft. Geht wählen!

*Dieser Artikel wurde nach bestem Wissen und Gewissen in eigenen Worten als sinngemäße Überlieferung der Inhalte der Podiumsdiskussion verfasst und ist nicht auf den genauen Wortlaut der Veranstaltung ausgelegt. 

Autor*in

Michael studiert seit dem Wintersemester 22/23 Rechtswissenschaft an der CAU und kämpft seit dem Sommersemester 2024 aktiv an der Seite des ALBRECHTs für Recht und Gerechtigkeit.

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