Eingestellt, abgeschlossen, auf unbestimmte Zeit verschoben – drei hervorragende Gründe, sich die folgenden Ausnahmeserien endlich einmal zu Gemüte zu führen. Die Comic-Kolumne im Mai.
Titel: Megg, Mogg & Eule: Hexe Total Bd. 1 & 2
Autor: Simon Hanselmann
Verlag: Avant. Je 176 Seiten, Softcover (farbig). 24,99 Euro.
Der alternative/Independent-Comic der 2010er Jahre ist schon in einem erbärmlichen Zustand: Es dominieren krakelig illustrierte und inhaltlich banale Selbstbespiegelungen – noch auf den trivialsten privaten Problemen werden heute ganze Karrieren aufgebaut. Wer zumindest ein bisschen zeichnen kann (sprich: die Balance zwischen expressiv und dilettantisch einigermaßen zu halten vermag), sucht sein Heil in Historien- oder Literaturadaptionen. Die sind anscheinend gut dotiert, produzieren aber längst keinerlei relevanten Aussagen mehr. Ambitionierte und unverstellte Stimmen lassen sich derweil an einer Hand abzählen, der Tasmanier Simon Hanselmann ist eine von ihnen.
Sein Opus Magnum ist Hexe Total, eine Reihe kurzer bis mittellanger Episoden aus dem Leben einer denkbar abwegigen Endzwanziger-WG: Megg ist eine Hexe, nicht Young-Adult-mäßig-hip, sondern mit Besen und schwarzem Hut wie bei Hänsel und Gretel. Sie lebt von der Stütze, leidet unter depressiven Schüben und sitzt zumeist auf einem versifften Sofa, wo sie mit Mogg, ihrem sprechenden Kater, einen Joint nach dem anderen raucht. Gelegentlich nehmen die Beiden auch harte Drogen oder saufen einfach. Manchmal haben sie Sex. Komplettiert wird die Wohngemeinschaft durch Eule, einen menschengroßen Uhu, der im Callcenter arbeitet und versucht, sein Leben auf die Reihe zu kriegen, dabei aber ständig von Megg und Mogg sabotiert wird. Gelegentlich quälen sie ihn auch aus purer Lust an der Freude physisch und/oder psychisch.
Trotz der Fabelwesen geht Hexe Total problemlos als Sozialstudie durch, die Figuren stehen so weit am Rand der Gesellschaft, dass man zu sehen glaubt, wie sie sich neben ihnen aufzulösen beginnt. Hanselmann schildert ihre geistig wie körperlich fortschreitenden Degenerationen zwar, als wären sie lustige Kiffer-Anekdoten, man lacht aber höchstens, um nicht weinen zu müssen. Die Zeichnungen dazu sehen aus, als stammten sie von einem Zehnjährigen, dessen Eltern noch rätseln, ob sie ihn lieber auf ein Kunstinternat oder in die Kinder- und Jugendpsychiatrie stecken sollen.
Hexe Total ist der Comic, auf den man zuletzt lange warten musste: Unabhängig von Jedem und alternativ zu Allem. 2015 erschienen zwei Zusammenstellungen mit 36 und 29 Episoden in deutscher Übersetzung, seitdem pausiert die Serie hierzulande. Inzwischen arbeitet der Verlag aber an einer weiteren Fortsetzung, ein Ausnahmetalent wie Hanselmann will schließlich auch gehört werden. (8/10)
Titel: Spider-Women: Mit Netz, Charme und Spinnenkraft & Spider-Woman Bd. 3: Kürbisbomben zum Abschied
Autor: Dennis Hopeless (Skript) & Veronica Fish (Zeichnungen)
Verlag: Panini. 192/112 Seiten, Softcover (farbig). 19,99/14,99 Euro.
In den letzten zwei Jahren hat Spider-Woman Jessica Drew einiges erlebt – von der Geburt ihres ersten Kindes inmitten einer interplanetarischen Geiselnahme über das Verzweifeln an einer Doppelexistenz als alleinerziehende Superheldin zwischen Babykotze und der Verfolgung krimineller Hai-Menschen. Nicht zu vergessen Spider-Women, ihr gemeinsames Abenteuer mit den Spinnenmädchen Gwen Stacy (Spider-Gwen) und Cindy Moon (Silk), das die Drei in eine parallele Dimension führte, in der Jess einer männlichen Version ihrer selbst begegnete. So etwas kann einen schon mal aus dem Konzept bringen.
Jetzt endet die Serie viel zu früh nach nur 23 Ausgaben, was Autor Dennis Hopeless – Nomen est Omen – immerhin noch einmal zu einem der schönsten Serienabschlüsse im Superheldencomic inspirierte: Im Rahmen einer Feier gibt sich von Peter Parker über She-Hulk hin zu Howard the Duck noch einmal jeder die Ehre, der eine Rolle in Jess neuem Leben gespielt hat. Gemeinsam bemüht man sich zuerst, ihr Superbaby wieder einzufangen, das zum ungünstigsten Zeitpunkt seine eigenen Kräfte entwickelt und blickt dann wehmütig aber nicht verbittert in eine ungewisse Zukunft.
Mit Spider-Woman verliert man bei Marvel Einiges an Vielfalt: Das alternative Figurendesign, die an der Avantgarde kratzenden Layouts und die poppige-expressive Kolorierung waren von Beginn an Ausnahmeerscheinungen im Aufgebot der Verlags. Mehr noch wird man aber die Menschlichkeit vermissen: Etwa, dass die latent aggressive Jess nie damit hinter dem Berg hielt, wenn ein Kollege ihrer Meinung nach ein paar Schellen verdient hätte. Oder ihre innige Freundschaft zu Carol Danvers (Captain Marvel), deren Intimität Gerüchte um die sexuelle Orientierung der Beiden befeuerte, wie die Spinnenfrau einmal selbst anmerkte. Was für ein Statement wäre eine Fortsetzung der Serie gewesen, in der die Beiden als gleichgeschlechtliches Paar Jess Baby großziehen? Die Idee sollte man unbedingt schon mal für den nächsten Reboot vormerken. (9/10)
Titel: Silver Surfer: Requiem; Silver Surfer: Neubeginn & Silver Surfer Megaband: Was Surfer wollen
Autor: J. Michael Straczynski/Dan Slott (Skript) & Esad Ribic/Michael Allred (Zeichnungen)
Verlag: Panini. 104/136/316 Seiten, Softcover/Hardcover/Softcover (farbig). 12,99/12,99/29 Euro.
Der Silver Surfer war ein Produkt seiner Zeit: Ein interstellares Blumenkind, das sich von despotischen Auftraggebern losgesagt hatte und nun über die Erde treiben ließ, um mit kosmischen Kräften den Bedürftigen beizustehen. Das war aber auch extrem unglaubwürdig, denn Autor Stan Lee und Zeichner Jack Kirby schrieben parallel noch die Serie Thor, deren Titelheld Hippies befahl, sich gefälligst einen Job zu suchen. Entsprechend kläglich schmierte die ursprüngliche Silver Surfer-Reihe dann auch ab, 1970 wurde sie nach nur 18 Ausgaben eingestellt.
Ein zweiter Anlauf gelang 1987 deutlich besser, doch als Marvel zehn Jahre später Konkurs anmelden musste, schien der Surfer in der Insolvenzmasse abzusaufen. Unter dem Titel Requiem schufen J. Michael Straczynski und Esad Ribic 2007 noch einmal eine herausragende Miniserie, die einen messianischen Helden zeigte, dessen Kräfte zunehmend versagten. Ihm blieb nur noch, seine Angelegenheiten auf der Erde zu regeln und zum Sterben auf seinen Heimatplaneten zurückzukehren. Die Erscheinung der Figur wirkte ehrfurchtgebietend, die großformatigen Zeichnungen erstrahlten in monumentalem Glanz – selten war ein Superheldencomic sakraler.
Seinen Höhepunkt erlebte der Silberne aber erst, als Dan Slott (Amazing Spider-Man) und Mike Allred (iZombie) 2014 begannen, alles ganz anders zu machen: Der Tonfall wurde liebevoll ironisch, die Welt poppig-bunt und mit dem Erdenmädchen Dawn Greenwood bekam der Surfer eine quirlig-tatkräftige Mitreisende aufs Brett. Plötzlich war richtig Leben in der Bude und selbst die immer etwas apathisch wirkende Hauptfigur entwickelte auf einmal eine breite Palette von Emotionen. Dazu gehörte auch die Liebe – sogar Romantik war hier kein böses Wort mehr. Stattdessen war jedes interstellare Abenteuer und jeder exotisch-fremde Planet so konzipiert, dass sie einzig die sich ständig vertiefende Beziehung zwischen dem Titelhelden und seiner Begleiterin unterstrichen.
Dass auch die Kanonisierung dieser fantastischen Serie längst begonnen hat, lässt sich daran ablesen, dass die ersten sechs Hefte bereits unter dem Titel Silver Surfer: Neubeginn als 96. Ausgabe der „offiziellen Marvel-Comic-Sammlung“ wiederveröffentlicht wurden. Mit dem umfangreichen Megaband Was Surfer wollen folgen nun auch die finalen 14 Hefte, die zeigen, dass die Serie im Dezember 2017 nicht etwa endete, weil den Autoren nichts mehr einfiel, sondern weil sie konsequent auf einen krönenden Abschluss hingearbeitet hatten, dem es schlicht nichts mehr hinzuzufügen gab. (9/10)
Titel: Howard the Duck Bd.2: Im Weltraum hört dich niemand quaken; Bd. 3: Sein schwerster Fall & Deadpool the Duck
Autor: Chip Zdarsky/Stuart Moore (Skript) & Joe Quinones/Jacopo Camagni (Zeichnungen)
Verlag: Panini. 164/116/116 Seiten, Softcover (farbig). 16,99/14,99/12,99 Euro.
In naher Zukunft wird die jüngste Neuauflage der Siebziger-Jahre-Ikone Howard the Duck als Musterbeispiel dafür gelten, wie man ein Publikum erst gewinnt und dann schnellstmöglich wieder verscheucht. Dem ersten Band gelang eine wenig originelle, dafür aber sehr komische Erdung des Erpels als überforderter Privatdetektiv, der seinen Frust ständig an allen Superhelden abreagierte, die nicht bei drei auf den Bäumen waren. Spider-Man konnte ein Lied davon singen. Die Fortsetzung hielt es dann aber für eine gute Idee, Howard in ein Weltraumabenteuer mit den Guardians of the Galaxy zu verwickeln und die Ente schließlich zum neuen Silver Surfer zu machen. Wenn derartige Albernheiten einer Serie keinen irreparablen Schaden zufügen, ist sie vermutlich unverwundbar.
Ein enorm lustiges Crossover mit Squirrel Girl, in dem ein durchgeknallter Jäger beabsichtigte, sich die beiden Mensch-Tier-Hybriden ausgestopft über seinen Kamin zu hängen, brachte noch einmal verlorenen Boden zurück. Anschließend schrieb sich Szenarist Chip Zdarsky selbst als außerirdischen Autoren-Bösewicht in die Handlung, der Howard mit abstrusen Ereignissen quälte, um Dramatik für eine kosmische Reality-Show zu erzwingen. Eine metafiktionale Meisterleistung, wie man sie sich nur in dem Wissen auszupacken traut, dass die Einstellung der Serie ohnehin längst beschlossene Sache ist. Nach nur 16 Ausgaben war es dann auch soweit.
Der Titelheld bleibt trotzdem gut im Geschäft, hat er doch einflussreiche Freunde, bei denen er unterkommen kann. Mit Fanliebling Deadpool fusionierte er unlängst zu Deadpool the Duck: In der gleichnamigen, ebenso abstrusen wie rasanten Miniserie verschmelzen die Figuren nach einem Teleportationsunfall zu einer plattfüßigen Gestalt, in der beide Persönlichkeit den Ton anzugeben versuchen. Der Erpel wird sich schon durchsetzen. Er ist ja leidgeprüft. (7/10)
SHORT CUTS:
Lein Wein/Kelley Jones: Swamp Thing: Die Toten schlafen nicht: 1971 erfand Len Wein (1948-2017) den Wissenschaftler Alec Holland, dessen Körper durch einen Unfall mit der Sumpf-Fauna Louisianas zu einem gewaltigen Pflanzen-Mensch-Hybriden verschmilzt. Kurz vor seinem Tod kehrte der Autor für die Miniserie Die Toten schlafen nicht noch einmal zu seiner Figur zurück: Ein mächtiger Zauber versetzt Holland wieder in seine menschliche Gestalt, hat aber zur Folge, dass die Sumpf-Kräfte sich einen neuen Wirt suchen, der mit ihnen unvorstellbaren Schrecken zu verbreiten beginnt. Die Moderne glänzt derweil durch Abwesenheit, es regiert guter alter Horror – nihilistisch, urwüchsig und wild. Der grandiose Kelley Jones (Sandman) beschafft beispiellos bizarre Zeichnungen und das Credo „Die Toten schlafen nicht“, hat man Wein hoffentlich als (Nach-)Lebensmotto in seinen Grabstein gemeißelt. (136 Seiten, Softcover. 16,99)
Luciano Saracino/Ariel Olivetti: Brutal Nature – Überleben ist alles!: Im 16. Jahrhundert erzittert der kolumbianische Urwald unter der Knute europäischer Eroberer, die die Ausrottung der indigenen Völker gnadenlos vorantreiben. Effektiven Widerstand leistet nur der junge Ego, dem mythische Stammesmasken erlauben, sich in reißende animalische Bestien zu verwandeln. Das argentinische Autor/Zeichner-Gespann Saracino/Olivetti behält trotz opulenter Optik und entfesselter Fantasy-Action stets die kulturpessimistische Zuspitzung seiner Fabel im Auge. Das garantiert Effizienz und nach drei Heften mit knapp hundert Seiten bleiben dann auch keine Fragen mehr offen. (104 Seiten, Hardcover. 20 Euro)
Chip Zdarsky/Kris Anka: Star-Lord – Ein Held auf Abwegen: Als Anführer der Guardians of the Galaxy rettete Peter Quill ganze Universen – jetzt sitzt er auf seinem Heimatplaneten, der Erde, fest, wo ihn niemand wirklich will: Seine „X-Men“-Ex Kitty Pryde lässt ihn abblitzen, sein einziger Sozialkontakt Howard the Duck staucht ihn nur rüde zusammen. Ein gealterter Wolverine erbarmt sich schließlich und kippt mit Peter ein paar Biere, doch der Abend artet aus – am nächsten Morgen erwacht der Star-Lord im Gefängnis. Auch wenn dieses Niveau nicht über die gesamte Miniserie gehalten werden kann: Der Auftakt ist einfach zum Niederknien. (160 Seiten, Softcover. 16,99 Euro)
Scott Snyder/Diverse: All Star Batman Bd. 2+3: Wenn Scott Snyder nach drei Bänden bei All Star Batman das Licht ausmacht, dann nur, weil er mit Batman Metal bereits ein neues Fledermaus-Eisen im Feuer hat. Bis dahin schreibt der Bestseller-Autor noch einmal schneller als sein Schatten: Der dunkle Ritter verhindert nahezu im Alleingang, dass ein apokalyptischer Virus die Weltbevölkerung auslöscht. Er birgt ein U-Boot, indem er es an zwei Torpedos kettet und diese an die Oberfläche schießt. Im Finale besiegt er dann trotz zwei Flaschen Wodka intus noch eben eine Hipster-Russenmafia-Prinzessin. No sleep till Gotham! (180/172 Seiten, Softcover. 16,99/17,99 Euro)
Greg Rucka/Kano: Gotham Central Bd. 6: Ein letztes Mal verknüpft auch die bodenständige Cop-Serie aus dem Batman-Universum realistische Polizeiarbeit und skurrile Superheldeneinsätze. Dabei stehen die Beamten vor ihrem vielleicht schwersten Fall: Auf dem Straßenpflaster finden sie eine Leiche, die das Kostüm von Fledermaus-Sidekick Robin trägt. Aber handelt es sich bei dem Verstorbenen tatsächlich um den berühmten Dauerpraktikanten des dunklen Ritters? Auf das Spin-Off „CSI: Gotham City“ warten Fans übrigens bis heute vergeblich. (228 Seiten, Softcover. 24,99 Euro)
Jeff Lemire/Greg Smallwood: Moon Knight Bd 1-3: Marc Spector dachte eigentlich immer, der ägyptische Gott Khonshu hätte ihm Superkräfte verliehen, um unter dem Namen Moon Knight das Verbrechen zu bekämpfen. Doch nun erwacht er in einer Psychiatrie, deren Ärzte behaupten, er leide an einer Persönlichkeitsstörung und habe die Anstalt seit seinem zwölften Lebensjahr nicht mehr verlassen. Die breibändige Serie schildert Spectors Suche nach der Wahrheit angemessen verwirrend und lädt im Mittelteil konsequenterweise gleich eine Reihe Gastzeichner ein, um je eine andere Identität der Figur zu illustrieren. Die Verbindung von Superheldentum und Schizophrenie ist freilich nicht neu, wurde aber selten so akribisch ausbuchstabiert wie hier. (128/112/112 Seiten, Softcover. 16,99/14,99/14,99 Euro)
Mark Millar/Goran Parlov: Starlight – Die Rückkehr des Duke McQueen: Vor 40 Jahren war Duke ein Held wie Flash Gordon, kämpfte auf fremden Planeten für die Freiheit unterdrückter Völker und wies außerirdische Despoten in ihre Grenzen. Auf der Erde hält man seine Abenteuer jedoch für Hirngespinste, heute ist Duke ein einsamer Witwer, den Kinder und Enkel meiden. Bis ein Raumschiff in seinem Garten landet und den legendären Kämpfer ein letztes Mal um Hilfe bittet. Mit dem Sechsteiler Starlight gelingt Autor Mark Millar das Kunststück, seinen Helden gleichzeitig feinfühlig und gnadenlos auszuleuchten. Ambivalent sind auch die Zeichnungen, die den amerikanischen Zeitungscomic der 1930er im Stil europäischer Siebziger-Jahre-Science-Fiction wiederauferstehen lassen. Nicht retro, sondern postmodern. (172 Seiten, Softcover. 19,99 Euro)
Garth Ennis/Steve Dillon: Punisher: Frank ist zurück: Die Neunziger hatten es nicht gut mit Frank „The Punisher“ Castle gemeint, der nach der Ermordung seiner Familie gnadenlos Rache an der New Yorker Unterwelt nahm. 1995 wurde seine Serie eingestellt, es folgten glanzlose Jahre mit Gastauftritten und abstrusen Miniserien. Erst der Zwölfteiler Frank ist zurück (2000) revitalisierte die Figur: Das Preacher-Dreamteam Garth Ennis/Steve Dillon hatte gerade den Lauf seines Lebens und amalgamierte wie im Vorbeigehen ein psychologisch schlüssiges Ensemble, ätzende Gesellschaftssatire und groteske Gewalt zu einem weiteren Klassiker. Im Zuge der Punisher-Netflix-Serie, die sich hier einiges an Inspiration borgte, erscheint nun eine stimmige, bezahlbare Neuauflage dieses Geniestreichs. So viel Strafe muss sein. (276 Seiten, Softcover. 24,99 Euro)
Milo Manara: Werkausgabe Bd. 17: Mitunter ist man durchaus dankbar dafür, wenn europäische Altmeister sich noch an den traditionellen Vorgaben von 42 bis 64 Seiten orientieren. Mehr braucht der große italienische Stilist Manara auch nicht, um in Der goldene Esel (1999) zu erzählen, wie der junge Lucien in der Spätphase des römischen Reichs zum Opfer eines magischen Rituals wird und fortan als Esel ein Martyrium auf der Suche nach Erlösung durchlaufen muss. Und bei der uninspirierten Räuberpistole Pandoras Augen (2007), die auch visuell zu Manaras schwächsten Arbeiten zählt, ist man schlicht froh darüber, dass die Geschichte um eine cholerische Räubertochter die Geduld des Lesers nicht über Gebühr strapaziert. (128 Seiten, Hardcover. 29,99 Euro)
Janwillem promoviert am Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft. Er schreibt seit 2010 regelmäßig für den Albrecht über Comics und Musik, letzteres mit dem Schwerpunkt Festivalkultur.