2019 wird als Wendepunkt in die Fernsehgeschichte eingehen – als das Jahr, in dem das goldene Streaming-Zeitalter endgültig der Inflation zum Opfer fiel. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich mit Netflix und vielleicht noch Amazon so ziemlich alles Vorstellbare mit ein oder zwei Abos bekommen ließ.
Zu Recht fragt ihr euch: 2019? Nun, zumindest für Amerikaner*innen. Deutschland ist wie so oft etwas hinterher, aber mit dem neuen Jahr kommt auch für uns Bewegung in die Runde – Big Player wie Apple und Disney drängen 2020 hierzulande auf den Markt. Im englischsprachigen Raum wurden deshalb mit großer Geste die ‚Streaming Wars‘ ausgerufen.
Da es bei all den verschiedenen Veröffentlichungen schwerfällt, die Übersicht zu behalten, soll dieser Artikel die wichtigsten Streaming-Dienste kurz und bündig vorstellen und bei der dringenden Frage helfen, welcher denn nun der richtige Anbieter für einen selbst ist. Ring frei!
Netflix
Startzeitpunkt (in Deutschland): September 2014
Kosten (pro Monat): 7,99 € für ein Basisabo, mit 11,99 € oder 15,99 € schlagen die Aufpreise für HD- bzw. 4K-Qualität und die Vergrößerung auf zwei beziehungsweise vier Nutzungsgeräte zu Buche. Der 1. Monat ist kostenlos.
Kurzübersicht: Der mit Abstand reichweitenstärkste Streaming-Dienst der Welt (Stand März 2019: 150 Millionen Abonnent*innen) mit einem schnell wachsenden Sortiment an qualitativ hochwertigen Eigenproduktionen (sog. Netflix-Originals).
Zugpferde: House of Cards und Stranger Things sind die ersten wohlkalkulierten Welterfolge, mit denen der damals noch junge Streaming-Dienst auf sich aufmerksam machte. Mittlerweile ist Netflix dazu übergegangen, prestigewürdige Titel einfach in einem fortgeschrittenen Stadium einzukaufen. Mit Roma und The Irishman sind die ersten Filme mit Preispotenzial an den Start gegangen.
Prime Video
Startzeitpunkt (in Deutschland): Februar 2014
Kosten (pro Monat): In einer Amazon Prime-Mitgliedschaft inklusive (wahlweise 7,99 € pro Monat oder 69 € pro Jahr). Bei der monatlich kündbaren Variante ist der 1. Monat kostenlos.
Kurzübersicht: Neben Netflix der Streaming-Dienst mit dem größten Sortiment. Im direkten Vergleich überzeugt Prime Video mit einer breiteren Filmauswahl, aber weniger Serien.
Zugpferde: Von allem ein bisschen – hochkarätige Science-Fiction (American Gods, The Man in the High Castle) gesellt sich neben Komödien (The Marvelous Mrs. Maisel, Pastewka) und ambitionierte Anthologie-Serien (Modern Love).
Sky Ticket
Startzeitpunkt (in Deutschland): August 2016
Kosten (pro Monat): Je 9,99 € für das Sport-, Film- oder Serien-Streaming-Angebot. Der 1. Monat ist vergünstigt.
Kurzübersicht: Jede*r Fußballliebhaber*in kennt Sky aufgrund seiner umfassenden Sportlizenzen. Mittlerweile gibt es aber auch eine buntes Film- und Serienangebot; Hochkaräter stammen meistens von Partnerschaften mit HBO.
Zugpferde: Besonders Fans von deutschen Qualitätsproduktionen kommen hier auf ihre Kosten – Serien wie Babylon Berlin und Das Boot sind von Sky (co-)finanziert.
Apple TV Plus
Startzeitpunkt (in Deutschland): November 2019
Kosten (pro Monat): 4,99 €, die 1. Woche ist kostenlos.
Kurzübersicht: Mit einem Kampfpreis von 4,99 € im Monat und versprochenen 2 Milliarden Dollar an Investitionen will Apple sich blitzartig in der Streaming-Landschaft etablieren und setzt dabei auf namhafte Persönlichkeiten wie Steven Spielberg, Jennifer Aniston und Oprah Winfrey.
Zugpferde: Aktuell ist das hauseigene Angebot noch ziemlich mau, interessante Projekte wie Dickinson und See konnten noch nicht überzeugen.
Disney+
Startzeitpunkt (in Deutschland): 31. März 2020
Kosten (pro Monat): 6,99 €.
Kurzübersicht: Der Disney-Konzern will ein Stück vom großen Kuchen abhaben und geht Ende März, mit riesigen Marken (Marvel, 20th Century Fox, Lucasfilm, Pixar) bestückt, ins Rennen.
Zugpferde: Disney+ lässt mit seinen angekündigten Leinwand-Adaptionen zu Star Wars (The Mandalorian, Obi-Wan-Serie) und Marvel (Loki, WandaVision) schon jetzt Nerd-Herzen höherschlagen; ob die Vorfreude sich auszahlt, wird sich zeigen
müssen.
HBO Max
Startzeitpunkt (in Deutschland): Noch unbekannt, voraussichtlich 2020
Kosten (pro Monat): Noch unbekannt
Kurzübersicht: Mit genauen Infos zum weltweiten Release hält sich Inhaber WarnerMedia zwar noch bedeckt, aber die geballte Lizenzladung (Warner Bros., HBO, DC Entertainment, CNN und mehr) klingt schon einmal vielversprechend.
Zugpferde: Über die Max Originals genannten Eigenproduktionen ist noch nichts bekannt. Kritikerlieblinge wie Chernobyl oder Westworld sind aber sicher mit dabei.
Joyn
Startzeitpunkt (in Deutschland): Juni 2019
Kosten (pro Monat): 6,99 € für den Premiumzugang, 0 € für den Basiszugang mit Werbung und eingeschränktem Serienangebot.
Kurzübersicht: Joyn ist ein Verbund aus elf Mediatheken und verschiedensten Livestreams der ProSiebenSat.1-Media-Group und die deutsche Kampfansage an Branchengrößen wie Netflix und Co.
Zugpferde: Weil Maxdome in näherer Zukunft in den Sendebetrieb von Joyn aufgehen wird, wandert der deutsche Publikumsliebling jerks. ins Programm. Andere Eigenproduktionen (etwa eine Kleinstadt-Comedy von und mit Klaas Heufer-Umlauf) klingen eher skurril als innovativ. Dafür kann Joyn mit Klassikern des deutschen Unterhaltungsfernsehens punkten.
Frederik ist 25 Jahre alt und studiert an der CAU Gegenwartsliteratur und Medienwissenschaft im Master. Er ist seit April 2019 Teil der Redaktion des Albrechts.