„Ich war nicht umgänglich. Ich war schwierig. Ein emotional herausforderndes Rätsel, das zu entschlüsseln er nicht bereit war.“ – Lowen Ashleigh in Verity von Colleen Hoover
Ein Hinweis zu Beginn. Bevor du das hier liest, musst du Folgendes wissen: Wenn du dich entscheidest, das Buch Verity von Colleen Hoover zu lesen, dann plane mindestens eine ganze Nacht ein. Das Buch wird dich in einen Sog ziehen, aus dem du nicht entkommen kannst. Du wirst so mitgerissen werden, dass du es nicht mehr aus der Hand legen willst.
Du wirst direkt in das Geschehen hineingeworfen werden: Die Protagonistin Lowen Ashleigh ist Schriftstellerin und erlebt auf dem Weg zu einem Verlagstermin, wie ein Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Aufgelöst und durcheinander trifft sie auf Jeremy, der ihr dabei hilft, das Blut, das sie beim Unfall abbekommen hat, von sich zu waschen. Lowen rafft sich wieder zusammen und begibt sich zu dem geplanten Treffen, das über ihre weitere Karriere als Schriftstellerin entscheiden soll. Dort begegnet sie unerwartet Jeremy wieder. Er ist derjenige, mit dem Lowen das geplante Geschäftstreffen hat und der ihr ein lukratives Angebot macht. Sie soll den erfolgreichen Psychothriller seiner im Koma liegenden Frau Verity Crawford, einer Bestsellerautorin, vollenden. Lowen nimmt das Angebot an. Um eine bestmögliche Recherche betreiben zu können, begibt sie sich zum Haus der Crawfords und arbeitet sich durch die Unterlagen von Verity. Als sie die Autobiografie der Autorin in deren Arbeitszimmer findet, entwickelt sich ihr Aufenthalt mehr und mehr zu einem Albtraum, der nicht zu enden scheint.
Colleen Hoover widmet sich mit diesem Buch zum ersten Mal dem Genre des Thrillers. In der Vergangenheit erlangte sie vor allem Bekanntheit durch ihre emotionalen Liebesromane. Doch auch in diesem Roman kommt der Aspekt der Romantik nicht zu kurz und der*die Leser*in darf die Entwicklung der Beziehung zwischen Lowen und Jeremy beobachten. So lassen sich, obwohl es sich bei dem Roman um einen Thriller handelt, klassisch gefühlvolle Colleen-Hoover-Momente in der Geschichte finden.
Das Konzept des Romans ist durchdacht und nachvollziehbar. Die Geschichte wurde aus der Perspektive der Protagonistin Lowen Ashleigh geschrieben, wodurch der*die Leser*in einen guten Einblick in die Gefühlswelt dieser bekommt. Durch den Wechsel zwischen Realität und den Erzählungen aus der Autobiografie Veritys entwickelt sich das Buch zu einem Pageturner. Die Lesenden verfolgen auf der einen Seite die Beziehung zwischen Lowen und Jeremy und die mysteriösen Ereignisse rund um Verity und ihren komatösen Zustand. Auf der anderen Seite ermöglicht die Autobiographie, welche an einigen Stellen den Charakter eines Tagebuches hat, tiefe Einblicke in die Psyche der Autorin Verity. Gerade die Wiedergabe dieser Gedanken bildet die Grundlage für den verstörenden Charakter dieses Thrillers und sorgt für erschreckende und düstere Szenen, die unergründliche Abgründe aufkommen lassen. Diese haben mich persönlich an meine Grenzen gebracht.
Die Charaktere sind mit viel Raffinesse konstruiert und haben ausgearbeitete Eigenschaften. Sie sind nicht nur schwarz und weiß, sondern haben viele Facetten, die die Charaktere umso interessanter wirken lassen. So entwickeln sich Lowen und Jeremy mit den Geschehnissen weiter und überraschen sowie fesseln den*die Leser*in zu gleichen Teilen.
Dieser Roman spielt mit den Gefühlen, ist mitreißend und erschreckend. Dabei auch irgendwie süß. Und er ist vor allem eins: verstörend. Hoover findet ein unvorhersehbares Ende mit einem Plottwist, der den*die Leser*in aufgewühlt und atemlos zurücklässt. Es ist diese Art von Ende, die alles infrage stellt, was gerade gelesen wurde.
Schlussendlich lässt sich sagen, dass Verity ein sehr gelungener Roman ist. Der Versuch von Colleen Hoover, sich im Genre des Thrillers auszuprobieren, war erfolgreich. Das Cover mit seinen rosablauen Puderwolken und der sich dahinter auftürmenden Dunkelheit stellt eine Metapher für die harmlos scheinende Geschichte mit ihren tiefen, unerwarteten Abgründen und Geheimnissen dar. Eine absolute Leseempfehlung!
Verity wurde am 13. März 2020 im dtv-Verlag veröffentlicht und hat 368 Seiten. Es kostet in der broschierten Form 14,90 Euro und als eBook 12,99 Euro.
Theres studiert seit dem Wintersemester 2019/2020 Englisch und Deutsch an der CAU und ist seit dem Sommersemester 2020 als Redakteurin beim ALBRECHT tätig. Außerdem unterstützt sie das Team des Lektorats.