Mit FaceTime und Anekdoten durch TikTok 

Wischen, klicken und swipen – Schon lange sieht so unser Abend auf der Couch oder die Mittagspause im Büro aus. Liken und teilen sind die Umgangsformen unserer Generation. Seit Langem sind psychische Risiken des neuen Medienkonsums bekannt: Depression, Einsamkeit und Minderwertigkeitskomplexe. Umso besser ist es, dass es Menschen gibt, die den Zwang nach Perfektionismus der sozialen Medien durchbrechen. 

Immer schöner, immer besser und immer idealer zu sein sind Ziele, die viele Nutzer:innen verfolgen. Daher stechen gerade die hervor, die sich konträr verhalten. Der TikToker RealRobyn steht besonders für eines – Authentizität.  

FaceTime wie mit alten Freund:innen 

Das besondere seines Contents ist wohl, dass er die Zuschauenden direkt anspricht. Beim Erzählen von privaten Geschichten ohne Filter in Unterhemd oder Alltagskleidung verwendet er Slang und trifft den Ton seiner Generation. Ohne perfekte Belichtung und einen justierten Kamerawinkel filmt Robyn Storys aus seinem Leben.  

„Dann habe ich mich auf dem Weg zum Bus halt einfach geisteskrank eingeschissen,“ erzählt er in dem Video über seine „peinlichste Geschichte“. Sein Gesicht filmt er von unten. Robyn verwendet Wörter wie ‚Diggah’, macht Grimassen und lacht spontan. Als wäre er in einem FaceTime-Telefonat mit Freund:innen. 

Der Kampf gegen die Einsamkeit 

@realrobyn

Das ist gut, das veröffentliche ich

♬ Originalton – realrobyn

Robyn zeigt in seinen Videos, dass nicht immer alles glatt läuft. Er bleibt menschlich und nah. Jede:m kann etwas schief gehen und jede:r hat mal einen schlechten Tag. Trotzdem verliert er seinen Humor nicht und kann am Ende über fast alle seine Geschichten lachen. Nicht nur in dieser Beziehung zeigen seine TikToks eine ganz neue Seite von Social Media. Sie imitieren eine inszenierte freundschaftsähnliche Beziehung zu dem Influencer. 

Alle, die regelmäßig seine Videos schauen, kennen seine Schwester, wissen von seinen Verdauungsproblemen und verstehen seinen Humor. Robyn wird zum besten Freund. Durch solchen Content könnte Social Media es schaffen, die Einsamkeit und den Perfektionismuswahn zu durchbrechen. Die Menschen haben jemanden, der da ist, ohne idealisierte Ziele zu verkörpern. 

Die andere Seite von Robyns Content 

Robyn beweist vielen Menschen, dass nicht alles in den sozialen Netzwerken perfekt sein muss. Trotzdem birgt sein Content auch Risiken. Was ist, wenn er keine Geschichten mehr zu teilen hat? Was ist, wenn Menschen TikToker:innen wie ihn als Ersatz für ihre sozialen Kontakte im echten Leben sehen? Und die wohl wichtigste Frage: Wer ist RealRobyn, wenn TikTok nicht mehr ist? 

Autor*in

Nele studiert seit Wintersemester 2019/20 Politikwissenschaften und Deutsch an der CAU. Im Mai 2020 hat sie als Redakteurin und im Lektorat-Team beim ALBRECHT angefangen. Sie war bis zum SoSe 23 zwei Jahre lang Gesellschaft-Ressort-Leitung.

Share.
Leave A Reply