„Die schlafen immer hier auf den Sofas, morgens mach ich Frühstück und man quatscht dann noch schön“ , meint Jörg Wentorf, der hier nicht von seiner Bude, sondern von seiner Kneipe in der Lutherstraße 9 spricht. Sein Künstlername ist Willy und nun lässt es sich nicht mehr schwer erraten, um welchen Music-Club es sich hier handelt: Das „Prinz Willy“ am Kieler Südfriedhof.

„Bands kommen aus der ganzen Welt zu Willy“

Seit 2004 finden hier mehrmals in der Woche Konzerte statt, nebenbei ist der Club auch noch ein Café. Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre: Herzlich, familiär und auf jeden Fall individuell. Das liegt vielleicht am selbstgebackenen Kuchen von Willys Mutter, der hier verkauft wird, vielleicht aber auch an den zusammengewürfelten Second-Hand-Möbelstücken, die zum großen Teil Geschenke sind, oder an der liebevollen Künstlerbetreuung, die sich auf die Stimmung im ganzen Laden überträgt.

Theke im Prinz Willy foto: ns

Eins ist sicher: Die Bands sind es, die einen großen Teil zum Charme des Prinz Willys beitragen. „Spielen darf im Prinzip jeder, aber die Bands dürfen leider nicht so laut sein“, erklärt Willy und bedauert, dass er somit vielen Künstlern, die gerne auch einmal bei ihm spielen wollen, absagen muss. Denn die Lage mitten im Wohngebiet bereitet nicht nur heimeliges Flair, sondern ist auch der Grund, warum es im Club nicht allzu krawallig laut werden darf.

So kommt es, dass hauptsächlich Singer-/Songwriter-Konzerte im Prinz Willy stattfinden. In diesem Fall hat sich die scheinbare Einschränkung jedoch als Segen herausgestellt – die ruhigen Konzerte sind zum Markenzeichen des muggeligen Prinzenreiches geworden. Kaum ein anderer Laden bietet dem Gast zum Bierchen ein so verwunschenes Ambiente, weshalb er es in dieser Szene zu einem internationalen Ruf gebracht hat.

Insgesamt bewerben sich pro Tag zirka 20 Bands aus der ganzen Welt, um bei Willy spielen zu dürfen. Die Liste derer, die es schon getan haben, ist lang und international: Sie kommen aus Australien, England, Schweden, Kanada und den USA.

Einer der größten Namen auf der Willy-Liste ist Gisbert zu Knyphausen. Der Liedermacher legte hier vor einigen Jahren in noch sehr bescheidener Publikumsrunde einen Auftritt hin. Die komplette Liste derer, die Willys Zauberhöhle schon mit einem Konzert beehrt haben, findet ihr auf der Homepage: www.prinzwilly.de oder auf der Facebook-Seite des Clubs.

„Die Konzerte sind umsonst“

Einige Musiker schätzen offensichtlich ebenfalls – so wie die Gäste – die Herzlichkeit von Willy und seinem Club, denn sie kommen immer wieder. Der Bassist der Cardigans, Magnus Sveningsson, hat bereits zwei Konzerte im Prinz Willy gegeben. Bei der großen Auswahl fällt es schwer, einen Lieblingskünstler zu nennen, aber zu Willys ganz persönlichen Favoriten zählen unter anderem: The Great Park aus England, Amanda Rogers aus den USA, Sumie Nagano aus Schweden und Nicolas Sturm aus Deutschland.

Noch etwas Außergewöhnliches an den Konzerten im Prinz Willy: Die meisten sind umsonst. Der Gast muss keinen Eintritt zahlen. Er wird nur aufgefordert, einen Geldbetrag in den Hut, und das kann man in diesem Fall wörtlich verstehen, zu werfen – so viel, wie sie oder er mag. Die Bands erhalten dabei lediglich das Geld, das hinterher im Hut liegt – auf eine weitere Gage verzichten sie.

Eingang des Prinz Willy foto: ns

Dadurch bekommen besonders kleinere Künstler die Chance, sich vor einem Publikum zu beweisen. Und für den Zuschauer bedeutet das, dass man sich für weniger Geld als sonst unbekannte, aber tolle Bands ansehen kann, die man sonst vielleicht nie entdeckt hätte.

Seit einiger Zeit verlagert Willy immer mehr Konzerte an andere Orte, so zum Beispiel ins Kieler Maritim Hotel, denn hier passen doppelt so viele Leute rein wie in den beschaulichen Prinzen. In der wärmeren Jahreshälfte werden von ihm außerdem auch Open-Air-Events organisiert: Am 20. und 21. August werden verschiedene Künstler auf der Polar-Station zwischen Preetz und Plön auftreten.

Vielleicht sind es all diese kleinen Dinge, die das Einzigartige am Prinz Willy ausmachen. Aber vielleicht sind sie es auch nicht – es gibt noch unendlich viele bezaubernde Details, die sich am besten durch einen eigenen Besuch entdecken lassen.

Autor*in

Nathalie war bis 2011 Teil der Redaktion.

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