Hunger, Ausbeutung, Konsum, Krieg, Klimawandel, Umweltkatastrophen – die Baustellen dieser Welt sind groß und global zu denken, kann manchmal ganz schön erschlagend sein. Der Drang, etwas tun zu wollen, ist vielen nicht fremd – aber was, wie und wo? Oft scheitert es an Handlungsmöglichkeiten, die sich in den Alltag integrieren lassen und in Nullkommanichts ist die einst große Motivation wieder ganz klein.
Genau dort jedoch – im Kleinen nämlich – zu beginnen, ist die Devise vieler, die es sich zum Ziel gemacht haben, etwas zu verändern. Bewusster zu konsumieren, einzukaufen und zu essen, schafft mehr Nachhaltigkeit und ein Bewusstsein für den Einfluss und die Macht der eigenen Lebensweise – im besten Falle auch bei den Mitmenschen. Wie das gehen kann, zeigt ein neues Heft im Taschenformat: Kostbares in Kiel – kleine Fibel für nachhaltigeren Konsum.
Seit Anfang Mai ist Kiel um diese kleine Hilfestellung mit potentiell großer Wirkung reicher: Die Kleine Fibel bewertet 70 Kieler Geschäfte nach nachhaltigen Kritikpunkten und stellt somit einen praktischen Guide da, wo es in Kiel etwas bewusster und konsumkritischer zugeht als bisher noch üblich.
Dabei geht es nicht darum, das ganze Leben auf den Kopf zu stellen, nur noch zum Bio-Bauern zu radeln und sich Hals über Kopf der Zero Waste-Bewegung anzuschließen. Vielmehr zeigt die Fibel Möglichkeiten, den nachhaltigen Gedanken ganz einfach in den eigenen Alltag zu integrieren, ohne direkt große Abstriche machen zu müssen.
In welchem Café kann ich nun also Fair-Trade-Kaffee trinken? Wo gibt es vegane Burger? Und Eis? Saisonale, unverpackte Lebensmittel, handgefertigten Schmuck, CO2-freundlich transportierten Wein, plastikfreie Kosmetik, Reparaturhilfe, Second-Hand-Kleidung, gebrauchte PCs, Notebooks, Bücher? All diese und viele weitere Fragen beantwortet die Kleine Fibel für nachhaltigeren Konsum.
Für die Bewertung der Geschäfte konzipierte das Fibel-Team Fragebögen, auf denen die Laden-Inhaber*innen Angaben zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitskriterien machten. Diese beinhalten zum Beispiel Verpackungsfreiheit, biologische Erzeugung und Regionalität. Finanziert wurde die Fibel durch die Bingo Umwelt-Lotterie und den Klimaschutzfond der Stadt Kiel. Zwar beruhen die Bewertungen der Nachhaltigkeitskriterien auf Selbstaussage der Geschäfte, die Fibel ist von ihnen jedoch unabhängig und werbefrei.
„Vor fast drei Jahren begann das Projekt mit einer für den MUDDI Markt e.V. in der Kieler Woche 2015 durchgeführten Stadtführung zum nachhaltigeren Konsum – mit dem Ziel, Menschen aufzuzeigen, wo überall in Kiel ein Einkauf unter Nachhaltigkeitsaspekten möglich ist“, berichtet Volker Harbeck, Vorstandsmitglied beim MUDDI Markt e.V. und Fibel-Mitbegründer. Mit breitem Lächeln präsentieren er und sein neunköpfiges Team aus Ehrenamtlichen von MUDDI Markt e.V. und Fairnetz am 4. Mai bei der Release-Party im Fahrradkinokombinat die 104 Seiten umfassende Fibel.
Somit ist die Kleine Fibel zum nachhaltigeren Konsum mit einer Auflage von 25 000 Stück endlich für alle verfügbar. Bald soll das kostenlose Heft nicht nur in den gelisteten Läden, sondern auch von Fähranlegern bis hin zur Universität in der gesamten Stadt ausliegen. Außerdem ist sie auf www.kleinefibel.de online einsehbar und kann bequem als PDF heruntergeladen werden.
Das neue kleine Heft nimmt all diejenigen an die Hand, die den ersten Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Lebens gehen wollen – und damit vielleicht auch einen Weg finden, Betroffenheit in Aktionismus umzuwandeln und tatsächlich etwas für diese Welt zu tun.
WEITERE LINKS
Kleine Fibel für nachhaltigeren Konsum online ansehen: Kostbares in Kiel
Den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen: www.fussabdruck.de
Für Fragen zur und Unterstützung von der Kleinen Fibel: kleinefibel@muddimarkt.org
Facebook-Gruppe zum Foodsharing in Kiel: Foodsharing in Kiel
App für Lebensmittelrettung in deiner Stadt: Too Good To Go
Leona ist seit Juni 2014 Teil der Redaktion und war von Dezember 2014 bis Februar 2017 Chefredakteurin der Print-Ausgabe des ALBRECHT. Anschließend leitete sie die Online-Redaktion bis Mitte 2018. Leona studiert Englisch und Französisch an der CAU, schreibt für verschiedene Ressorts der Zeitung und kritisiert Land, Leute, Uni und den Status Quo ebenso gerne wie Platten.