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Ein aufdringlicher Hai und brennende Schiffe auf den Galapagos-Inseln: Der Beginn von Bernhard Kegels Roman Abgrund erinnert im ersten Moment an Frank Schätzings epochales Apokalypse-Szenario Der Schwarm. Was folgt, ist allerdings keine abgedrehte Science-Fiction, sondern ein grundsolider Kriminalfall in Kombination mit einer – bis auf einen Vulkanausbruch direkt vor dem Forschungsschiff (das ist dann doch etwas zu viel des Guten) – realistisch anmutenden Forschungsexpedition, die sich mit aktuellen Problemen unseres Planeten beschäftigt. Dabei fällt besonders die gründliche Recherche und die Liebe zum Detail des promovierten Biologen auf, der seit mehr als 20 Jahren nicht nur Romane, sondern auch Sachbücher schreibt.

Bildquelle: plainpicture/mareverlag

 

Abgrund ist Kegels dritter Roman, dessen Handlung sich um den fiktiven Kieler Biologieprofessor Hermann Pauli dreht. Während der Meeresbiologe im ersten Buch der Reihe Der Rote nach einem Erdbeben mysteriöse Kalmare in Neuseeland untersucht, steht im zweiten Roman Ein tiefer Fall ein Mord und wissenschaftliche Fälschungen an der Kieler Uni im Vordergrund, in deren Zuge der Meeresbiologe mit der Kriminalkommissarin Anne Detlefsen anbändelte. Nun befinden sich die beiden im ersten gemeinsamen Urlaub auf den Galapagos-Inseln, doch der Haussegen hängt gewaltig schief. Denn statt als Paar den Urlaub zu genießen, findet sich Anne alleine und wenig begeistert in der rustikalen Darwin-Forschungsstation wieder, die definitiv nicht zum Urlaub, sondern als Unterkunft für Wissenschaftler taugt. Der Wissenschaftler dagegen hat sich auf die Suche nach einer unbekannten Haiart begeben, die die beiden auf einem Tauchausflug gesichtet haben. Als die Kriminalkommissarin gerade vor Langeweile an Trennung zu denken beginnt, bittet die örtliche Polizei sie um Mithilfe bei der Aufklärung mysteriöser Bootsbrände in der Umgebung. Dass die Forscher auf der Station etwas mit den brennenden Yachten zu tun haben könnten, erscheint ihr dabei zunächst unwahrscheinlich.

In Abgrund eröffnet die Beziehung zwischen den Protagonisten eine neue Erzählperspektive. Zusätzlich zu Hermann Paulis Perspektive bietet sich durch Anne Detlefsens Erlebnisse im ersten gemeinsamen Pärchenurlaub nun auch ein ganz anderer Einblick in die Handlung. Während er ganz auf seine wissenschaftlichen Entdeckungen unter Wasser fokussiert ist, entfaltet sich der Kriminalfall an Land aus der Sicht seiner Freundin. Diese beiden Aspekte verknüpft Kegel dabei durch die Beziehung der beiden Protagonisten und der ökologischen Situation unseres Planeten. Weder um das eine noch das andere steht es dabei besonders gut.

Abgrund liest sich dabei bis zum Ende sehr schnell und flüssig. Das liegt sowohl an der spannenden Geschichte als auch an der geradlinigen Sprache des Romans. Komplizierten literarisch kunstvollen Stil sucht man hier vergebens, das ist aber auch nicht der Anspruch des Buches. Wer die Figuren nicht aus den vorherigen Teilen kennt, dem entgehen eventuell einige Anspielungen, ansonsten kann Abgrund unabhängig von den ersten zwei Teilen über Pauli gelesen werden, als Urlaubskrimi oder Ablenkung vom Unialltag. Oder auch, um auf spielerische Weise einen Zugang zu den ökologischen Problemen unserer Zeit zu bekommen.

 

 

Eva ist seit November 2015 in der Redaktion. Sie studiert Biochemie und Molekularbiologie an der CAU. Als Ressortleiterin hat sie sich bis Anfang 2019 um den Hochschulteil der Zeitung gekümmert, mittlerweile schlägt ihr Herz für Online.

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