Von einer, die auszog, Dänin zu werden – Marlene Hofmanns amüsante Reise in den dänischen Alltag

Gerade ist die letzte Beziehung an der Entfernung zerbrochen, da stürzt Marlene Hofmann sich schon ins nächste Abenteuer. Am Ende ihres Auslandssemesters funkt es zwischen ihr und Freund Niels und so findet sich die Autorin 2010, zwei Jahre später, in Kopenhagen wieder.

In der Reihe Ein Jahr in… . Reise in den Alltag des Herder Verlags stellen Autoren ihre ganz persönlichen Auswanderungsgeschichten vor. Aus mittlerweile 30 Städten und Ländern berichten sie über den alltäglichen Wahnsinn den ein Länderwechsel mit sich bringt. Ob die Arbeit als Deutschlehrerin in London, die Suche nach dem perfekten Apartment an Sydneys Bondi Beach oder die Frage, wie jüdische Tradition und ausschweifendes Nachtleben in Tel Aviv zusammenfinden – dem Leser wird einiges geboten.

Ohne eine genaue Idee von København, aber mit viel Neugierde im Gepäck zieht Marlene Hofmann los und macht sich auf, das Land von Wikingern und Wohlfahrtsstaat zu erkunden. Im kalten November landet sie in ihrer neuen Heimat und wird gleich mit mehreren Neuheiten konfrontiert. Nicht genug, dass eine Wohnung zu mieten hier nahezu unmöglich ist, auch die Panik die sich wenige Wochen vor dem geplanten Umzug breit macht, stößt auf Unverständnis. Hektik existiert scheinbar nicht, im Gegenteil ist alles hyggelig – ausgesprochen: hüggeli – was bedeutungsmäßig von gemütlich bis niedlich sämtliche Empfindungen einschließt und treffend das dänische Lebensgefühl wiedergibt.

Die Bücher dieser Reihe sind ursprünglich nicht als Reiseführer geschrieben, bieten aber unauffällig viel Hintergrundwissen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der Käse-und-Wurst gewohnte Deutsche sich im benachbarten Dänemark so umstellen muss. Die heilige Smørrebrød-Dreifaltigkeit gibt diktatorisch genau die korrekte Belegung eines Butterbrotes vor und outet Möchtegerns sofort. Dass die Autorin nach einem Jahr gut integriert ist zeigt sich schon allein durch ihre angepassten Geschmacksnerven: „Eine Scheibe Körnerbrot mit Curry-Hering und hart gekochtem Ei schmeckt auch besser als anfangs gedacht“.

Eher uninteressant ist die ausgesprochen gründliche Einführung in das Gesundheitssystem in puncto Schwangerschaft. Falls jemand plant in Dänemark Kinder zu kriegen ist Ein Jahr in Kopenhagen gefühlt die ideale Geburtsvorbereitung.

Die angenehme und kurzweilige Erzählweise der Serie findet sich auch in diesem Buch wieder und schürt kräftig Fernweh. Manch einer mag sich später sicherlich ertappen wie er in Kopenhagen steht und es auf einmal heißt: „Ach, guck mal, das kenn ich aus…“.

Autor*in

Rebecca war von 2014 bis 2019 teil der ALBRECHT-Redaktion. In der Zeit hat sie für ein Jahr das Lektorat geleitet und war ein weiteres Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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