Theatergruppe „Rollentausch“ mit Brechts Dreigroschenoper im Sechseckbau
„Und der Haifisch, der hat Zähne und die trägt er im Gesicht“. Jeder, der die Moritat von Mackie Messer kennt, wird die Melodie sofort im Kopf haben. Neben der Seeräuberjenny ist es das bekanntest Stück aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. An die Kombination aus Gesang und Schauspiel wagte sich die Theatergruppe „Rollentausch“. Vom 13. bis 18. Juni hat das studentische Ensemble die „Oper für Bettler“ wie Brecht sie bezeichnet, aufgeführt.
„Ich will ihr das Heiraten schon austreiben“, entrüstet sich Vater Peachum über seine Tochter Polly. Doch diese lässt sich von ihren Eltern gar nichts sagen und heiratet trotz all der Drohungen den Gangster-Boss Macheath, genannt Mackie Messer. Was Polly nicht ahnt: Macheath fährt mehrgleisig. Er ist ebenfalls mit Lucy, der Tochter von Polizeichef Brown, verheiratet und kann die Finger nicht von Prostituierten lassen – was ihm letztendlich zum Verhängnis wird. Eine der schlüpfrigen Damen verrät ihn und so wird er gefasst. Pollys Eltern, die Peachums fordern seinen Tod am Galgen. Das Ende überrascht jedoch mit einer anderen Wendung.
Wie ein psychotischer Mensch auf Drogen wirkt Tania Valero-Schönhoft in ihrer Rolle als Filch. Mit ausdrucksstarker Mimik und ständig in nervöser Bewegung: hoppelt oder stapft die Figur des Bettlers mit großen Hand und Arm-Gesten über die Bühne. Die überzogene Art und der überzeugende Ausdruck begeisterten das Publikum. Die Figur des Filch arbeitet als Bettler für Vater Peachum. Lutz von der Burchard verkörpert diese Rolle manchmal nicht sarkastisch und böse genug. Dafür gebührt ihm für seine musikalische Leistung großes Lob. Er überzeugt durch sein Klavierspiel und seine super Artikulation beim Gesang. Damit kann Janne Käckenmeister als Frau Peachum nur schwer mithalten.
Tochter Polly, Marieke Henningsen, spielte herrlich übertrieben und naiv. Nicht nur ihre Stimme, sondern auch die Attitüde eines kleinen Kindes, das ihr Spielzeug Mackie nicht verlieren will, passten zu ihrer Rolle. Ihr Ehemann Mackie Messer wurde von der Regisseurin Bettina Hansen gespielt, da der eigentlich vorgesehene Gerrit Hertel kurzfristig erkrankt war. Total abgebrüht und mit einer Seelenruhe hat Bettina Hansen den autoritären Gangster-Boss ausgestrahlt – fantastisch gespielt. Auch die Bühneneinteilung verdient ein Lob, da der Raum gut mit gut arrangierten Standbildern gefüllt wurde.
Als Mackies Gangster-Meute oder Huren begeisterten Johanna Espeter, Tania Valero-Schönhöft, Petrina Meier, Linda Graf und Sergei Zaverjuhha durch große Spielfreude und eine tolle Chordarbietung.
Gegner und gleichzeitig langjähriger Jugendfreund von Mackie Messer ist der Sheriff Tiger-Brown. In dieser Rolle zeigte sich Felix Naumann höchst engagiert, ebenso wie Britt Schumacher als sein Helfer Smith. Tiger-Browns Tochter Lucy wurde von der brillanten Petrina Meier gespielt. Schön frech, hämisch und ein bisschen derb zeigt sie sich als erste Ehefrau von Maceath und bringt das Publikum so zum Grinsen.
Der gesangliche Teil stellte einige der Schauspieler vor eine große Herausforderung. Gerade die weiblichen Parts mit den sehr hohen Stellen wie etwa Marike Henningsen in dem Song Seeräuberjenny, klang etwas disharmonisch. Auch Janne Käckenmeister traf leider einige Töne im Anstatt-dass-Song nicht. Dafür klangen die Stücke im Chor, wie beispielsweise der Barbara-Song recht harmonisch.
Insgesamt ein sehenswertes Stück, dass mit Ohrwurm-Songs und großer Spielfreude wirklich Spaß beim Zusehen und Zuhören gemacht hat.
Fotos: alo
Anna Lisa ist seit dem Herbst 2010 als Redakteurin beim Albrecht tätig. Sie schreibt besonders gern Opernkritiken und Theaterrezensionen und leitete mehrere Jahre das Kulturressort. Der kulturelle Schwerpunkt begründet sich im Studium der Fächer Deutsch und Europäische Ethnologie/ Volkskunde.