Klamotten-Tausch-Party im Kieler Glückslokal

Wer kennt das Problem nicht: der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten und trotzdem ist nichts zum Anziehen da! Da ist diese Hose, die kurz nach dem Kauf schon nicht mehr gepasst hat, oder das T-Shirt, dessen Farbe im Laden doch irgendwie anders aussah. Aber jetzt mal ehrlich: Wie viele dieser Klamotten zieht man tatsächlich wieder an?

Die Zeiten der nicht genutzten Kleiderberge im Schrank sind nun vorbei. Klamotten-Tausch-Parties sind seit kurzem stark im Trend. Ob privat oder von Kleiderkreisel veranstaltet, die Idee ist dieselbe: Die Teilnehmer bringen Kleidung mit, die sie nicht mehr anziehen, die aber noch gut erhalten ist, es wird fleißig getauscht und am Ende geht jeder mit etwas nach Hause, das ihm besser gefällt.

Auch ich möchte meinen ungetragenen Klamotten eine neue Heimat geben und melde mich für eine Klamotten-Tausch-Party im Glückslokal an. „Tausch dich glücklich“ verspricht mir die Anzeige der Veranstaltung. Ich bin gespannt.

So stehe ich also vor meinem überquellenden Kleiderschrank und versuche, Klamotten zu finden, die ich nicht mehr anziehe. Nach einigem Hin- und Herüberlegen entscheide ich mich für einen Mantel, der mir nicht mehr gefällt und eine Jeans, die mir (leider) nicht mehr passt. Dazu lege ich noch ein Top und ein T-Shirt, beides lange schon nicht mehr an mir gesehen.

Erwartungsvoll betrete ich am Sonntag das Glückslokal am Kirchenweg in Kiel-Gaarden. Von den Organisatorinnen bekomme ich acht kleine High Heels-Figuren ausgehändigt – meine „Tauschwährung“ für den heutigen Nachmittag. In den offiziellen Regeln ist festgelegt, wie viel jedes Kleidungsstück „wert“ ist, gibt man beispielsweise seine Klamotten ein paar Tage eher ab, erhält man mehr Tauschmarken.

Glücklich getauscht: Redakteurin Imke im neuen Outfit. Foto: alo
Glücklich getauscht: Redakteurin Imke im neuen Outfit.
Foto: alo

Ich stürze mich ins Getümmel. Der kleine Laden ist rappelvoll. Überall stehen Klamottenständer, in den Regalen stapelt sich die Kleidung. Die Teilnehmerinnen, ausschließlich Mädchen, drängeln sich zwischen den Ständern hindurch. Ich versuche, die Kleiderstange mit den T-Shirts zu ereichen, aber es gibt kaum ein Durchkommen.

Während ich mich durch die Klamottenberge wühle, stolpere ich fast über zwei Mädchen, die hinter einem Kleiderständer Hosen anprobieren, denn eine Anprobe sucht man leider vergeblich. So verziehe auch ich mich hinter zwei Regale und ziehe dort meine Auswahl über.

Das Glückslokal, am 1. April eröffnet wurde, versteht sich als Verein, der hauptsächlich auf Spenden und Hilfe von außen angewiesen ist. Für einen monatlichen Beitrag von 3 Euro kann man Mitglied werden. Regelmäßig finden hier kleine Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel Bilderausstellungen oder Wohnzimmerkonzerte.

Ich habe mittlerweile Kleidungsstücke gefunden, die mir gefallen. Auf dem Weg zur „Tauschkasse“ entdecke ich ein Mädchen, das gerade meine Jeans anprobiert und anschließend mitnimmt. Schmunzelnd darüber, dass meine Hose ein neues Zuhause gefunden hat, packe ich meine eigene Ausbeute ein. Ich habe ein schönes Sommerkleid gefunden, außerdem eine Jeans von Levi’s und eine alte Leder- Handtasche. Glücklich trete ich den Heimweg an und weiß schon jetzt, dass ich morgen früh nicht verzweifelt vor meinem Schrank stehen muss.

Fotos: alo

Autor*in

Imke studiert seit dem dem WS 2011/12 Deutsch und Empirische Sprachwissenschaften. Sie ist seit Mai 2014 Teil der Radaktion.

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