Seit 1961 werden im Statt-Theater Neumünster Theaterstücke von engagierten Freiwilligen nicht nur aufgeführt, sondern selbst entwickelt und geschrieben. Von der Wiege bis zur Bahre wird alles geplant: Licht, Ton, Requisiten und natürlich das Drehbuch. Hier ist die Kreativität jedes einzelnen Mitgliedes gefragt. Dabei leistet das Statt-Theater nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kultur in Neumünster, sondern auch zur Jugendarbeit. Denn die Theatergruppe setzt sich primär aus jungen Menschen zusammen. Anlässlich des 60. Jubiläums hat sich DER ALBRECHT virtuell mit Maiko Hanisch getroffen, der selbst schon seit seiner Kindheit Mitglied ist. 

DER ALBRECHT: Wie hat sich das Statt-Theater gegründet? 

Maiko Hanisch: Ausschlaggebend für die Gründung war eine Gruppe von Theaterbegeisterten, die sich schon Ende der 1950er getroffen hat, um ihre Leidenschaft im Privaten auszuleben. Bald kam es zu Auftritten vor Freundinnen und Freunden oder Bekannten bis hin zu Auftritten in der Stadt. Die damals als Laienspielgruppe der Naturfreundejugend bekannte Gemeinschaft bekam daraufhin einen Raum in der Reichshalle zum Proben gestellt. Als sich dann noch eine weitere kleine Theatergruppe anschließen wollte, wurde es Zeit für einen offiziellen Namen. Um zu symbolisieren, dass wir ein Alternativprogramm zu dem etablierten Kulturprogramm darstellen, kam es zu dem Namen „Statt-Theater“.  

Warum entwickelt das Statt-Theater eigene Stücke und spielt keine vorhandenen nach? 

In der Anfangszeit haben wir bekannte Theaterstücke aufgeführt, doch mit der Zeit kam der Wunsch auf, etwas Eigenes zu produzieren. Der Gedanke dahinter war, lokale Ereignisse und Gegebenheiten miteinzubinden, um durch die Theaterstücke unsere Meinung und Sichtweise darzustellen. Wir sehen Theater als etwas Ganzheitliches und wollten unsere eigene Kreativität fließen lassen. Jedes Mietglied, egal ob jung oder alt, soll in den Prozess miteingebunden werden. Da wir zudem im Bereich der Jugendarbeit tätig sind, ist es uns sehr wichtig, diesen Prozess von Anfang bis Ende zu begleiten. Wir treffen alle Entscheidungen demokratisch, wodurch die Jugendlichen ein Demokratiegefühl entwickeln und selbst Verantwortung übernehmen.  

Welche Möglichkeiten hattet ihr, um trotz der Corona-Pandemie eure Arbeit fortzusetzen? 

Die Corona-Pandemie hat natürlich die ganze Kulturbranche zum Erliegen gebracht, denn Kultur muss erlebt werden. Da wir uns alle ehrenamtlich im Statt-Theater engagieren, um einen Ausgleich zum normalen Alltag zu bekommen, haben wir versucht so gut wie möglich weiterzumachen. Unsere wöchentlichen Treffen finden aktuell über Zoom statt. Zudem haben wir bereits unser Drehbuch für das Jubiläumsstück zu Ende geschrieben. Jetzt wäre es an der Zeit zu proben und an den Requisiten zu arbeiten, wofür wir aber leider noch keine Lösung gefunden haben, die mit den aktuellen Bestimmungen des Bundeslandes konform gehen.  

Was waren die Highlights in 60 Jahren Statt-Theater? 

Wir haben einige Projekte in Kooperation mit anderen Gruppen umgesetzt, um so unsere gemeinsame Meinung zur aktuell vorliegenden Stadtpolitik Ausdruck zu verleihen. Ein jährliches Highlight für uns ist das Stadtfest Holstenköste in Neumünster oder unsere Mitspielaktionen in den Sommerferien, wo wir besonders Kinder und Jugendliche erreichen. Dazu kommen dann noch unsere großen Stücke, an denen wir selbst monatelang geschrieben und gearbeitet haben. Mein persönliches Highlight ist die Tatsache, dass es das Statt-Theater schon 60 Jahre lang gibt und wir als Gruppe in der Zeit wirklich zusammengewachsen sind. Gerne erinnere ich mich an unseren gemeinsamen Reisen und Seminare zurück, bei denen die Mitglieder zu einer Art Familie geworden sind.  

Worum geht es in eurem neuesten Stück anlässlich des Jubiläums?  

In unserer Komödie werden ein paar altbekannte Charaktere aus unseren vorherigen Stücken einen Auftritt haben und wir beschäftigen uns mit dem Statt-Theater selbst. Es wird eine Art Hommage an alles, was wir bis jetzt erreicht haben. Zuschauer:innen, die uns schon länger begleiten, werden einiges wiedererkennen, aber auch Neulinge können ein rundes Stück erwarten.  

Was bietet uns Studierenden eine Mitgliedschaft im Statt-Theater?  

Wir bieten eine hochmotivierte Gruppe von theaterinteressierten Menschen, die Kultur wirklich erleben wollen. Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben bei uns. Für jede Leidenschaft ist etwas dabei, von Technikern:innen bis hin zu Autoren:innen oder Schauspieler:innen. Die damit einhergehende Jugendarbeit ist zudem ein sehr erfüllender Teil, da so das eigene Wissen und Können weitergegeben werden kann. Gerade für Menschen, die mal etwas anderes abseits von den gängigen Hobbys machen möchten und sich gerne kreativ austoben, ist das Statt-Theater eine ideale Gelegenheit. Das absolute Highlight dabei ist die Aufführung, wenn als Belohnung für die harte Arbeit der Applaus des Publikums auf einen wartet. Es kommen sehr viele unserer Mitglieder aus Kiel und studieren, daher ergeben sich auch oftmals Fahrgemeinschaften. Ansonsten kommen Studierende mit dem Semesterticket leicht nach Neumünster. Vom Bahnhof aus sind es 10 Minuten zu Fuß zum Theatersaal. Wir treffen uns normalerweise jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr, was aufgrund von Corona primär online stattfindet.  

Vielen Dank für das Gespräch!  

Falls ihr auch Lust habt, beim Statt-Theater Neumünster mitzumachen, findet ihr nähere Informationen auf www.Statttheater.de oder auf Instagram @statttheater_nms. Maiko Hanisch und seine Theaterkollegen suchen neue Mitglieder, die Kultur gerne hautnah erleben wollen und motiviert sind.  

Autor*in

Hier schreiben mehrere Autor:innen der ALBRECHT-Redaktion oder Personen, die ihren Text anonym veröffentlichen wollen.

Autor*in

Jasmin ist 23 Jahre alt und studiert im vierten Semester Sozio-Ökonomik an der CAU Kiel. Seit 2019 ist sie Teil der ALBRECHT-Redaktion.

Share.
Leave A Reply