Eindrücke aus meinem Praktikum beim Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion 

Der normale Praktikumstag beginnt mit einer gewissen Morgenroutine. In der Eingangshalle des prominent an der Kiellinie platzierten Landeshauses treffe ich auf bekannte Gesichter, die mit schnellen Schritten und einem Handy am Ohr an mir vorbeiziehen. Üblicherweise bekommt man sie sonst zu Gesicht, wenn man den Politikteil der lokalen Presse aufschlägt. In einer der bunten Einzelkabinen des Paternosteraufzuges geht es dann stets in den dritten Stock.

Es folgt, wie soll es auch anders sein, zunächst der Genuss eines Kaffees. Dabei gehe ich allmorgendlich mit dem Pressesprecher, Heimo Zwischenberger, den sogenannten Pressespiegel durch. Dieser beinhaltet die wichtigsten Nachrichten verschiedener Zeitungen im Bereich Schleswig-Holstein und wird allen Fraktionen zur Verfügung gestellt.  

So unterschiedlich wie die Menschen im Land sind auch die Abgeordneten. Während die einen schon früh morgens in hitzige Diskussionen verwickelt sind, brauchen die anderen erstmal einen Kaffee, bevor sie etwas sagen. Auch sollten sich einige Lobbyisten vielleicht einmal klar machen, welche Unmengen an Papier morgens aus den einzelnen Postfächern aus dem Landeshaus herausgefischt werden. Ich glaube, einen Großteil der Infoblätter und allgemein gehaltenen Zuschriften könnte man sich schlichtweg schenken. Das würde auch einiges an CO2 einsparen, die Abgeordneten haben ohnehin schon genug zu lesen.  

Außerhalb der allmorgendlichen Routine ist der Tagesablauf abwechslungsreich und teilweise auch unvorhersehbar. Denn er wird von den politisch relevanten Geschehnissen im Land bestimmt. Ob Pressekonferenzen, Fraktionssitzungen, abendliche Medienveranstaltungen. Ich durfte praktisch überall dabei sein und wertvolle Einblicke gewinnen, wie ich sie beim Durchblättern des Politikteils niemals bekommen hätte. Voraussetzung für diesen wertvollen Blick ist die eigene Unterschrift unter einer Verschwiegenheitserklärung. Die sollte durchaus ernst genommen werden, Parteien haben Verfassungsrang. 

Grundsätzlich lässt sich aber konstatieren, dass Pressesprecher:innen als Schnittstelle zwischen ihrer Partei und den Journalist:innen fungieren. Eine komplexe, hochspannende Aufgabe und manchmal eben auch ein Tanz auf dem Vulkan. Denn in dieser Funktion ist man einer doppelten Erwartungshaltung ausgesetzt. Zum einen wollen die jeweiligen Politiker:innen natürlich möglichst präsent mit ihren Äußerungen in NDR, Kieler Nachrichten und Co. erscheinen – oft ein Drahtseilakt. Zum anderen müssen auch die Medien mit ihren Anfragen zufriedengestellt werden. Über all dem Tagesgeschäft dürfen die Pressesprecher:innen das allgemeine Narrativ, das die Partei erzählen will, nicht aus den Augen verlieren. 

Ich möchte später nicht in die Politik, sondern liebäugle mit dem Journalismus. Beim Praktikum konnte ich ein Gefühl dafür bekommen, wie die andere Seite, über die ich eventuell mal schreiben werde, denn überhaupt funktioniert. Die Partei ist für diese Einsicht egal. Auch eine Mitgliedschaft ist keine Voraussetzung, so verfüge ich selbst über kein Parteibuch. Sie kann bei journalistischen Ambitionen sogar hinderlich sein, da größere Medienhäuser Anwärter:innen mit Parteimitgliedschaft teilweise skeptisch gegenüberstehen.  

Autor*in
Ressortleitung Hochschule

Jesse ist 20 Jahre alt und studiert Politikwissenschaft und Geschichte an der CAU. Seit dem Sommersemester 2022 schreibt er für den ALBRECHT. Mittlereweile leitet er das Hochschulressort.

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