Weihnachten ist vorbei und somit auch die Zeit der Bescherung. Viele Geschenke wurden verteilt und vielleicht ist sogar der eine oder andere große Wunsch in Erfüllung gegangen. Freude und Glück waren riesig.

Doch wie sieht es heute, einen Monat später, mit dieser Freude aus? Erfüllen diese Wünsche immer noch das hohe Glück und die in sie gesetzten Erwartungen? Oder ist die Freude darüber schon längst verpufft?

Kurzzeitiges Glück durch Konsum

Wer schon mal einen Wunsch hatte, weiß, wie glücklich es machen kann, wenn dieser in Erfüllung geht. Kaum befindet sich das Objekt der Begierde in der Einkaufstüte, durchströmt den*die Käufer*in ein Glücksgefühl. Der Grund für dieses Gefühl kann verschiedene Ursachen haben. Der Sozialpsychologe Erich Fromm beispielsweise bezeichnete es als Charakterzug des modernen Menschen, dass dieser Gefühle wie Langeweile, Überdruss oder innere Leere mithilfe von Konsumgütern kompensieren möchte. Soziologen bezeichnen dieses Verhalten auch als Konsumismus. Dabei geht es den Personen nicht mehr um das Gut an sich, sondern um die Bedeutung, die mit dem Kauf einhergeht. Ansehen und sozialer Status, aber auch der aktuelle Lifestyle einer Person wird mithilfe von Kleidung ausgedrückt oder es wird ein Statement abgegeben, indem bestimmte Produkte gekauft werden.

Macht Konsum langfristig glücklich?

Im Moment des Kaufs ist der*die Konsument*in glücklich. Dieses Glück nimmt jedoch mit der Zeit wieder ab. Warum machen diese Produkte nicht dauerhaft glücklich? Das Problem liegt in der Schnelligkeit der heutigen Gesellschaft. Jedes Jahr bringen Hersteller neue Handys auf den Markt, alle drei Monate kommen neue Modekollektionen in die Läden. Neu gekaufte Produkte gelten schnell als veraltet. Marketingstrategien sorgen zudem dafür, dass Konsument*innen in ihren alten Produkten Mängel entdecken, indem sie die neuen Waren umso stärker anpreisen. Hinzu kommt, dass der moderne Mensch sich schnell an Neues gewöhnt und immerzu Veränderungen wünscht. „Egal, wie sehr wir uns etwas einmal gewünscht haben mögen“, schreibt der japanische Autor Fumio Sasaki, „im Laufe der Zeit wird es zum Teil unseres Alltags und schließlich zu einem alten, müden Ding, das uns nur noch langweilt“. Ein Kreislauf beginnt, in dem der Mensch immer mehr Waren anhäuft, ohne dadurch signifikant glücklicher zu werden. Warum aber wird weiter gekauft?

Ein Beispiel bietet der New Yorker Bürgermeister Rudi Giulani, als dieser nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 den Einwohnern sagte, sie sollen zur Unterstützung der Stadt shoppen gehen. Was im ersten Moment vollkommen abwegig klingt, ist bei genauerem Hinsehen absolut logisch: Konsum fördert das Wirtschaftswachstum, was gleichzusetzen ist mit mehr Arbeitsplätzen, mehr Geld und mehr Wohlstand. Wohlstand wiederum wird erst für alle anderen Menschen sichtbar durch den Konsum von Statussymbolen oder Luxusgütern, wodurch sich der Kreislauf schließt.

Doch Geld macht, wie der Konsum, allein nicht glücklich. Jeder Mensch kann nur ein bestimmtes Level an Glück empfinden. Dieses Level ist nicht steigerbar, egal, wie viel Geld oder wie viele Güter derjenige besitzt. Stattdessen sorgen die Sorgen um Sicherheit und Ansehen bei den meisten Menschen für ein gesteigertes Stresslevel. Sie fangen an mehr zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen, welches sie für immer teurere und, in ihren Augen, bessere Waren ausgeben. Die Folgen dieses Kreislaufs sind gesundheitliche Probleme und ökologische Schäden.

Dass Glück nicht allein in Konsum und Besitz zu finden ist, zeigt auch der World Happiness Report von 2019: Dort wurden die einzelnen Länder neben dem Einkommen nach Lebenserwartung, Freiheit, sozialer Unterstützung, Vertrauen und Großzügigkeit befragt. Das Resultat ergab, dass die skandinavischen Länder am glücklichsten sind. Deutschland dagegen landete auf Platz 17.

Autor*in

Merle ist seit Oktober 2017 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Philosophie auf Fachergänzung.

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