Ein Gedankenexperiment für gute Laune

Mit der dunklen Jahreszeit kriecht sie langsam wieder in unser aller Leben: diese miese schlechte Laune. Da sind vermehrt Läuse, die über Lebern laufen und jene eine nervige Kommilitonin, die noch eine Spur anstrengender ist. Es ist eine Abwärtsspirale aus fehlendem Vitamin D und Serotonin, die in düsteren Tagen wohl den halben Norden in den Klauen hält und diesen gewissen Ruf des Miesepeters verursacht. 

Einige Abhilfen gibt es bereits dagegen: den Kuscheltee im Thermoskännchen, eine warme Umarmung von einem Freund oder viel, viel Sport. Aber wie wäre es einmal mit einer anderen Methode, die im Kopf geschieht und wie ein Herbststurm alle Stimmungskiller davonpustet? Sicher ist diese Methode kein Rezept für den perfekten Winter. Jedoch eine meditative Weise, mal sanft mit sich selbst zu sein und das Gute zuzulassen. 

Und so geht es: Atme tief durch und lasse die Gedanken zu einem bestimmten Moment wandern. Einem Moment, in dem dir eine fremde Person behilflich war. Da kann eine sehr banale Situation einfallen oder auch etwas sehr Großartiges, was viele Knoten bei dir lösen konnte. Vielleicht hat jemand etwas aufgehoben, was du verloren hattest. Oder aber dir bei einer erstickenden Sorge wieder Luft geschenkt. Was es auch ist, diese Hilfe hat dich sicher glücklich gemacht, vielleicht deinen Tag gerettet oder die gesamte Woche erhellt. 

Nun suche nach einer Situation, in der du selbst eine Hilfe sein konntest. Möglicherweise hast du einer Person mit Kinderwagen aus dem Bus geholfen. Oder einer Person ein Kompliment gemacht. Womöglich warst du auch der rettende Anker für einen Menschen in Not. Sicher gab es einen Moment, in dem du den Tag einer fremden Person retten konntest, eventuell auch eine gesamte Woche. 

Stelle dir abschließend diese glückliche Dankbarkeit vor, die du erzeugen konntest. Imaginiere einen Brief, den diese fremde Person an dich verfasst: Die gesamte Ladung Dankbarkeit macht sich auf dem Papier breit, welches du in deinem Briefkasten entdeckt hast. Und vielleicht schreibst du auch selbst einen Brief – an jene Personen, die dir helfen konnten. Denn sind wir ehrlich: Alle freuen sich über Briefe, die gespickt sind mit schönen Worten. 

Übrigens gibt es deutschlandweit und international die Möglichkeit, Briefe von Fremden zu erhalten. Mehrere Projekte forcieren Brieffreundschaften zu Personen, die zuvor Unbekannte waren. Wer in der Suchleiste ‚Briefe von Fremden’ eingibt, wird schnell fündig und bald schon von Postkarten überhäuft. 

Autor*in
Ressortleitung Kultur

Lena studiert Medienwissenschaft und Anglistik und leitet seit Januar 2024 das Kultur-Ressort. Seit November 2020 ist sie Teil der Albrecht-Redaktion, wo sie über Theater, Kino, Oper, Literatur schreibt. Selten verirrt sie sich auch in Themen der Hochschule und Gesellschaft.

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