Als 2012 die Erotik-Trilogie 50 Shades of Grey von E.L. James in den deutschen Buchhandlungen landete, war der Hype um diese neue, verruchte Seite der Liebe groß. Viele Autor:innen schlossen sich dem an und eine Welle aus Erotikromanen überschwemmte den Buchmarkt. Bücher, die Sex zum Hauptthema machten, gab es bis dahin nur wenige, sodass vor allem die großen Buchhandlungsketten sich etwas für die vielen neuen Bücher einfallen lassen mussten. Da die Bücher offensichtlich nicht zu den normalen Romanen gestellt werden konnten, war die „Erotik“-Abteilung geboren.

Seitdem findet sich in fast jedem Thalia und Hugendubel ein Regal, über dem groß und breit EROTIK steht. Dass sich die Bücher mittlerweile aber weiterentwickelt haben und vor allem Bücher aus dem Sub-Genre New Adult Romance den Großteil dieses Regals ausmachen, wurde außer Acht gelassen. Nach und nach kamen Bücher auf den Buchmarkt, die zwar auch explizite Szenen vorwiesen, dies aber nicht zum Hauptthema machten. Das scheint jedoch die Buchhandlungen wenig zu interessieren, denn die Geschichten befinden sich nach wie vor in der Erotik-Abteilung. 

Aber was ist New Adult Romance überhaupt? Der Begriff wurde erstmals 2009 in den USA erwähnt. Es sollte eine Zielgruppe beschreiben, die ungefähr 18 bis 30 Jahre alt ist und ein Genre bevorzugt, das nicht mehr zu den Jugendromanen zählt, aber auch noch kein Erwachsenenroman ist. Themen sind vor allem der Neubeginn, die Zeit nach dem Schulabschluss, das Auf-sich-allein-gestellt-Sein. Die Protagonist:innen sind meistens Anfang 20, ziehen in eine neue Stadt und fangen an, zu studieren. Die Herausforderungen in einer neuen Umgebung, gepaart mit den Erlebnissen aus Kindheit und Jugend, treffen auf die Entstehung einer Liebesbeziehung. Hauptthema dieser Bücher ist immer die Beziehung zwischen den Protagonist:innen, die aufeinandertreffen, sich ineinander verlieben und dann vor ihrer Vergangenheit stehen, die sie wieder einholt. Viele Bücher beinhalten eine oder vielleicht auch zwei Sexszenen, die auf mehreren Seiten ausgeschrieben werden. Dennoch stehen diese in den Geschichten von Emma Scott, Kathinka Engel oder Anna Savas nicht auf der gleichen Weise im Vordergrund, wie es bei 50 Shades of Grey der Fall war.  

Nichtsdestotrotz gelten diese Bücher als Bumsbücher oder Mädchenpornos. Und das sorgt vor allem für eines: Junge Leserinnen und vor allem Leser lassen sich von solchen Bezeichnungen abschrecken oder schämen sich dafür, dass sie diese Bücher lesen, obwohl es nur darum geht, wie sich zwei Personen verlieben, sich ihren Dämonen stellen und zusammen glücklich werden. 

Auch wenn die expliziten Szenen nicht das sind, was die Bücher ausmachen, so ist es dennoch nichts Verwerfliches, wenn Leser:innen sie wegen genau dieser lesen. Die Bücher deswegen als Mädchenpornos abzustempeln oder mit Erotik zu betiteln, ist eindeutig der falsche Weg, wenn es um Sexualität geht. Sollte nicht jede:r das lesen, was gefällt, ohne dafür belächelt zu werden? Wenn Männer Pornos gucken, ist das immerhin auch etwas Normales. 

Ganz gleich also, warum diese Bücher gelesen werden: Lesen ist etwas Tolles und sollte das auch bleiben. Niemand sollte sich schämen oder Angst haben, eine Abteilung zu betreten. Die Erotik-Abteilung sollte verschwinden und stattdessen einfach mit „New Adult” beschrieben werden. Denn was ist so schlimm daran, Bücher zu lesen, in denen die heißen Szenen zwischen den Charakteren ausgeschrieben werden?
Die Antwort ist einfach: Nichts. 

Autor*in

Rebecca ist 27 Jahre alt, studiert Deutsch und Philosophie im Profil Fachergänzung und ist seit Oktober 2018 beim ALBRECHT. Sie schreibt Artikel für alle Ressorts, vorzugsweise welche, in denen sie sich aufregen kann. Von Januar 2019 bis Januar 2022 leitete sie das Lektorat.

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