Es ist das Jahr 2134 in England; vor sechs Jahren wurde mit der sogenannten „Abkehr“ jegliche Technologie vom selbsternannten König Leopold de Marais für die gesamte Gesellschaft verboten. Die achtzehnjährige Ophelia Scale hatte sich ihre Zukunft anders erträumt. Sie wollte, wie ihre Eltern es damals taten, mit der Technologie arbeiten, doch dies ist nun unmöglich. Sie schließt sich der Widerstandsgruppe ReVerse an, welche gegen das System des Königs kämpft.

Als der königliche Palast neue Mitglieder für den Geheimdienst sucht, erkennen Ophelia und ReVerse die Chance und sie wird als Spionin in den Palast eingeschleust, um den König zu töten. Nach einer Reihe von Auswahlprozessen kommt sie dem König näher, als sie es je für möglich gehalten hätte. Jedoch steht sie einem Zwiespalt zwischen Gut und Böse und muss sich entscheiden, ob sie ihrem ursprünglichen Auftrag weiterhin nachgeht oder sich der Seite des Königs anschließt.

„Im Jahr 2134 waren wir praktisch wieder in der vortechnologischen Steinzeit angekommen.“

Ophelia Scale – Die Welt muss brennen, Seite 30

Ophelia Scale – Die Welt wird brennen ist der Auftakt der dystopischen Triologie von Lena Kiefer aus dem cbj-Verlag (Band zwei und drei erscheinen im August und November 2019). Der Stand der Technologie ist das Hauptthema des Buches und stellt die möglichen Probleme einer sich immer weiterentwickelnden Technologie dar. Zu Beginn des Buches werden Fachbegriffe wie „Wrist InterLink“ (ein Chip unter der Haut, der wie unser heutiges Smartphone fungiert) oder „TransUnit“ (ein autonomer Personenwaggon, der sich ohne Schienen auf den Straßen fortbewegt) eingeführt und erläutert, sodass die Lesenden einen Eindruck gewinnen, wie fortgeschritten die Technik und wie abhängig die Gesellschaft von ihr ist. Die „Abkehr“ wirkt zu Beginn der Geschichte als willkürliche Handlung des Königs, seinem Volk die Vorzüge eines technologisierten Lebens zu entziehen. Jedoch wird durch weitere Handlungen schnell klar, dass der König die „Abkehr“ lediglich zum Schutz der gesamten Bevölkerung ausgerufen und auch sich selbst die Verwendung von Technologie verboten hat. Die Gründe für dieses Verbot werden vor der Gesellschaft geheim gehalten – auch dies wieder zum Schutz aller. Wegen dieser Unkenntnis bilden sich Widerstandsgruppen wie ReVerse, welche die „Abkehr“ rückgängig machen wollen.

„Es war das Ende jeder freien Entfaltung, das Ende jeder objektiven Meinungsbildung. Das Streben nach Freiheit und Wissen, in den Industrienationen ehemals ein Geburtsrecht unserer Spezies, war absoluter Kontrolle gewichen. Das war kein Paradies – es war die Hölle.“

Ophelia Scale – Die Welt muss brennen, Seite 31

Die dystopische Welt ist vom Anfang bis zum Ende durchdacht und mit vielen Einzelheiten gespickt. Dies beginnt mit der Erläuterung fortgeschrittener Systeme wie dem „Wrist InterLink“ und geht hin bis zur Erklärung, welche Firmen sich mit der Technologie beschäftigt und diese mitentwickelt hatten, bevor die „Abkehr“ ausgerufen wurde. Es wird verdeutlicht, wie stark die Veränderung war und wie sehr die Gesellschaft die Technologie selbst für alltägliche Dinge genutzt hatte.

Lena Kiefer hat es geschafft, eine Welt zu erschaffen, welche 115 Jahre in der Zukunft liegt, aber trotzdem so realitätsnah wirkt, dass diese Zukunft durchaus denkbar erscheint. Eine Welt ohne Technologie ist bereits heute nicht vorstellbar. Es stellt sich die Frage wie es wäre, von heute auf morgen ohne sie zu leben und wie es in ein paar Jahren sein wird, wenn der Stand der Technologie weiter voranschreitet.

Autor*in

Rebecca ist 27 Jahre alt, studiert Deutsch und Philosophie im Profil Fachergänzung und ist seit Oktober 2018 beim ALBRECHT. Sie schreibt Artikel für alle Ressorts, vorzugsweise welche, in denen sie sich aufregen kann. Von Januar 2019 bis Januar 2022 leitete sie das Lektorat.

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