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„Zur nächsten Sitzung lesen Sie bitte alle die empfohlenen Aufsätze, dann kommt vielleicht auch mal eine Diskussion zustande. Im Semesterapparat finden Sie alle Unterlagen.“ Immer peinlich, wenn ein Seminar so enden muss. Zum nächsten Mal werde ich die Texte lesen, irgendwie ist es ja auch langweilig, nicht mitreden zu können. Sofort such ich sie mir raus – na gut, einen Tag vor dem Seminar tut es auch.

„Semesterapparat“ hatte die Dozentin gesagt – dürfte ja kein Problem sein. Sicher meint sie das OLAT, auf diese Plattform fahren die Sozialwissenschaftler gerade total ab. Hm, wie war die Adresse? Kein auffindbarer Link auf der Uni-Seite? Der Umweg über Google muss wohl sein! Jetzt aber: Einfach Benutzernamen und Passwort eingeben – Benutzername? Stimmt, für die Uni heiße ich schließlich STUxxx. Mein Passwort? Ohja, der eingängige 13-stellige RZ-Pin – diese Zahlenkombination fällt mir mittlerweile schneller ein als der Geburtstag meiner Mutter. Drin bin ich schonmal, wo ist nun mein Kurs? Den finde ich zwar nicht, dafür werde ich aber eingeladen, mich in einer virtuellen Lernrunde mit anderen OLAT-Opfern über die Texte auszutauschen, die ich nicht lesen kann. Nein, danke.

Vielleicht hat sie die Texte auch ins Moodle gestellt? Oder ins Visum? Beides ebenfalls sehr beliebte Online-Plattformen, die den Studenten das Lernen erleichtern sollen. Oder die Texte sind in einer semi-übersichtlichen Google-Group gespeichert? Das Wort „Semesterapparat“ eröffnet mittlerweile eine Vielzahl semantischer Felder. Apropos „Semantik“, da sollte ich doch auch noch etwas lesen. Der Aufsatz soll direkt auf der Seite des Dozenten abgespeichert sein. Ich soll den Zugangsschlüssel eingeben. Im College-Block steht er nicht mehr, aber der dritte aus dem Papiermüll gefischte Zettel macht mich schlauer: „Tomate54“ lautet der Online-Code. Wer denkt sich denn sowas aus? Offensichtlich niemand, der wirklich etwas zu sagen hat, denn der Weg zu den ersehnten Materialien bleibt mir trotz „Tomate54“ verschlossen.

Ich bekomme große Lust, eben diese gegen den Computerbildschirm zu werfen. Aber zurück zum morgigen Seminar. „Frustration als soziales Phänomen“ lautet der Name der Veranstaltung – die Texte habe ich zwar nicht gelesen, aber ich könnte als Gegenstand einer empirischen Untersuchung dienen. Am nächsten Tag frage ich nach den Texten, die übrigens auch niemand anderes gefunden hat. Die Antwort: „Im Handapparat in der Seminarbibliothek, da liegen sie im Ordner zum Kopieren bereit.“ Aha, so geht‘s also auch.

Nathalie war bis 2011 Teil der Redaktion.

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4 Kommentare

  1. Wenn man sich ein wenig schlau machen würde, dann wäre das mit dem OLAT-System eigentlich gant einfach.

    Zum einen gibt es einen Präsidiumsbeschluss der OLAT zur zentralen Lenrplattform macht. Wenn Dozenten also noch mit Moodle und Co. arbeiten, sind die Dozenten schuld.

    Zum anderen hilft es bisweilen, wenn man sich die Anleitung zu OLAT durchliest. Dann wird man nämlich feststellen, dass es nicht der „13-stellige RZ-Pin“ ist, den man zum Einloggen benötigt, sondern das selbst gegebene Passwort welches ohnehin benötigt wird, wenn die Uni-Email abgerufen werden soll.

    Und der Link zu OLAT ist auf der Startseite unserer Uni-Homepage gut zu sehen. Augen auf, im Straßenverkehr!

    Wenn ein Studierender im OLAT eingeloggt ist und sogar zu einer Gruppe eingeladen wurde, dann stehen auch die Kurselemente zur Verfügung. Ergo auch hochgeladene Texte. Wer mit Windows umgehen kann, der kriegt auch OLAT bewältigt.

    Wenn Texte nicht online gestellt werden, dann ist es auf jeden Fall nicht die Schuld des Systems sondern des Dozenten bzw. der Dozentin.

    Von daher verstehe ich die künstliche Aufregung die durch diese Kolumne erzeugt wird nicht so wirklich.

    Auch für Glossen oder andere journalistische Stilformen gilt: Recherchieren ist alles!

    • Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie von OLAT gehört. In meinen Fächern verwendet es keiner. Nicht einer. Dafür gibt es zwei Moodle-Plattformen, eine vom ZFS und eine von NDL, und diverse verschlüsselte Seiten auf den einzelnen Institutsseiten. Ich kann die künstliche Aufregung wunderbar verstehen. Es gibt so einiges mehr, wenn der Tellerrand nicht zum Sichthindernis wird.
      Apropos, die Randnotiz hat Kommentarfunktion und beansprucht, außer einer subjektiven Erfahrungsschilderung, keinen Informationsgehalt für Erstsemester.

  2. Und obwohl eine Glosse, was die Randnotiz ja sein soll, in der Tat Kommentarfunktion hat und eine subjektive Erfahrungsschilderung beinhalten kann bzw. im Normalfall auch sollte, so ist es dennoch schwach, wenn die Kerninformationen schlecht recherchiert sind und daher falsch wiedergegeben werden.

    Denn dies führt bei einer populären Glosse dazu, dass der Leser diese Falschinformationen für gegeben annimmt. Durch die meist kritische Auseinandersetzung mit dem in der Glosse behandelten Thema kann dies dann im Endeffekt dazu führen, dass der Leser der Meinung des Autors/der Autorin zustimmt, da dessen/deren Argumentation glaubhaft formuliert wurde. Diese Meinung fundiert dann im schlechtesten Fall auf Fehlinformationen.

    Durch schlechtes Recherchieren verfehlt der Glossenautor/die Glossenautorin, der bzw. die ja letzlich auch dem journalistischen Volke zuzuordnen ist, daher seinen berufsmäßigen Auftrag: Das Informieren und das Abbilden der Wirklichkeit.

    Ein gutes Beispiel für eine schlechte Glosse (eigentlich ist es keine Glosse aber durch den Inhalt wird mein Beispiel zu einer) ist die tägliche Meinung des Franz Josef Wagner, der als popularisierender und meinungsmachender ‚Journalist‘ in der Bild(zeitung) publiziert.

    Gut, diese Glosse möchte ich jetzt nicht mit dem niedergeschriebenen (sagen wir mal vorsichtig) Erguss des Herrn Wagner vergleichen, trotzdem gilt: Aufpassen und recherchieren.

    Stafan

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