Nach den stressigen Weihnachtstagen, die doch irgendwie besinnlicher gedacht waren, kann das neue Jahr eigentlich starten, oder? Doch genau jetzt funkt wieder mein schlechtes Gewissen dazwischen. Da hat man gerade die Liste der Weihnachtswünsche der Familie und Freunde halbwegs glorreich abgearbeitet, da erstelle ich schon in der Silvesternacht die Nächste: Die Liste meiner guten Vorsätze für das neue Jahr.
Betrachte ich meine derzeitigen Alltag, fallen mir direkt mehrere Dinge ein, an denen ich tatsächlich schrauben könnte. Während meine beste Freundin auf Fleisch verzichtet, hat sich mein Anteil wohl gerade in der Weihnachtszeit dezent verdoppelt. Nicht nur diese Angewohnheit verfolgt mich durch den Dezember: An jeder Ecke sehe ich Schokolade in allen erdenklichen Formen und natürlich greife ich immer zu. Das ein oder andere Mal, vielleicht aber auch noch einmal, immer mit dem Gedanken: Bald beginne ich wieder mit Sport. Nun habe ich die Gelegenheit dieses penetrante Versprechen tatsächlich einzulösen. Und während ich mich schon auf der Anmeldeseite für eines der drölf Fitnessstudios sehe, fallen mir immer weitere Vorsätze ein, die ich dieses Jahr unbedingt umsetzen sollte. Selbstoptimierung steht hoch im Kurs, hab ich mal gelesen. Während ich also in der Silvesternacht gebannt über die Kieler Förde blicke und das Feuerwerk in seinen unzähligen Farben bestaune, explodiert neben mir ein Knaller und mir wird klar: Die Vorsätze werden ebenso schnell verbuffen wie dieser selbstgebastelter Knallfrosch.
Also wieso sich diese Vorsätze vornehmen, wenn es doch leider an der wahren Umsetzung scheitert? Warum sich schon zu Beginn des neuen Jahres Erfolgsdruck aussetzen, völlig unnötig! Eigentlich bin ich sehr zufrieden mit allem, bei mir läuft’s. Aber meine Mitmenschen, die könnten sich ein bisschen mehr anstrengen, sich vielleicht sogar selbst ein bisschen optimieren. Anstatt mich mit Vorsätze zu belegen, wälze ich diese auf meine Familie und Freunde ab. Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid, oder nicht? Ich ziehe mich damit keineswegs aus der Affäre, denn ich muss mir Gedanken machen, welcher Vorsatz zu welcher Person passt. Bis ich diese Liste jedoch vervollständigt habe, ist auch schon wieder Februar. Kein normaler Mensch nimmt spricht dann noch von „guten Vorsätzen“. Problem gelöst!
Quelle Titelbild: Theo Crazzolara
Eric schreibt seit dem Sommersemester 2013 für den Albrecht. Seit 2015 leitet er das Kulturressort und ist für alle kulturelle Neuigkeiten Kiels im Print und Online verantwortlich.