“I want to ride my bicycle, I want to ride it where I like.”
Bicycle Race – Queen
Liest man dieses Zitat, wird einem schnell klar, dass Freddy Mercury wohl nie im städtischen Fahrraddschungel unterwegs gewesen sein konnte – geschweige denn auf der Olshausenstraße. Denn dort herrschen andere Gesetze: Klar definierte Fahrradwege, Richtungsanzeiger und Busmarkierungen – Ordnung ist hier das oberste Gebot. Recht dagegen weniger. So kommt es, dass die aus den Hörsälen strömenden Massen sich nicht weniger für Fahrradwege interessieren könnten, wenn sie ihren Kampf um Leben und Tod beim Einsteigen in die Busse antreten. Da stören die neun, zehn verursachten Fahrrad-Vollbremsungen und darauf folgenden Massenkarambolagen nicht weiter. Schließlich ist man wirklich gerade anderweitig beschäftigt. Keine Rücksicht auf Verluste! Und erst recht nicht auf Fahrradwegmarkierungen. Gegen solch vollkommene Ignoranz hilft natürlich nur Aggressiv-Klingeln und In- Hacken-Hineinfahren. Einst herrschte zwar das Gerücht, dass es irgendwo noch einen zweiten, nicht über den Bürgersteig führenden Fahrradweg geben soll. Aber niemand weiß so recht, wo sich der wohl befinden mag. Also hecheln die Radfahrenden weiter brav auf dem schmalen, ihnen zugewiesenen Streifen den Uniberg hinauf. Ein Unterfangen, das theoretisch gut durchführbar sein sollte, wären da nicht die Torschlusspanik-Ampelüberquerer. Die Kindergartenlogik des links und rechts Schauens erübrigt sich völlig, wenn die Ampel in jedem Moment auf Rot umspringen könnte. Da muss man Verständnis haben. Genau wie für die Smartphone-Schlurfer dieser Welt. Wer in der Social Media Wildniss up to date bleiben will, hat nun wirklich keine Zeit, darauf zu achten, auf welchem Teil des betonierten Untergrundes er oder sie zur Zeit spaziert. Auch die passiv-aggressiven Jungeltern sind immer wieder eine Freude. Wenn das Kind schreit, gibt es kein Halten mehr! Wen interessiert es da, dass man sich mitten auf dem Radweg befindet. Zwar ist es selbstverständlich, dass die Lance Armstrongs dieser Welt nichts auf dem Fußgängerweg zu suchen haben, dort könnten sie die lieben Kleinen schließlich umfahren. Doch man wird wohl noch verlangen dürfen, dass sie ausweichen, wenn die Jungeltern gerade mit ihrem Kind ein Gespräch auf dem Radweg zu führen haben. Schlussendlich stellt man fest, dass Freddy doch hier unterwegs gewesen sein musste. Wie sonst sollte er die Inspiration für die Passage „where I like“ gewonnen haben, wenn nicht auf der Kieler Olshausenstraße.
Leona ist seit Juni 2014 Teil der Redaktion und war von Dezember 2014 bis Februar 2017 Chefredakteurin der Print-Ausgabe des ALBRECHT. Anschließend leitete sie die Online-Redaktion bis Mitte 2018. Leona studiert Englisch und Französisch an der CAU, schreibt für verschiedene Ressorts der Zeitung und kritisiert Land, Leute, Uni und den Status Quo ebenso gerne wie Platten.