Eine Diät der Seele als therapeutischer Ansatz gegen eine Vielzahl von Krankheiten, Übergewicht, aber auch Unzufriedenheit und Ziellosigkeit: Bereits nach dem zweiten Tag sollen Fastende vor unbändiger Kraft nur so strotzen und Körper und Geist sollen einander wieder ein bisschen näher sein. Völlig im Reinen mit sich und der Welt wird nicht nur auf feste Nahrung verzichtet, sondern auch auf jegliche Art von Genussmitteln wie Kaffee und Alkohol sowie Medienkonsum. Für mich bedeutete dieser Verzicht vor allem den Versuch einer Reinigung von Spuren eines jahrelangen Spaghetti-mit-Pesto-Konsums. 

So weit, so gut 

Auch ich habe mich als Versuchsperson an dieses Experiment gewagt. Begleitet und motiviert von einer Freundin, die ausgebildete Heilpraktikerin ist, startete ich meine 5-tägige Fastenkur. Über das Internet bestellte ich mir im Vorhinein Säfte, die mich drei Tage lang mit Vitaminen und Mineralien versorgen sollten, die restlichen zwei Tage wollte ich mich ausschließlich von Suppe und Tee ernähren. Wer Säfte mit Smoothies verwechselt, liegt hier leider falsch, da es sich bei diesen Säften wirklich nur um die Flüssigkeit der verarbeiteten Obst- und Gemüsesäfte handelt, ohne Fasern und Ballaststoffe.  

Jetzt geht’s los! 

Tag 1 startete leichter als gedacht. Die Säfte waren wirklich lecker und auch das Hungergefühl ließ sich durch sie in den Griff kriegen. Tatsächlich fühlte ich mich weniger müde, sehr motiviert und energiegeladen. 

Bereits am zweiten Tag ließen die Obst-Gemüse-Säfte mein Herz nicht mehr allzu hoch schlagen. Morgens fühlte ich mich sehr schwach. Ich fieberte meinem ersten Saft entgegen, und zählte die Minuten bis zum darauffolgenden. Mein Körper zehrte nach Kalorien, nach Nahrung, und das den ganzen Vormittag lang. Nachmittags bekam ich Besuch und hoffte auf genügend Ablenkung. Ich wurde im Laufe des Tages dann mit einem gemeinsamen ‚Essen’ konfrontiert, oder auch: Mein Freund aß eine Pizza und ich schlürfte eine Gemüsebrühe (ohne Substitut hätte ich das nicht durchgestanden). 

Tag 3 begann damit, dass ich um fünf Uhr morgens aufwachte. Mit Hunger. Beziehungsweise war es kein richtiger Hunger, sondern eher ein unangenehmes Magenziehen, das mich darauf hinweisen wollte, doch endlich mal etwas Ordentliches zu mir zu nehmen. Es war so langanhaltend und um diese Uhrzeit unerträglich, dass ich mir tatsächlich ein kleines Glas Buttermilch einschenkte und meinen Magen so etwas beruhigen konnte.  

Am vierten Tag trat eine Veränderung meines Ernährungsverhaltens ein. Zum ersten Mal nach drei Tagen musste ich keinen Saft trinken (und ja, das war eine Erleichterung), sondern habe den Morgen mit einer Kanne Tee und einem kleinen Glas Buttermilch gestartet. Geheiligt sei die Buttermilch, denn ich muss zugeben, dass sie mir über den einen oder anderen schwachen Moment geholfen hat. Außerdem konnte ich endlich wieder einkaufen. Das hatte mir tatsächlich sehr gefehlt! Die Zubereitung der wässrigen Suppe gab mir das Gefühl, dass ich schon bald wieder etwas Richtiges zwischen die Zähne kriege. Leider blieb es dabei und ich mit einem unbefriedigten Gefühl zurück.  

Den fünften Tag durchzog ein unersättlicher Appetit auf Kohlenhydrate jeglicher Art. Gleichzeitig war ich unglaublich launisch und eine Zumutung für jede Person in meiner unmittelbaren Nähe. Ich zählte die Stunden bis zum Fastenbrechen und ertrug es kaum, dass sich der Tag wie ein Kaugummi in die Länge zog. Dass es mir so schlecht ging, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ich nachmittags einen Chai-Tee in einem Café getrunken hatte, der für mein Befinden mindestens 1 Kilogramm Glucose enthielt und so meinen Blutzucker nach etlichen Tagen des Zuckerverzichts in die Höhe trieb. Der Heißhunger ließ dann nicht lange auf sich warten.  

Schlussendlich konnte ich am darauffolgenden Tag endlich wieder feste Nahrung zu mir nehmen. Anders als vom therapeutischen Fasten empfohlen brach ich mein Fasten natürlich nicht mit einem geriebenen Apfel, sondern mit dem Endergebnis eines von Heißhunger geplagten Einkaufs. Es gab Nudeln mit Thunfisch und körnigem Frischkäse – und falls es jemanden interessieren sollte: Danach war ich sauglücklich. 

Trotz einiger Fastenkrisen fühlte ich mich während des Nahrungsverzichts keineswegs dauerhaft schlecht, sondern tatsächlich leichter denn je, mein Darm war ausgeruht und das Gefühl, jeden Tag eine so große Menge an Vitaminen und Mineralien zu mir zu nehmen, war sehr angenehm. Mir persönlich reicht es dennoch, beim nächsten Mal nur drei Tage zu fasten, fünf Tage sind mir als blutige Anfängerin noch etwas zu lang.  

Autor*in

Anika studiert BWL an der Fachhochschule Kiel. Seit September 2019 ist sie beim ALBRECHT als Redakteurin tätig, seit Januar 2020 zusätzlich als Ressortleiterin der Gesellschaft.

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