Die Filmfrage zum Fest

Die Geschichte geht so: Big City Girl fliegt über die Feiertage in ihre kleine, beschauliche Heimatstadt und muss sich dort gezwungenermaßen mit dem grummeligen, jedoch liebenswerten Small Town Boy auseinandersetzen. Zusammen retten sie dann Weihnachten, indem sie die lokale Zuckerstangenfabrik renovieren/den Markplatz mit Lichterketten überraschen/das Krippenspiel vor der Regie einer Off-Off-Broadway Amateurin bewahren. Wichtige Dinge eben. 

So oder so ähnlich funktioniert das Schema HallmarkWeihnachtsfilm, ein Konzept, welches seit über 20 Jahren begeisterten Anklang in der breiten Masse findet. Jedes Jahr bringt der amerikanische Sender und inzwischen auch Streaming-Dienste wie Netflix dutzende neue Auflagen heraus. In den Grundzügen ähneln sie sich alle und trotzdem wird jeder einzelne bis zum Exzess konsumiert. Schließlich gehören A Christmas Castle, A California Christmas und Single All The Way inzwischen genauso zur Vorweihnachtszeit wie Spekulatius und Mandarinen.  

Alt ist immer besser 

Trotz allem fühlen sich Filme dieser Machart häufig gehetzt und billig an. Sind sie schließlich auch. Aber mehr ist immer besser, oder? Naja. In dieser Zeit greifen deswegen viele gerne auf die großen Vorbilder der Weihnachtsfilme zurück. Die 40er-Jahre-Filme Das Wunder von Manhattan und Ist das Leben nicht schön? versetzen uns in eine andere, vermeintlich bessere Zeit voller Wunder und Nostalgie. Die Geister die ich rief und Die Muppets – Weihnachtsgeschichte, als Neuinterpretationen eines des tatsächlich ältesten Weihnachtsklassikers von Charles Dickens, sind Must-Watches für jeden Dezember.  

Ein persönlicher Favorit ist und bleibt in dieser Kategorie Tatsächlich…Liebe. Viele kleine Lebensgeschichten in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest überschneiden sich, werden zusammengeführt und ergeben nach und nach ein Gesamtbild, dass zur Abwechselung mal reale oder zumindest realitätsnahe Bilder der Liebe zeichnet. In Kombination mit einem Cast von Groß Britanniens berühmtesten und berüchtigtsten Schauspieler*innen der 2000er gehört der Film von Richard Curtis in absolut jede Weihnachtsfilmsammlung. 

Was kann und was nicht 

Was aber sowohl die schnell und mit geringem Budget gedrehten Produktionen und die großen Klassiker der Weihnachtsfilmgeschichte gemein haben, ist die Thematik der Feiertage als unabdingbarer Bestandteil der Geschichte. Sie ist also eine Voraussetzung für das Genre. Wie sind dann allerdings Filme wie die Stirb langsam-Reihe auf der Liste vieler für die Feiertage gelandet?  

Sie spielen zwar zur Adventszeit, doch wirklich relevant für den Verlauf des Filmes ist das nicht. Dinge explodieren zu lassen, funktioniert genauso gut im Mai wie im Dezember. Und das mollig wohlige Gefühl, das so essentiell zum Geruch von frischgebackenen Keksen und Apfelpunsch gehört, kommt beim Geräusch von Maschinengewehren und Helikoptern auch nicht auf. Es kann nicht einmal wirklich behauptet werden, dass der alte Charm, die Nostalgie von Filmen wie Sissi oder Der kleine Lord hier mitschwingt. Dazu ist die Thematik einfach zu modern. Daher würde ich behaupten: Nein, Stirb langsam ist kein Weihnachtsfilm. Egal was Joschka behaupten mag.  

Autor*in

Janne ist seit 2019 Teil der Albrecht-Redaktion, zunächst als Leitung des Kulturresorts und Social Media, dann bis Anfang 2024 für ein Jahr als stellvertretende Chefredaktion.

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