Damals, bevor jeder dieses Internet, von dem jetzt alle reden, nutzte, kauften sich musikbegeisterte Menschen mit ihrem Ersparten die Platten ihrer Lieblingsmusiker in Plattenläden. Nach Vinyl wurde die Musik auf CDs gebannt und anschließend als MP3-Dateien. Mittlerweile ist Musik ohne Einkauf oder Download möglich. Streaming-Seiten stellen teils kostenpflichtig, teils illegal Musik fast aller Künstler zur Verfügung. Dadurch werden immer weniger Platten und CDs verkauft und stattdessen endlose und hoffentlich werbefreie Streams der Lieblingsmusik im Internet genutzt. Da die Bands natürlich trotzdem gewürdigt werden sollen, gehen die Leute nun eher auf Festivals oder zu Einzelkonzerten. Für weniger bekannte Bands ist dies neben Merchandising eine zuverlässige Möglichkeit, an Geld zu kommen. Doch von einem Konzertticket, das vielen Besuchern bereits zu teuer erscheint, verdient die Band durch den hohen Aufwand der Planung, wenn überhaupt, nur wenig. Der Flensburger Veranstalter mittendrin Veranstaltungs Gmbh gab uns einen Überblick, was alles zu der Planung eines Konzertes gehört und wer daran – und somit auch an den Kosten – beteiligt ist.
Wenn eine Band auf Tour gehen will, spricht sie dafür zunächst die Rahmenbedingungen mit ihrer Buchungsagentur ab. Dabei geht es um den Zeitraum, die Anzahl der Auftritte und auch um das Geld, das die Band dabei bekommt. Die endgültige Gage lässt sich erst nach Abzug der Produktionskosten berechnen, welche die Kosten für Transport, Management, Unterbringung, Equipment und Techniker beinhalten. Erst wenn durch genug verkaufte Tickets alle Kosten gedeckt sind, können die Künstler am Konzert verdienen. Nun treten die Buchungsagentur und ein lokaler Veranstalter in Kontakt, um die Möglichkeit eines Konzertes in der betreffenden Stadt auszuhandeln.
Da die Konzertveranstalter hohe Kosten für das Konzert tragen, ist es für sie ein finanzielles Risiko, das Konzert zu veranstalten. Denn erst bei genug verkauften Tickets können die Kosten gedeckt und Gewinn erwirtschaftet werden. Deshalb wird zunächst überlegt, wie viele Besucher die Band generieren kann und in welcher Location die geschätzte Zahl zu einem fairen Preis unterkommen kann. Kommt es zu einem Deal zwischen Buchungsagentur und Veranstalter, kümmert sich letzerer um die Location, wodurch sich dann mögliche Termine präzisieren. Aus diesen Möglichkeiten entwickelt die Agentur einen Tourplan.
Um genug Menschen zum lokalen Konzert zu locken, muss es über soziale Medien, Pressekontakte und Plakate beworben werden. Dies übernehmen das Management, der Künstler und der Veranstalter. Außerdem muss der Veranstalter die Kosten der Location, die Technik, das Catering für die Band und natürlich die Personalkosten leisten, die Zahlung an die GEMA trägt er häufig auch. Neben der Planung und der Interaktion mit allen Beteiligten, kümmert sich der Veranstalter am Konzerttag um einen reibungslosen Ablauf.
Da es viel Arbeit wäre, auch noch die Tickets zu verkaufen, wird diese Aufgabe oft abgegeben. Um ein großes Publikum über eine breite Plattform anzusprechen, übernimmt meist CTS Eventim diese Arbeit, da sie bei weitem Marktführer sind, und somit auch die meisten potenziellen Ticketkäufer erreichen. Da die Vorverkaufsstellen (lokal oder online) 10 bis 15 Prozent Vorverkaufsgebühr bekommen, erhöht sich der ursprünglich berechnete Preis um diesen Prozentsatz und eine Systemgebühr vom Ticketverkäufer.
Für die gesamte Veranstaltung fließt also viel Geld an verschiedene Leute, manchmal ohne einen Gewinnanteil für die Band oder den Veranstalter. Unbekannte Bands können mit einer Tour zufrieden sein, aus der sie ohne Minus herausgehen. Je bekannter die Band, desto höher die potenzielle Gewinnsumme. Bei einem Hallenkonzert beispielsweise wären durch die hohe Miete für eine große Halle und die vielen, im Vorfeld und vor Ort, beteiligten Menschen die Ticketpreise höher und der Umsatz im sechsstelligen Bereich. Wem beim nächsten Ticketkauf der Preis zu hoch erscheint, kann dieses Urteil durch die hohen Kosten und die viele entstehende Arbeit vielleicht revidieren. Besonders, da außer dem für Konzerte bezahlten Geld mittlerweile kaum noch etwas von den Konsumenten an die Musikindustrie fließt und Konzerte die größte Einnahmequelle der Künstler sind.
Studiert seit 2013 Psychologie in Kiel, und frönt dem ALBRECHT seit dem Wintersemester 2014/15, von 2015 bis 2017 als Bildredakteurin und von Januar 2017 bis Januar 2018 als stellvertretende Chefredakteurin.