E-Journal Closure bietet ein Forum für Arbeiten im Bereich der Comicforschung von Nachwuchswissenschaftlern

Comics sind vielen aus ihrer Kindheit bekannt, denn Mickey Mouse sowie Comics über Superhelden wie Superman oder Batman ebenso wie Tim und Struppi hat fast jeder gelesen. Doch dass das Feld der Bild-Text-Geschichten noch weiter reicht, ist bisher kaum bekannt. Neben der unterhaltenden Funktion spielt ‚Die ernsthafte Seite der Comics‘ eine wichtige Rolle, wie der gleichnamige Artikel von Roger Dale Jones im Kieler e-Journal für Comicforschung Closure beweist. Mit dem jüngst zum ersten Mal erschienenen e-Journal tragen nun auch Nachwuchswissenschaftler der CAU zur Erforschung dieses komplexen Gegenstandes bei. Mit einer Mischung aus fachlichen Aufsätzen und Rezensionen zu Comics, ist die erste Ausgabe von Closure im Netz zu finden, die künftig jährlich mit Zwischenausgaben erscheinen soll. Ein Teil der Aufsätze beschäftigt sich mit basalen Texten zu Begrifflichkeiten und Formaten des Comics. Wieder andere Aufsätze stellen Verbindungen zwischen Comics und Politik, Quantenphysik oder Film her.

„Die Rezensionen machen richtig Lust aufs Schmökern“, findet Cord-Christian Casper, einer der vier Herausgeber von Closure. Neben der Bewertung von Fachliteratur werden auch neue Comics vorgestellt. Anhänger der bebilderten Geschichten finden hier verschiedene Arten von der futuristischen Science-Fiction-Story The True Lives of the Fabulous Kiljoys, die Maximiliano Fancisco Ramis de Ayreflor und Dennis Wegner rezensiert haben, über Neuinterpretationen von Reineke Fuchs (Julia Ingold und Nikolai Ziemer) bis zu Don Quijote (Khaled Awad und Oliver Lüthje) und einigen Comics mehr.

Die erste Ausgabe von CLOSURE, dem ersten deutschen e-Journal für Comicforschung, ist November erschienen. Grafik: Volker Sponholz
Die erste Ausgabe von CLOSURE, dem ersten deutschen e-Journal für Comicforschung, ist November erschienen.
Grafik: Volker Sponholz

Der Begriff Closure entstammt der Comicforschung und beschreibt den Raum zwischen zwei Bildern im Comic. Dieser Zwischenraum muss vom Leser mit Sinn gefüllt werden. Es geht um den Prozess, der beide Bilder verbindet. „Der Leser muss erkennen, dass die Figuren oder Gegenstände auf den Zeichnungen gleich sind und dass dazwischen eine Bewegung oder ein Prozess vollzogen wurde“, erklärt Casper. Titel und Konzept haben sich Gerrit Lembke, Dozent am Seminar für Neuere Deutsche Literatur und Medien, Julia Ingold, Studentin der Kunstgeschichte und Gegenwartsliteratur und Kunstgeschichts-Dozentin Susanne Schwertfeger 2013 überlegt. Das gemeinsame Ziel war es, ein Forum für die wachsende Comic- Wissenschaftsgemeinschaft einzurichten, in dem auch Nachwuchswissenschaftler die Möglichkeit haben, Aufsätze und Rezensionen zu publizieren. Die Redaktion formierte sich aus dem Seminar mit dem Titel ‚Das Comic als Gegenstand der Forschung – Interdisziplinäres Projektseminar zur Analyse von graphischer Literatur‘. Gerrit Lembke, Susanne Schwertfeger und Cord-Christian Casper haben mit den circa 30 Studierenden verschiedene Kompetenzen erarbeitet, die für das Entstehen des e-Journals wichtig sind. „Neben der Vermittlung von Basiswissen über Comics wurde in offener Lernatmosphäre diskutiert“, erzählt Casper. Als es um die Bezüge zur Praxis ging, stieß auch Rosa Wohlers gemeinsam mit anderen Studierenden dazu. Wohlers arbeitet als Lektorin in einem Verlag und promoviert derzeit an der CAU. Sie nahm an den Workshops zum Redaktionswesen teil und berichtete von ihren praktischen Erfahrungen. In der Redaktion sorgte sie dafür, dass die Texte auch sprachlich akademischem Niveau entsprechen, ohne zu kompliziert zu sein. „Da wir aus der deutschen, englischen und französischen Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte zusammenarbeiten, ist es wichtig, dass die Texte auch von Lesern der jeweils anderen Fachrichtung verstanden werden können“, meint Rosa Wohlers. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen sei wichtig, da Comics sowohl aus Texten als auch Bildern bestünden. „Genau diese Möglichkeit, die Geschichte durch Bilder komplexer zu gestalten, fasziniert mich“, erzählt sie. Das lässt sich auch bei den Autoren von Closure erkennen.

Das Projekt wurde von PerLe unterstützt und soll aufgrund der positiven Rückmeldungen auch in Zukunft weitergeführt werden. Daher können sich Interessierte an der Comicforschung gern beim Closure-Team melden. Die nächste Ausgabe soll im Mai erscheinen.

Anna Lisa ist seit dem Herbst 2010 als Redakteurin beim Albrecht tätig. Sie schreibt besonders gern Opernkritiken und Theaterrezensionen und leitete mehrere Jahre das Kulturressort. Der kulturelle Schwerpunkt begründet sich im Studium der Fächer Deutsch und Europäische Ethnologie/ Volkskunde.

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