Unabhängige Hochschulzeitung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Da ist sie wieder. Diese eine Formulierung, die im aktiven Wortschatz eines jeden Menschen unter 40 Jahren verankert ist und einen Knoten im Gehörgang provoziert. „Eigentlich ganz cool“ – eine Formulierung, so schwammig wie ein Gummibärchen, das über Nacht im Regen lag. Was genau wollen wir mit dieser Floskel aussagen? Wir benutzen sie zur Beschreibung von Büchern, die wir gelesen, Musik, die wir gehört, oder Ausflügen, die wir getätigt haben. Dies wird unter dem faulen Deckmantel der Coolness präsentiert. Es ist doch schon praktisch, wenn wir uns nicht mit anderen positiv konnotierten Wörtern wie mitreißend‘, spannend bis zur letzten Seite‘, berührend‘, großartig‘ oder gar romantisch‘ rumschlagen müssen, wenn doch alles einfach nur cool sein kann. Cool‘ ist eine leere Hülle, die nur ausdrückt, dass das beschriebene Objekt irgendwie gut ist. Eignet sich dieses Wort wirklich, wenn man jemandem eine Band oder ein Buch empfehlen will?

Das Wort cool‘ allein macht aber nur das halbe Problem aus. Ich habe nichts gegen das Wort Coolness‘, es ist in unserer Alltagssprache fest integriert und ich benutze es sehr oft. Was aber wirklich zum Haare raufen ist, ist das Wörtchen eigentlich‘ davor. Man stelle sich einmal vor: Da berichtet man begeistert von etwas, das offensichtlich gut gefällt, mit dem nichtssagenden Begriff cool‘, um diese leere Hülle mit einem eigentlich‘ zu relativieren. Wenn einem wirklich etwas gefällt, warum sollte es relativiert werden? Ist es die Angst davor, dass der Gesprächspartner einem nicht zustimmt? Ist es das Hintertürchen, um ein aber‘ hinterherzusetzen, falls es gerade sinnvoll ist, seine Meinung zu ändern?

Wenn diese Erkenntnis erst einmal da ist, wurmt sie immens – und es wird auffällig, wie oft wir die Floskel tatsächlich verwenden. Was uns vielleicht fehlt, ist der Mut zu Emotionen, der Mut zu einer gewissen Intensität, die wir eher für uns behalten. Gesteht doch einfach, dass ihr bei dem Film geheult habt wie ein Schlosshund, oder dass ihr eine Radtour zu dem romantischsten Ort gemacht habt, den ihr kennt. Solche Dinge sind nicht nur ‚eigentlich‘ cool. Und vielleicht merkt ihr, mit ein bisschen Übung, dass ein klares Statement zur eigenen Meinung eigentlich ganz cool sein kann.


Quelle Titelbild: Alan Levine

Johanna schreibt seit Anfang 2015 vornehmlich für das Ressort Gesellschaft. Seit Februar 2017 ist sie Chefredakteurin des ALBRECHT. Sie studiert seit dem Wintersemester 2014 Deutsch und Soziologie an der CAU.

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